Die MLP Academics Heidelberg machen sich in der easyCredit Basketball Bundesliga das Leben selbst schwer. In einem umkämpften und zerfahrenen Spiel führten die Basketball Löwen Braunschweig von Anfang bis zum Ende und sicherten sich beim 89:82 (25:19, 30:24, 14:19, 20:20) verdientermaßen die Punkte, die sie tabellarisch an die Universitätsstädter heranrücken lassen. Da zudem die FRAPORT Skyliners nach dem Trainerwechsel am Freitag von Geert Hammink auf Klaus Perwas die Niners Chemnitz überraschend mit 89:84 am 24. Spieltag in die Schranken wiesen, ist die Situation in der Abstiegsregion noch enger geworden. „Wir haben unsere Zone nicht gut genug beschützt“, sagte Bennet Hundt danach, „unsere kollektive Defensivleistung war heute nicht ausreichend.“ Leider vermochten die MLP Academics vor 3.008 Zuschauern in der Volkswagen Halle nicht den Elan vom letzten Heimsieg gegen BG Göttingen (84:74) zu wiederholen, wohingegen die Löwen ihre bisherige schwarze Serie gegen die Kurpfälzer (vier Niederlagen saison- und wettbewerbsübergreifend) beenden konnten.
Die Abläufe stimmten bei den Gästen vom Sprungball weg nicht wirklich. Heidelberg lag sofort zurück, brachte wenig Klarheit in seine Aktionen und agierte flattrig. Das Glücksmoment schien nicht auf Seiten der MLP Academics zu sein – schon nach einer Minute hielt sich Bryan Griffin mit schmerzverzerrter Miene die Schulter. Ganz anders die Braunschweiger, die flott einen soliden Rhythmus fanden. Playmaker Divine Myles erwischte einen Glanztag. Im Grunde vermochte ihn niemand, bei wechselnder Verteidigung gegen ihn, zu stoppen. Myles zog immer wieder energisch zum Korb und dieses Penetrieren in die Box bekamen die Iisalo-Schützlinge nicht in den Griff.
Niklas Würzners TV-Kommentar bei MagentaSport in der Halbzeitpause traf den Nagel auf den Kopf. „Myles kommt raus wie eine Rakete. Das ist brutal und damit treibt er seine Mannschaft an“, so Würzners Diagnose am Spielfeldrand, „wir haben Probleme in der Defense. Im letzten Spiel gegen Göttingen haben wir das deutlich besser gemacht und das Spiel kontrolliert.“
Und diesmal? Frühzeitigen Kontrollverlust gab‘s, der wiederum die allgemeine Verunsicherung noch größer werden ließ. Da halfen selbst vielversprechende Aktionen von Bennet Hundt, Vincent Kesteloot und Jack McVeigh nur bedingt in den ersten beiden Vierteln, zumal einige Teamkollegen erst relativ spät und leider nur punktuell in die Partie fanden. Das 55:43 zur Pause für die Niedersachsen war ein dickes Brett für die Nordbadener.
Wie fragil freilich das Gebilde der Löwenstädter, insbesondere vor heimischer Kulisse sein kann, zeigte sich im „dünnen“ dritten Viertel. Die erschreckende Heimbilanz (ein Sieg in elf Spielen) will erst einmal psychologisch bewältigt sein. Braunschweig kam zunehmend ins Straucheln, Heidelberg tastete sich dank eines 10:0-Laufs bis auf vier Punkte heran, doch irgendwie blieb es an diesem Sonntag bei der Achterbahnfahrt zwischen leiser Hoffnung und ungläubiger Verzweiflung. Der erneute Treffer von Divine Myles zum 69:62 mit der Sirene traf die MLP Academics empfindlich.
Trotzdem wurde es im Schlussviertel knapp – das 70:68 (32.) und 72:70 (33.) belegte die zunehmende Fehlerlast der Hausherren.
Wahrscheinlich hätten Washington und Co. nur ein einziges Mal den Ausgleich oder eben eine symbolische Führung gebraucht, um die Wende im Finish herbeizuführen. Doch sie schafften es nicht. Mehr als Tuchfühlung war nicht drin – und die Löwen sollten dann auch einen Tick entschlossener, effizienter und nervenstärker in der Crunchtime sein. Vor allem David Krämer, zugleich bester deutscher Scorer in der BBL, zeigte nun seine ganze Klasse. Ähnlich wie Divine Myles zu Beginn erschütterten Krämers konsequente Aktionen sowie seine Coolness beim Wurf die MLP Academics bis ins Mark.
Das überflüssige Foul an ihm von Elias Lasisi hinter der Dreierlinie bedeuteten das 80:74, Krämers Dreier on top zum 83:74 sowie ein weiterer zum 86:76 (beides 38.) beseitigten die allerletzten Zweifel am erst zweiten Braunschweiger Heimerfolg in dieser Spielzeit. „Oberlöwe“ Krämer schwang sich zum Mann des Schlusssprints auf und schraubte sein persönliches Konto auf 24 Punkte hoch, sodass ein finales 89:82 auf der Anzeigetafel aufleuchtete, was die jeweiligen Leistungen durchaus widerspiegelte.
Da Frankfurt gegen Chemnitz (89:84) und Crailsheim im Derby gegen Ulm (76:68) triumphierten, ist Heidelberg wieder Tabellen-15. und sollte das bevorstehende Heimspiel am Sonntag (26. März, 15 Uhr) im SNP dome gegen die Merlins Crailsheim für sich entscheiden.
Ein weiteres Vier-Punkte-Spiel also. Das wissen alle Academics-Profis. Bennet Hundt, gegen die Löwen früh foulbelastet, meinte stellvertretend zur Bedeutung: „Das ist ein extrem wichtiges Heimspiel. Wir werden höchst motiviert sein.“ Von Anfang an hart zu verteidigen, ist ein probates Mittel im Abstiegskampf. Wahrscheinlich sogar das mit Abstand wichtigste Puzzleteil für ein positiv verlaufendes letztes Saisondrittel. Denn zehnmal heißt es bis zum 7. Mai noch volle Kraft voraus. Unbeugsamer Wille für das möglichst frühzeitige Erreichen des Klassenziels ist ferner eine unabdingbare Voraussetzung für die MLP Academics, um Bayreuth, Frankfurt, Braunschweig, womöglich sogar Hamburg, Crailsheim und den MBC hinter sich zu lassen. Mit Vorstellungen wie gegen Göttingen ist das absolut drin, mit schwächeren Tagen wie in Braunschweig hingegen kaum.
Ein Showdown beim Countdown braucht keiner. Niklas Würzner optimistisch: „Wir sind guter Dinge, wir werden von außen extrem gut getragen. Wir brauchen wieder mehr Energie und mehr Defensive.“ Das klang nach einem Manifest der MLP Academics.
Stimmen zum Spiel:
„Glückwunsch an Braunschweig zum verdienten Sieg, sie waren heute das bessere Team. Braunschweig war aktiver, hat uns in 50:50-Situationen geschlagen – vor allem in der ersten Halbzeit, in der wir 55 Punkte abgegeben haben. Das war sehr enttäuschend. In der zweiten Halbzeit haben wir dann defensiv einen sehr guten Job gemacht, hätten das aber von Beginn an machen müssen. Wir wussten, dass Braunschweig mit Myles und Sleva jetzt ein anderes Team als zuvor ist. Dadurch haben sie viel mehr Optionen in der Kreation und auch im Finishing. Wir können jetzt nicht mehr tun, als nach vorne zu schauen und uns auf das kommende wichtige Spiel am nächsten Sonntag vorzubereiten. Darauf werden wir uns jetzt fokussieren.“ – Joonas Iisalo, Headcoach der MLP Academics
„Es war ein gutes Spiel, in dem wir viele Dinge gut gemacht haben, die für uns nicht immer auf konstantem Level umsetzbar sind. Damit meine ich zum Beispiel unsere Ballkontrolle, unsere Wurfquote oder auch die mentale Stärke. Aber das haben wir heute getan. Wir hatten letzte Woche in Oldenburg 20 Ballverluste, heute waren es nur neun Turnovers und gute Trefferquoten. Viele Dinge, über die wir in den vergangenen Wochen gesprochen haben, sieht man jetzt am Ergebnis. Natürlich haben das sehr gute Spiel von Divine Myles und auch David Krämers wichtige Würfe sehr dabei geholfen, dass wir heute gewinnen. Aber wir haben auch gut verteidigt. Und man darf nicht vergessen, dass Heidelberg eine gute Mannschaft ist und von einem wichtigen Sieg kam. Sie sind sehr gut gecoacht, haben mit Washington viele Optionen. Wir haben sie nicht gänzlich über 40 Minuten gestoppt, aber wir haben es ihnen schwergemacht. Es ist ein Heimsieg, über den wir uns heute doppelt freuen. Denn in dieser Saison haben wir in unserer Volkswagen Halle Probleme damit, zu gewinnen. Glückwunsch an meine Spieler und meinen Vater, denn heute ist Vatertag in Spanien.“ – Jesús Ramírez, Headcoach der Basketball Löwen
Für die MLP Academics Heidelberg spielten: Vincent Kesteloot 19 (1 Dreier), Jack McVeigh 16 (2), Eric Washington 14 (2), Bennet Hundt 13 (2), Tim Coleman 9, Bryan Griffin 6, Max Ugrai 3 (1), Lukas Herzog 2, Elias Lasisi, Felix Edwardsson (DNP).
Basketball Löwen Braunschweig: Divine Myles 30 (1 Dreier), David Krämer 24 (2), Luc van Slooten 9 (2), Brydan Hobbs 9 (3), Dustin Sleva 6, Brandon Tischler 5, Sananda Fru 4, Robin Amaize 2, Nicholas Tischler, Benedikt Turudic.
Joachim „Jogi“ Klaehn
MLP Academics Heidelberg
Kommunikation und Medien