Es hat sich längst herumgesprochen, dass es im SNP dome vor den Toren der Stadt Heidelberg spannenden Profisport zu sehen gibt. Die MLP Academics Heidelberg bieten den Fans an jedem Heimspieltag ein Spektakel unter den Körben. So auch am Sonntagnachmittag vor dem „Tag der Arbeit“, denn sie triumphierten in der easyCredit Basketball Bundesliga gegen den noch leicht abstiegsgefährdeten SYNTAINICS MBC ziemlich souverän mit 109:91 (32:30, 22:19, 32:19, 23:23). Nicht nur das: Vor 3.936 Zuschauern war’s zugleich der zehnte Erfolg im 15. Heimspiel in der Großsporthalle. Das 83:87 in der Mannheimer SAP Arena gegen den FC Bayern München (vor der Rekordkulisse von 10.454 Anhängern) sei an dieser Stelle ausgeklammert. „Das ist hier eine Festung geworden“, sagte Mannschaftskapitän Akeem Vargas und traf mit seiner Aussage den Nagel auf den Kopf.
Es gibt Tage im Mannschaftssport, da passt nahezu alles. Der Heidelberger „Junge“ Vargas war am Samstag 33 Jahre alt geworden, Center Bryan Griffin beging am Sonntag seinen 25. Geburtstag. Nach dem unterhaltsamen Match stand das Duo Arm in Arm in der Hallenmitte und lauschte glückselig dem Happy-Birthday-Song der Kulisse. Danach schnappte sich Niklas Würzner mit dem Mikrofon den kleinen Anton, der diesmal die „Humba“ intonieren durfte.
Es gab mehrere besondere Momente in diesem turbulenten Spiel, bei dem gezockt und zumindest bei den Heidelbergern zudem gerockt werden durfte. Denn von Anfang an war beidseitig Hochgeschwindigkeits-Basketball angesagt. Von MBC-Coach und „Feuerwehrmann“ Ingo Freyer dirigierte Teams treten in aller Regel die Flucht nach vorne an. 123:80, 100:104 und nun 91:109 – die drei bisherigen Resultate sind zugleich das Spiegelbild seiner mutigen Herangehensweise. Insofern ließ sich die Charakteristik des Duells fix erahnen. Freyer betätigte sich als Daueranimateur an der Seitenlinie. Die MLP Academics wagten ebenfalls eine ganze Menge, zumal sie nach dem schon länger realisierten Saisonziel Klassenerhalt befreit und wie beflügelt ans Werk gehen können.
Im ersten Viertel sollte Vincent Kesteloot mit hundertprozentiger Trefferquote der auffälligste Akteur sein. Unterstützt von Eric Washington und Jack McVeigh. Der Buzzerbeater des wieselflinken Playmakers zum 32:30 schloss diesen Abschnitt fulminant ab. In den zweiten zehn Minuten kam hüben wie drüben ein wenig Sand ins Getriebe. Freilich rissen vier Dreier von vier unterschiedlichen Spielern (McVeigh, Max Ugrai, Washington und Vargas) prompt wieder die Fans von den Sitzen (46:35, 15. Minute). Ein einbeiniger Step-back-Dreier im Stile der deutschen Legende Dirk Nowitzki des pfiffigen Australiers McVeigh sorgte zudem für euphorische Stimmung auf den Tribünen. Man muss den Sachsen-Anhaltinern bescheinigen, dass sie nie aufsteckten und bis zum 54:49 (Halbzeitstand) dranblieben.
Danach drehten die Hausherren gewaltig auf. Washington dribbelte den MBC-„Wölfen“ buchstäblich Knoten in die Beine. Der Amerikaner tanzte phasenweise zwei, drei Gegenspieler aus, ließ sich in seiner wilden Entschlossenheit von nichts und niemandem aus dem Konzept bringen. Und nachdem Elias Lasisi, der 29 Minuten lang eher zurückhaltend agierte, plötzlich ein Feuerwerk entzündete (binnen 30 Sekunden markierte der Belgier acht Punkte), hatten die Weißenfelser keine Chance mehr. Das 86:68 (3. Viertel) war die Vorentscheidung.
Ständig glänzte ein anderer Crack. Dadurch sind die MLP Academics in der Zwischenzeit nur schwer für die Gegner auszurechnen. Die Gäste probierten es häufig mit Distanzwürfen, doch strenggenommen hatte sich das Match zur Konstellation Kris Clyburn (33 Punkte) gegen konsequente, nie nachlassende „Akademiker“ entwickelt.
Symptomatisch verliefen die beiden Schlussminuten: Während Clyburn nach einem nicht gegebenen Foul zwei „Technische“ aufgebrummt bekam, durfte Eric Washington 1:21 Minuten vor der Schlusssirene vom Feld und wurde mit „Standing Ovations“ bedacht. 28 Punkte, acht Assists, 80 Prozent Wurfquote aus dem Feld, 10/10 Freiwürfe in 26 Minuten Spielzeit – eine Wahnsinnsleistung!
Das deutliche 109:91 geht absolut in Ordnung. Die Heidelberger trafen zwar etwas weniger vom Zweier, doch in den Subkategorien Dreier (17/9) und Freiwürfe (20/21 gegenüber 10/14) dominierten sie deutlich. 17 Dreier sind übrigens Saisonbestwert.
Am Donnerstag (19 Uhr, Audi Dome) müssen die MLP Academics zum Favoriten FC Bayern, der am Sonntagabend bei der BG Göttingen (75:83) den Kürzeren zog. Bereits am kommenden Sonntag (15 Uhr) steigt das „Finale“ der regulären Saison im SNP dome gegen die Niners Chemnitz. Ein schöner Abschluss-Zock ist vorprogrammiert.
Stimmen zum Spiel:
„Wir haben ein sehr gutes Spiel gemacht, ab dem zweiten Viertel haben wir es geschafft, das Spiel unter Kontrolle zu bringen. Wir haben mit viel Geschwindigkeit gespielt, wollten aber nicht wild spielen, sondern eher kontrolliert, das ist uns gelungen. Ich danke den Fans für diese großartige Atmosphäre!“ – Joonas Iisalo, Headcoach der MLP Academics
„Glückwunsch an Heidelberg. Das Spiel wurde im dritten Viertel gewonnen, da wir es nicht geschafft haben, Washington in den Griff zu bekommen. Die Köpfe sind dann leider nach unten gegangen, wir haben viel probiert, aber im Endeffekt war das Selbstvertrauen der Heidelberger größer als das von uns, daher ist dieses Ergebnis zustande gekommen.“ – Ingo Freyer, Headcoach des MBC
„Wir haben gut zusammengespielt, offensiv und defensiv. Manchmal hätten wir sie noch besser stoppen können. Wir wollten ihre Stärken in der Early Offense wegnehmen. In der zweiten Halbzeit hatten wir uns gut darauf eingestellt. Wir haben die Gegner gut zum Rotieren gebracht, sind in die Zone gekommen und haben die Würfe genommen, an denen wir jeden Tag arbeiten. Uns ist es gelungen, ihre Schwächen auszunutzen. Insgesamt ein starkes Spiel von uns.“ – Eric Washington von den MLP Academics
„Es ist ein großartiger Erfolg gegen ein Team mit sehr viel Offensivtalent. Es ist nicht einfach, gegen sie zu spielen, weil sie unter dem neuen Coach komplett anders agieren. Wir haben sowohl die Defensive als auch die Offensive kontrolliert. Wir haben den Ball gut bewegt und jeder von uns hat einen großartigen Job erledigt.“ – Vincent Kesteloot von den MLP Academics
Für die MLP Academics spielten: Eric Washington 28 (2 Dreier), Jack McVeigh 18 (4), Vincent Kesteloot 16 (2), Elias Lasisi 14 (4), Max Ugrai 12 (3), Bryan Griffin 7, Bennet Hundt 6, Shy Ely 5 (1), Akeem Vargas 3 (1), Felix Edwardsson, Lukas Herzog, Niklas Würzner (DNP).
SYNTAINICS MBC: Kris Clyburn 33 (5), John Bryant 17, Kostja Mushidi 16 (3), Charles Callison 10 (1), Tremmell Darden 7, Martin Breunig 6, Mitchell Ballock 2, Radii Caisin, Scottie Reynolds, Aleksa Kovacevic (DNP), Ralph Hounnou.
Joachim „Jogi“ Klaehn
MLP Academics Heidelberg
Kommunikation und Medien