In einem lehrbuchreifen Basketball-Krimi behielten die MLP Academics Heidelberg am Freitagabend Oberhand über die OeTTINGER Rockets Gotha und siegten 98:93 nach Verlängerung. Auf Seiten der Heidelberger konnte man nicht mit einer derart hohen Punkteausbeute rechnen. Schon im ersten Viertel fielen gefühlt alle Würfe durch den Korb. Dass das Spiel am Ende als Offensivspektakel bezeichnet werden kann, ist keine Tragödie, nur weil die Philosophie von Trainer Tony Garbelotto nicht nach solchen Ergebnissen strebt – die Punkte sind da. Mit ihrem Erfolg gaben die Academics die richtige Antwort auf die deutliche 77:92-Niederlage in Düsseldorf am vergangenen Spieltag.
Mit neun einsetzbaren Akteuren und Paul Zipser (vermutlich noch zehn Tage bis zur Genesung) waren die Academics am Mittag nach Gotha aufgebrochen. Schon zweieinhalb Stunden vor Spielbeginn war der Bus angekommen und die Kurpfälzer konnten sich ausgiebig aufwärmen. Das half anscheinend: Schon nach knapp drei Minuten stand es 11:7 für Heidelberg und Rockets-Coach Marko Simic sah sich zu einer ersten Auszeit gezwungen. Verboten gut schossen die Gäste die Bälle durch die Reuse: sieben Dreier im ersten Viertel – ohne Fehlversuch! Rekordverdächtig. Die Thüringer selbst waren aber nicht lange beeindruckt und hatten den 8-Punkte-Rückstand nach dem ersten Durchgang in der 19. Minute wieder eingeholt. Jan Lipke traf zum 44:44. Im Nachhinein kann man über die erste Halbzeit der Academics Folgendes sagen: Hätte man mehr Energie in die Verteidigung investiert, wäre Gotha nicht wieder rangekommen. Im zweiten Viertel machten die Thüringer 22 Punkte, die Baden-Württemberger aber nur 16. Alles war nun offen, quasi begannen beide Teams bei null. Die Rockets starteten nun in Person von Jan Lipke und Leo Niebuhr durch und führten zwischenzeitlich mit fünf Zählern. Ein ganz wichtiger Dreier von Tristan Blackwood brachte die Heidelberger aber wieder in die richtige Richtung (62:62, 26.). Der Aufsteiger konnte auch im letzten Viertel nicht davonziehen. Als noch 18,9 Sekunden zu spielen waren, erzielte Clint Sargent den finalen Ausgleich von der Freiwurflinie. Torvoris Baker vergab den Buzzer Beater aus gut fünf Metern. Premiere für die MLP Academics: Overtime!
Und die sollte wirklich verrückt werden. Zunächst mussten alle 1116 Zuschauer einen Moment ausharren, weil es dem Kampfgericht nicht gelang, die Spieluhr auf fünf Minuten zu stellen. Zudem war die Verlängerung absolut verrückt, weil die Academics in der Extrazeit mehr Punkte erzielten als im letzten Viertel! Devin White nahm die wichtigen Würfe und erzielte sechs Punkte in der Verlängerung. Von der Freiwurflinie kamen dann aber die entscheidenden Aktionen: Oliver Komarek machte nach einem Foul den Sack zu (93:96). Die Freude war dann kaum zu halten: Captain Janis Heindel stürmte auf die Bank zu und freute sich wie ein Honigkuchenpferd. Die neun wackeren Heidelberger bewiesen Moral, Nervenstärke und großen Teamgeist. Sie rücken auf Tabellenplatz sechs vor und sehen dem Spitzenspiel gegen Göttingen am Sonntag im OSP gestärkt, mit gesundem Selbstvertrauen und doch gelassen entgegen.
Stimmen zum Spiel:
Tony Garbelotto, Cheftrainer MLP Academics:
„Heute hat man gesehen, dass wir konzentriert gearbeitet haben. Im ersten Viertel fielen die Würfe wirklich wie von allein durch den Korb. Wir spielen in diesen Tagen gegen die vier ambitioniertesten Mannschaften dieser Liga: Düsseldorf, Gotha, Göttingen und Karlsruhe. Dass wir aus Gotha die Punkte geholt haben, macht mich froh.“
Marko Simic, Cheftrainer OeTTINGER Rockets Gotha:
„Heidelberg hat heute mit viel Charakter gespielt und das über 45 Minuten. Wir wussten, dass beide Teams diese Partie gewinnen können, aber wenn Sargent und Komarek dauernd frei stehen und uns die Dreier um die Ohren schießen, geht das nicht. So ist es einfach eine bittere Niederlage.“
OeTTINGER Rockets Gotha – MLP Academics Heidelberg: 93:98 n.V. (25:33, 22:16, 17:21, 19:13, 10:15)
Gotha: Niebuhr 20, Baker 18 (2 Dreier), Lipke 18, Smith 11 (1), Lathan 8, Griffin 6 (2), Selvig 5 (1), Kuppe 3 (1), Watson 3 (1), Kreis 1 – Jackson.
Heidelberg: Sargent 24 (6), Komarek 24 (4), White 18, Barth 15, Kuhn 8, Blackwood 6 (2), Heindel 3, Rohde, von Fintel.
Das nächste Spiel:
MLP Academics Heidelberg – BG Göttingen
Sonntag, 4. November 17 Uhr im OSP
TOGETHER WE PLAY!
Text und Bilder: Robin Herbert