Die Playoffs stehen vor der Tür. Zum zweiten Mal in der Geschichte der ProA qualifizieren sich die MLP Academics Heidelberg als Tabellenzweiter für die Endrunde um den Aufstieg in die easycredit BBL. Der Unterschied liegt im Detail, denn damals rutschten die Academics nicht direkt unverhofft aber zumindest unerwartet noch am letzten Spieltag an den Hamburg Towers, den Rostock Seawolves und den Nürnberg Falcons vorbei auf Platz zwei und hatten dabei ganze 5 Siege weniger als der Ligaprimus aus Chemnitz. In der aktuellen Saison war der erste Platz keine Utopie, doch eine beeindruckende Serie der Rostocker verhinderte den Sprung nach ganz oben.
Die Heidelberger sind nun, dem Schema des „normalen“ Playoff-Modus folgend in einer Gruppe mit den 3., 6. und 7. platzierten aus Bremerhaven, Kirchheim und Schwenningen. Bevor die Academics sich bereits morgen auf den langen Weg an die Nordsee machen, nutzen wir die Gelegenheit einmal jeden Gegner im Kurzporträt zu beleuchten.
Michael Mai ist ein erfahrener Trainer. Der US Amerikaner coacht bereits seine achte Saison in der ProA und kann beachtliche Erfolge aufweisen. In der Saison 2017/2018 zum „Trainer des Jahres“ gewählt, gelang ihm in der abgelaufenen, vorzeitig abgebrochenen Saison sogar der sportliche Aufstieg. Bremerhaven verzichtete jedoch darauf, diesen wahrzunehmen und entschied sich weiter in der ProA zu bleiben. Wie gestern verlautbart wurde, verzichteten die Norddeutschen aufgrund einer Verschuldung der Spielbetriebs GmbH darauf, einen Antrag für die easycredit BBL zu stellen. Michael Mai ist erfahren genug, seine Mannschaft dennoch auf die Playoffs vorzubereiten und sie für ein erfolgreiches Abschneiden zu motivieren. Die Meisterschaft der ProA ist das ausgegebene Ziel.
Dass seine Mannschaft die nötige Qualität dafür besitzt, hat sie im Verlauf der Saison schon mehrfach bewiesen. So konnten beispielsweise beide Duelle gegen die Rostock Seawolves siegreich gestaltet werden. Angeführt werden sie, wie es für Mannschaften von Mai typisch ist, von einem äußerst spielstarken Pointguard Namens Curtis Davis. Der wendige und schnelle US Amerikaner kommt bei 18,6 Punkten im Schnitt (2.) und 5,7 Assists (3.) auf eine Effektivität von 19,5, Bestwert der ProA! Ihm zur Seite stehen jedoch mit Armani Moore, Kevin Yebo, Max Ugrai und Will Daniels einige weitere Hochkaliber, auf die in diesem Kurzporträt aller Gegner nicht detailliert eingegangen werden soll.
Die Eisbären sind die einzige Mannschaft, die im Schnitt mehr Punkte (90,4) erzielt haben als die Academics. Insbesondere von Downtown sind sie hierbei gefährlich und treffen im Schnitt elf Dreier (Bestwert der Liga). Des weiteren agieren sie trotz einer recht schnellen Spielweise sehr ballsicher und rangieren auch bei den Ballverlusten unter den besten Teams der ProA. Wer nun denkt, dass die Mannschaft um Curtis Davis aufgrund des nicht gestellten Antrages auf die easycredit BBL nicht mehr zu den Favoriten um die Meisterschaft gehört, wird sich wohl falsche Hoffnungen machen und dies schon am Samstag Abend im Livestream beobachten können
Es ist eines dieser Duelle, das einfach einen ganz besonderen Reiz hat. Baden gegen Württemberg, Frenki gegen seinen Freund Igor, gegen seinen alten Verein und nicht zuletzt das Duell gegen einen Gegner, den man nur schwer einordnen kann. Aber der Reihe nach. 33 Mal gab es diese Paarung schon seit Bestehen der ProA. Siebzehn Mal kam der Sieger aus der Kurpfalz, 16 Mal aus dem „Schwabenländle“. Viel mehr muss zu der Brisanz dieses Aufeinandertreffens an sich nicht gesagt werden, aber schauen wir uns den Gegner mal etwas näher an. Es findet sich keine Teamstatistik in der die Knights unter den zwei besten der Liga zu finden sind. Hinsichtlich der Trefferquoten belegt man den 9. Platz aus dem Dreipunkt- und den 11. Platz aus dem Zweipunktbereich. Auch bei den erzielten Punkten, die obigen Platzierungen lassen es vermuten, rangiert man nur auf dem 9. Platz. Aber genau das ist es, was die Ritter so gefährlich macht. Ihr Spiel wirkt sehr gut organisiert, unspektakulär und abgeklärt. Es ist die Handschrift des erfahrenen Trainers Igor Perovic, die sich hier klar abzeichnet. Ehrliche, grundsolide Arbeit soll den Erfolg bringen.
Exemplarisch sei hier Max Mahoney genannt. Der Rookie aus den USA angelt sich 2,4 Offensivrebounds im Schnitt und sorgt somit immer wieder für zweite Chancen seiner Mannschaft. Dass er selbst auch scoren kann belegen 13,6 Punkte im Schnitt, wobei fast 65% seiner Würfe aus dem Zweipunktbereich hierbei im Korb landen. Ihm zur Seite steht geballte Zweitligaerfahrung um Point Guard Richie Williams, Andreas Kronhardt, Tim Koch und Kyle Leufroy. Shooting Star der Mannschaft hingegen ist Nico Brauner, der in seiner zweite ProA Saison auf rund 10 Punkte bei einer unglaublichen Treffsicherheit aus der Distanz (48,8% Dreier) kommt.
Kirchheim gehört seit Jahren zu den besten Teams der ProA und hat dieses Jahr einen sehr tiefen und gut funktionierenden Kader zusammengestellt. Unter der Führung von Chris Schmidt, dem Geschäftsführer der Knights, haben sich auch die Strukturen deutlich nach vorne entwickelt, weshalb man sich unter der Teck dazu entschieden hat, einen Antrag für die easycredit BBL zu stellen. Als Spielhalle würde die Arena von FrischAuf Göppingen dienen.
Am 6. Februar dieses Jahres traten die MLP Academics Heidelberg nach einer knappen Niederlage in Kirchheim (zuvor hatte man 4 Siege in Folge geholt) in den Schwarzwald, um die ärgerliche Niederlage schnell vergessen zu machen. Das gelang auch. Wenn auch nicht so, wie es sich Coach Frenki vermutlich vorgestellt hatte. Nach dem Spiel dachte tatsächlich keiner mehr an Kirchheim sondern an die höchste Niederlage der Saison, in der eine Mannschaft mit ungewohnt hoher Intensität in der Verteidigung, den Heidelbergern den Zahn zog. Auch hier ist wieder die Handschrift eines Trainers, dieses Mal Alen Velcic zu erkennen, der eine kompromisslose und disziplinierte Verteidigung von jedem seiner Spieler zu jeder Zeit einfordert.
Betrachtet man die Topscorer der Schwenninger, so fällt einem sofort ein Name auf. Shaun Willett. Vor seinem Wechsel nach Heidelberg ging der sympathische US Amerikaner für die Panthers auf Korbjagd und hält dort nachwievor die Bestwerte bei den Punkten (18,3) und den Rebounds (9,5) inne. Dennoch einigte man sich kurz nach Neujahr auf eine Vertragsauflösung und Willett wechselte vom Neckar an den Neckar in nördliche Richtung. Bereits in der vergangenen Saison wechselte Velcic überraschenderweise seinen Topscorer aus. Während man in der Liga darüber rätselte, weshalb er das tat, sammelte seine Mannschaft Sieg um Sieg und kletterte in der Tabelle immer weiter nach oben. Und wäre die Saison nicht vorzeitig beendet worden, so wäre schon damals mit den Panthers in den Playoffs zu rechnen gewesen.
Auch in dieser Spielzeit setzte der Wechsel scheinbar Kräfte frei, weshalb die Qualifikation für die Playoffs (Schwenningen hat ein Spiel weniger absolviert) kein Zufall ist. Welches Gesicht die Schwarzwälder dort hingegen zeigen werden, ist ungewiss. Zuletzt kam die beste Defensive der Liga bei einer 100:64 Niederlage bei den Seawolves und einer überraschenden 88:69 Schlappe gegen das Team Ehingen Urspring ein wenig außer Tritt. Ob es der Motivation der Spieler zuträglich ist, dass die Geschäftsführung der wiha Panthers Schwenningen sich kurzfristig doch gegen einen Lizenzantrag für die erste Liga entschieden hat, wird sich zeigen
Kurzum: die Gruppenphase verspricht viel Spannung. Gegen jedes Team in der Gruppe hat man einmal verloren und einmal gewonnen. Sollte dieser Trend anhalten, dürfte ein Gruppensieg unmöglich sein. Zeit also, den Trend zu brechen. Packen wir es an!