Das dritte Auswärtsspiel in Württemberg in Folge bringt den herbeigesehnten Sieg. Mit 115:100 setzen sich die MLP Academics Heidelberg gegen die Tigers Tübingen in einem Offensivspektakel durch und gehen so mit breiter Brust in das kommende Spitzenspiel gegen die Rostock Seawolves. Topscorer der Partie sind Willett (24), McGaughey (17), Nelson (17). Sechs Spieler scoren zweistellig
Die Anreise war wie zu erwarten schneereich aber erfreulicherweise problemlos. So kamen die Academics rund zweineinhalb Stunden vor Spielbeginn in Rottenburg am Neckar an der Volksbank Arena an, wo die Tigers ihre Heimspiele vorübergehend austragen müssen, weil in der heimischen Paul-Horn-Arena ein Impfzentrum installiert wurde.
Die Tigers, bei denen im Vorfeld Elias Valtonen als potentieller X-Faktor ausgemacht wurde, mussten auf einen Einsatz von ebendiesem verzichten. Der Finne hatte sich in einem der letzten Spiele eine Handverletzung zugezogen und war somit zum Zuschauen verdammt. Für Valtonen rückte Lanmüller in die Starting Five auf.
Die Partie eröffnete Enosch Wolf, dessen Vater Horst früher für den USC Heidelberg auf Korbjagd ging, mit sehenswertem Fadeaway. Die Academics starteten mit der gewohnten Fünf, die sich wie in den Spielen zuvor gegen flinke Tübinger defensiv erst einmal finden musste. Eine weitere Parallele zu den vorigen Spielen war der gute Start von McGaughey, der mit zwei krachenden Dunkings (und bereits neun Punkten) den Zischenstand von 16:16 herstellte und den Coach der Tigers zu seiner ersten Timeout zwang. Diese schien zu wirken, denn bis zur Viertelpause setzten sich die Württemberger auf 26:22 ab. Auf Heidelberger Seite setzte sich der eingewechselte Shaun Willett ein ums andere Mal in Szene, bediente dabei aber auch seine Mitspieler sehenswert.
Einer der sich heute scheinbar besonders viel vorgenommen hatte, war Albert Kuppe aka. AK47, der seinem Spitznamen alle Ehre machte und drei erfolgreiche Dreier in Serie einnetzte und anschließend nach eigenem Steal noch den Assists für einen Fastbreak-Korbleger von Jordan Geist spielte. Erfreulich war zudem, dass die Academics in der Verteidigung deutlich zulegen konnten und auch dadurch des öfteren zu leichten Korberfolgen kamen. Das absolute Highlight der ersten Halbzeit hätte ein Fastbreak-Dunking von Willett werden können, wenn er ihn nicht mit einer solchen Wucht gegen den Ring gehämmert hätte, dass er damit direkt den Fastbreak für die Tübinger einleitete. Den dadurch vorgelegten Ball nahm Crawley dankend an.
Leider verpassten es die Heidelberger durch solch vermeidbare Fehler eine zu diesem Zeitpunkt wohl verdiente höhere Führung herauszuspielen. Außerdem schien Lanmüller einen besonders guten Tag erwischt zu haben. Zwölf Punkte konnte der junge Deutsche zur Halbzeit bereits verbuchen. Es war zu diesem Zeitpunkt vor allem Shaun Willett, den die Gastgeber überhaupt nicht in den Griff bekamen, zu verdanken, dass es mit einer 59:52 Führung in die Halbzeit ging.
Coach Frenki entschied sich, Veränderungen an der Startformation vorzunehmen und schickte zunächst Jordan Geist und Albert Kuppe für Niklas Würzner und Shyron Ely aufs Feld. Doch wie wie bereits in Halbzeit eins eröffnete Wolf, diesmal mit sehenswertem „and 1“, und läutete damit eine Aufholjagd auf, die in einer 62:61 Führung für die Schwaben mündete. Die Academics konterten jedoch postwended mit einem 12:3 Lauf und konnten sich somit zunächst etwas absetzen. Doch wer aus Heidelberger Sicht nun auf eine Beruhigung des bis dahin doch ziemlich hektischen Spiels hoffte, sah sich schnell getäuscht. Nach zwei erfolgreichen Angriffen durch die Gastgeber, die auf 69:73 verkürzen konnten, nahm Frenki eine frühe Auszeit. Es war in der Halle deutlich hörbar, dass ihm das Gesehene äußerst missfiel. Zu viele Leichtsinnsfehler und Nachlässigkeiten in der Verteidigung brachten den Gästecoach zu Recht in Rage.
Zunächst schien seine Ansprache jedoch nicht zu fruchten, denn ein weiterer Lauf der Tigers stellte den erneuten Gleichstand her. Als Würzner nur einen seiner beiden Freiwürfe verwandeln konnte nutzte Simons die Gelegenheit auf der anderen Seite und brachte seine Farben in Front und so ging es mit einem 83:82 in das letzte, alles entscheidende Viertel. Eine Punkteausbeute, die selbst nach vier Vierteln ordentlich wäre.
Mit spürbar mehr Energie und einer Smallball-Lineup kamen die MLP Academics aus der Viertelpause. Zwar gelang auch hier längst nicht alles, aber die Körpersprache war nun eine ganz andere. Der taktische Kniff, mit Daniel Loh einen beweglichen Center aufzustellen und auf den restlichen Positionen (Würzner, Ely, Willett, McGaughey) in der Verteidigung quasi beliebig switchen zu können, stellte sich als kluger Schachzug von Branislav Ignjatovic heraus. Ein 12:0 Lauf stellte den Spielstand auf 94:83 aus Sicht der Academics.
Evan McGaughey, der das erste Viertel bereits mit neun Punkten abschloss, erzielte in dieser wichtigen Phase schnelle acht Punkte und trug so maßgeblich zum Erfolg bei. Der Coach der Gastgeber reagierte mit einer Zonenverteidigung und versuchte so, zunächst erfolgreich, den Rhythmus der Academics zu brechen. Die Wirkung war jedoch nur von kurzer Dauer. Am Ende verbuchten die Heidelberger einen deutlichen Sieg und gehen gestärkt in das Spitzenspiel gegen die Rostock Seawolves am Sonntag um 17:00 Uhr.