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9. April 2023

MLP Academics und Bamberg liefern ein österliches Offensivspektakel

Ein Basketball-Fest an Ostern: Insgesamt 209 Punkte sahen die 2.853 Zuschauer am Sonntag im SNP dome – zugleich war es das korbreichste Spiel der easyCredit Basketball Bundesliga am 27. Spieltag, der unter besonderen Vorzeichen stand. Denn zum einen machten die MLP Academics Heidelberg beim 109:100 (24:22, 27:34, 26:19, 32:25) gegen Brose Bamberg weiter Werbung für ihren boomenden Sport, zum anderen dürfen Mannschaft, Anhänger und Verantwortliche durchweg positiv in die Zukunft blicken. „Jetzt sind wir durch“, sagte einer jener Edelfans nach dem Offensivspektakel, das für die Heidelberger eine wohltuende Portion an Entspannung mit sich bringt. Das Klassenziel ist nach drei Siegen in Serie (Crailsheim, Oldenburg und Bamberg) in unmittelbarer Reichweite. Realistisch betrachtet reicht vermutlich ein weiteres Erfolgserlebnis aus sieben ausstehenden Partien, zu denen vier weitere Heimauftritte gegen Rostock, Bonn, den MBC und zum Abschluss der regulären Saison Chemnitz zählen.

Wir lassen den Rechenschieber mal getrost in der Schublade. Denn diese Academics-Mannschaft, die sich gefunden hat und deshalb momentan vor lauter Selbstbewusstsein strotzt, hat Lust und Appetit auf mehr bekommen. Der Heimkrimi gegen die höher eingeschätzte Startruppe aus „Freak City“ sollte der beste Beweis für die tolle Moral der Iisalo-Schützlinge sein, die sich in dieses schwierige und für Bamberg bedeutungsvolle Match hineinfighteten und in den Vierteln drei und vier den längeren Atem hatten.

Eric Washington: „Ein richtiges High-Scoring-Game“

Eric Washington: „Ein richtiges High-Scoring-Game“. (c) Andreas Gieser

„Ein richtiges High-Scoring-Game“, analysierte hinterher „Duracell-Männchen“ Eric Washington die Auseinandersetzung, „unsere Fans haben ihren Teil zum besseren Ende für uns beigetragen.“ Das stimmt. Die „nur“ 2.853 Besucher machten gerade in den entscheidenden Phasen einen Höllenlärm, kompensierten sozusagen das Fehlen von knapp 1.300 Menschen, die das Osterfest in der Familie oder eben andere Sportevents im Fußball (SV Sandhausen gegen Greuther Fürth, TSG 1899 Hoffenheim gegen den FC Schalke 04) oder im Handball (Rhein-Neckar Löwen gegen den VfL Gummersbach) bevorzugten.

Wie dem auch sei: Diejenigen, die im SNP dome live vor Ort waren, brauchten ihr Kommen keine Sekunde lang zu bereuen. Es entwickelte sich nämlich von Anfang weg eine Korbjagd, die alles bot, was Basketball zu bieten vermag: Tempo, Hoch und Runter, „Run and gun“, pausenloser Wettbewerb um jeden Ball und jeden Zentimeter auf dem 28 mal 14 Meter messenden Spielfeld. Bereits im ersten Viertel (24:22) schenkten sich die Kontrahenten gegenseitig nichts. Heidelberg lag meist in Front, doch die Bamberger hielten massiv dagegen, nutzten in der Endphase des zweiten Viertels geschickt ihre physische Überlegenheit am Brett aus und profitierten dabei auch von der kleinlichen Regelauslegung der Referees, was vor allem Tim Coleman (14.) und Bryan Griffin (17., jeweils dritte Fouls) frühzeitig in Trouble bringen sollte. Zur Halbzeit (51:56) hatte bereits jeder Brose-Akteur gescort, während bei den MLP Academics offensiv die Hauptverantwortung bei Max Ugrai, Elias Lasisi, Jack McVeigh und Eric Washington lag.

Die sehr variable, auf gegenseitige Hilfe basierende Verteidigungsformation der Hausherren zeigte nach und nach Wirkung. Gegen Ende des dritten Viertels nutzten die Academics Schwächemomente der Franken gnadenlos aus. Ugrai gelang die Wiederholung seines Kunststücks im ersten Viertel. Kurz vor der Sirene netzte er per Dreier zum 77:75 (3. Viertel) ein.

13:0-Lauf der Heidelberger im letzten Viertel

13:0-Lauf der Heidelberger sorgt im letzten Viertel für die Spielwende. (c) Andreas Gieser

Es blieb eng, umkämpft und megaspannend im Schlussviertel. Zunächst schien die Waage zu Gunsten der Gäste zu kippen (86:90, 34.). Doch Headcoach Oren Amiel haderte nun seinerseits mit den Schiedsrichtern und bekam prompt ein Technisches Foul aufgebrummt. Ein Signal? Binnen vier Minuten brachen bei Bamberg alle Dämme, während auf Academics-Seite der bis dahin punkt- und glücklose Tim Coleman urplötzlich leistungsmäßig explodierte. Von 86:90 zogen die Heidelberger auf 99:90 (37.) davon, dieser makellose 13:0-Lauf war zugleich der Dreh- und Angelpunkt eines messerscharfen und ansonsten ausgeglichenen Duells.

Die Stimmung erreichte im SNP dome den Siedepunkt. Die emotionale Wucht von den Tribünenseiten half den Academics dabei, sich das „Ding“ bis zum 109:100 nicht mehr aus der Hand nehmen zu lassen. Joonas Iisalo hatte wiederum auf Shy Ely als siebten Importspieler verzichtet, Akeem Vargas und Niklas Würzner Kurzeinsätze gegeben.

Topleistungen von Max Ugrai, Eric Washington und Elias Lasisi

Topspiel von Max Ugrai. (c) Andreas Gieser

Grandios agierte Max Ugrai in seinem 200. Bundesliga-Spiel. 25 Punkte in 24 Minuten Einsatzzeit sprachen für sich. 88 Prozent Trefferquote aus dem Feld, hundert Prozent Dreier (3/3) wie Freiwürfe (8/8) sind Superwerte – Ugrai spielte wahnsinnig gut. Ihm am nächsten kamen Eric Washington (26 Punkte, 8 Rebounds (!) und sieben Assists) sowie Elias Lasisi (23 Punkte, 75 Prozent Dreier und Zweier) und Jack McVeigh (15 Punkte, 8 Rebounds). Tim Coleman, der Mann für besondere Momente, Bryan Griffin, Bennet Hundt und der ansonsten auffälligere Vincent Kesteloot ergänzten die Abteilung Attacke des genannten Quartetts (89 von 109 Zählern) bestens, womit sich der elfte Saisonerfolg zusammenfassend erklären lässt.

Beim Après wurde die unterschiedliche Gefühlslage deutlich. Bamberg benötigt Siege, Siege, Siege, um die Playoffs im Last-Minute-Verfahren noch zu erreichen. Für die MLP Academics hat sich vor dem nächsten Heimspiel am Freitag (19 Uhr) gegen die Rostock Seawolves – an Ostern den FRAPORT Skyliners Frankfurt mit 77:99 unterlegen – alles weiter aufgelockert. „Das weiß ein jeder, wer’s auch sei, gesund und stärkend ist das Ei“, hat der deutsche Dichter und Humorist Wilhelm Busch mal über Ostern geschrieben.

Bei den MLP Academics ist ein gesundes Maß an Heiterkeit und Gelassenheit angesagt. Nach der Revanche und Osterfeier gegen Bamberg und dem dritten Streich in Folge allemal.

 

Stimmen zum Spiel:

„Wir haben einen sehr guten Job heute gemacht. Wir haben in der Offensive stark gespielt. Wir hatten einige Foulprobleme in der ersten Halbzeit, haben aber in der Defensive einen besseren Job gemacht und konnten nach der Halbzeit unsere gewohnte Rotation trotz der Fouls beibehalten. Ich bin sehr glücklich über den Sieg, die Stimmung war trotz Ostern sehr gut heute.“ – Joonas Iisalo, Headcoach der MLP Academics

 

„Glückwunsch an Heidelberg zum heutigen Sieg. In den Krisen-Momenten, als sie ihr Selbstvertrauen gefunden haben, haben die Heidelberger das Spiel entschieden. Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll. In der Defensive waren beide Teams nicht besonders. In den letzten Minuten haben sie eine bessere Defensive gespielt und dadurch das Spiel für sich entschieden.“ – Oren Amiel, Headcoach von Brose

 

 

Für die MLP Academics Heidelberg spielten: Eric Washington 26 (2 Dreier), Max Ugrai 25 (3), Elias Lasisi 23 (4), Jack McVeigh 15 (3), Tim Coleman 9 (2), Bryan Griffin 6, Vincent Kesteloot 4, Bennet Hundt 1, Niklas Würzner, Akeem Vargas, Lukas Herzog (DNP), Felix Edwardsson (DNP).

Brose Bamberg: Patrick Miller 19, Jaromir Bohacik 15 (2), Christian Sengfelder 13 (1), Spencer Reaves 11 (3), Gerel Simmons 11 (1), Kevin Wohlrath 10 (1), Patrick Heckmann 7, Devon Thomas 6, Soloman Young 4, Gabriel Chachashvili 4.

 

 

Joachim „Jogi“ Klaehn

MLP Academics Heidelberg

Kommunikation und Medien

Zuschauer:innen: 2853
MLP Academics Heidelberg – Basketball mit Zukunft