Die MHP RIESEN Ludwigsburg scheinen den MLP Academics Heidelberg nicht zu liegen. Zum zweiten Mal in dieser Saison der easyCredit Basketball Bundesliga hatten die Kurpfälzer Korbjäger im baden-württembergischen Derby keine Chance und unterlagen mit 87:111 (22:31, 27:27, 14:28, 24:25) sehr deutlich. Vor 4.000 Zuschauern in der ausverkauften MHP Arena genügten den Hausherren fünf Minuten nach dem Seitenwechsel, um jegliche Hoffnung bei den Academics zu zerstören. Denn nach dem 58:49 zur Halbzeit schraubten die Gelb-Schwarzen das Ergebnis auf 78:51 (25.) hoch. In diesem Teilsegment einer High-Speed-Korbjagd brachen bei den Gästen aus Baden alle Dämme. Symptomatisch die Szene, als der sonst bärenstarke Yorman Polas Bartolo völlig frei am Brett verlegte, keiner der Academics-Akteure sich für den Abpraller verantwortlich fühlte und Jonathan Bähre per Offensivrebound und einem Dreipunktspiel auf 61:49 erhöhte.
Die zweiten Chancen machten in diesem Duell einen der Hauptunterschiede aus. Vom Ludwigsburger Überfallkommando zwischen der 20. und 25. Minute – 2:20-Zähler (!) aus Sicht der MLP Academics – erholte sich das Team nicht mehr. Es ist einfach des Guten zu viel, insgesamt 211 Punkte gegen die Barockstädter in zwei Spielen zu kassieren.
Dabei hatte in den ersten beiden Vierteln noch Grund für Optimismus bestanden. Nach einem anfänglichen Dreier-Wurfwettbewerb beider Kontrahenten normalisierte und beruhigte sich die Dramaturgie. Gerade die nach vier Minuten eingewechselten Bryan Griffin und Jack McVeigh veränderten den Charakter eines meist wilden Run-and-gun-Vergleichs. Der australische Neuzugang deutete sofort an, dass er ein belebendes Element sowie ein wichtiger Stabilisationsfaktor für die Heidelberger sein kann. Zwei Dreipunktspiele und zwei Dreier bis zur Pause bedeuteten einen vielversprechenden Einstand. McVeigh ist variabel, selbstbewusst und spielfreudig – es machte Spaß, ihm zuzuschauen. Griffin rackerte wie ein Berserker unterm Korb, demonstrierte Widerstandskraft gegen die physisch deutlich überlegenen RIESEN, hatte freilich etwas Pech dabei, da der bullige Center frühzeitig in Foultrouble kommen sollte.
Diese beiden Genannten plus Eric Washington in der Rolle als „Assistkönig“ erlaubten einen positiven Erwartungshorizont für die Viertel drei und vier, zumal fast alle Leistungsträger Steigerungspotenzial besaßen. Umso einschneidender dann die Zäsur: Das gefürchtete „Transition Game“ der Schwaben lief zur Begeisterung der einheimischen Besucher und gleichzeitig zum Erschrecken der Academics-Fangruppe wie am Schnürchen. Der blitzartige Zwischenspurt rückte die Kräfteverhältnisse im Eilverfahren zurecht, zumal sich die physische Überlegenheit sowie die Dominanz im Rebounding für die Hausherren immer eklatanter bemerkbar machte.
Heidelbergs Headcoach Joonas Iisalo nahm eine Auszeit, um die Mannschaft wachzurütteln. „Niemand geht den Bällen hinterher, niemand nutzt die 50:50-Chancen – wir wirken physisch und mental müde. Das hat alles nichts mit Taktik zu tun“, sagte der Finne deutlich vernehmbar. Ein Signal, das maßgebliche Änderungen auslöste? Bedauerlicherweise nicht. Heidelberg hatte an diesem Tag jener „barocken“ Wucht der Residenzstädter wenig entgegenzusetzen. Vielmehr ging vollends die Struktur in der Offensive der MLP Academics verloren, Eric Washington (5 Punkte) fand zudem nie seinen gewohnten Scoring-Rhythmus. Aussichtsreiche Ballbewegung und Zusammenspiel blieben Mangelware. Allzu häufig flüchteten die Iisalo-Schützlinge in Einzelaktionen, was Tim Coleman, mit 26 Punkten Topscorer des Landesderbys, zwar individuell erfolgreich praktizierte, aber eben nichts am relativ einseitigen Spielfilm änderte.
Bähre machte schon vier Minuten vor dem Abpfiff die Hundert für die Ludwigsburger per Dreier voll, das 111:87 für die RIESEN war die Folge eines ungemein kompakten, konzentrierten und geschlossenen Auftritts der Schwaben, die in dieser Verfassung sogar die Topteams aus Bonn, Berlin und München gefährden können.
Für die MLP Academics gilt es, diese bittere und klare Niederlage flott aus den Köpfen zu bekommen. Die Fehlerquellen, die nach der Länderspielpause zuvorderst im Defensiv- und Reboundverhalten lagen, zu analysieren. Im Gegensatz zu vorherigen Spielen war diesmal der Glaube an die Wende kaum vorhanden – das Annehmen der Niederlage machte letztlich auch die Möglichkeit auf ein freundlicheres Ergebnis zunichte.
Schon am 10. März (19 Uhr) geht es für Heidelberg im SNP dome gegen die „Veilchen“ der BG Göttingen weiter. „Ich freue mich darauf, am Freitag zu Hause zu spielen“, sagte Jack McVeigh mit einer Mischung aus gespannter Erwartungshaltung und unbändiger Lust nach seinem Debüt, „ich fühle mich gut hier. Heidelberg ist wunderschön.“
„Aussies“ sind für ihre lockere, positive Lebenseinstellung bekannt. Vielleicht kann „Jackie“ McVeigh, als Neuzugang erstmal „Welpenschutz“ genießend, seine Mentalität aufs Team gewinnbringend übertragen.
Stimmen zum Spiel:
„Glückwunsch an Josh und Ludwigsburg zum Sieg. Sie kamen mit mehr Geschwindigkeit und Energie ins Spiel. Wir wussten zwar genau, welches Team wir erwarten, konnten sie jedoch nicht aufhalten. In der ersten Halbzeit haben wir, bis auf die Offensivrebounds, gut gearbeitet, kamen nach dem Seitenwechsel jedoch ohne jeglichen Fokus und ohne Einsatz aus den Kabinen. Der 11:0-Run hat das Spiel entschieden und man kann nicht erwarten, dass man in Ludwigsburg noch gewinnt, wenn man mit 20 Punkten hinten ist. Aus meiner Sicht war das Spiel sehr enttäuschend.“- Joonas Iisalo, Headcoach der MLP Academics
„Ich freue mich sehr für meine Spieler, denn wir hatten einige Spiele, in denen wir uns einen Vorsprung erarbeitet haben, ihn aber nicht halten konnten. Deshalb bin ich mit dem Resultat sehr zufrieden. Heidelberg hat in der ersten Halbzeit jeden unserer Fehler bestraft. Im zweiten Abschnitt war das Team sofort hochfokussiert und war gewillt, eine gute Vorstellung über vier Viertel abzuliefern, worüber ich sehr glücklich bin. Es war rundum eine unserer besten Leistungen und viele Spieler haben mit einer guten Performance dazu beigetragen.“ – Josh King, Headcoach der MHP RIESEN Ludwigsburg
„Wir müssen einen Weg finden, um physischer zu sein und die Schwächephasen zu Beginn der Viertel zu stoppen. Auf diese Aspekte müssen wir uns fokussieren.“ – Tim Coleman von den MLP Academics
„Eine harte Niederlage heute. Es ist immer Raum dafür, sich auf beiden Seiten des Spiels zu verbessern. Danke an die Fans, die uns in Ludwigsburg unterstützt haben. Wir müssen am Freitag besser gegen Göttingen spielen.“ – Bryan Griffin von den MLP Academics
„Ein Kampfspiel. Es fühlt sich großartig an, das Trikot der MLP Academics zu tragen. Sie haben die Rebounds beherrscht und ihre Physis eingesetzt. Die Bundesliga ist sehr ähnlich wie die australische NBL. Man muss mit viel Energie spielen.“ – Jack McVeigh von den MLP Academics
Für die MLP Academics Heidelberg spielten: Tim Coleman 26 (3 Dreier), Jack McVeigh 17 (3), Max Ugrai 13 (1), Vincent Kesteloot 10, Bryan Griffin 10, Eric Washington 5, Elias Lasisi 4, Bennet Hundt 2, Lukas Herzog, Felix Edwardsson.
MHP RIESEN Ludwigsburg: Yorman Polas Bartolo 18 (1), Shonn Miller 16 (1), Jhonathan Dunn 14 (3), Prentiss Hubb 12 (2), Justin Johnson 12 (1), Will Cherry 9 (1), Sam Waardenburg 8 (1), Jonathan Bähre 8 (1), Jacob Patrick 8, Johannes Patrick 6 (2), Sebastian Hartmann.
Joachim „Jogi“ Klaehn
MLP Academics Heidelberg
Kommunikation und Medien