Beim 80:68 Heimsieg, dem neunten in Serie, sahen die Heidelberger Zuschauer am Livestream ein nicht immer schönes Basketballspiel. Doch sie können voller Stolz ihrer Mannschaft eine neue, alte Qualität attestieren. Denn die Defense war über 40 Minuten auf dem Niveau, wie man es im Kampf um die Plätze an der Sonne braucht.
Es gibt diesen Schlag Mensch, der fühlt sich gerne mal vom Schicksal verfolgt. Coach Frenki gehört mitunter mal dazu. Kommt es soweit, dass das Schicksal eine ungewollte Fügung für ihn bereit hält, so bemüht er gerne den Spruch: “The story of my life!” Dieser Satz dürfte ihm wohl auch durch den Kopf gegangen sein, als er sah, dass die Roemerstrom Gladiators Trier das wohl erste Mal in dieser Saison komplett – bis auf Langzeitverletzten Jermaine Bucknor – über die Türschwelle des Olympiastützpunktes traten. Auf insgesamt sechs Importspieler konnte Marco van den Berg in einem Spiel, was für die Moselaner im Playoff-Kampf von enormer Bedeutung war, somit zurückgreifen.
Im Vorbericht wurde bereits die Reboundstärke der Gäste hervorgehoben. Bei einer durchschnittlichen Körperlänge der sechs “größten” Spieler der Gladiators von 2,07 Meter, eine nicht wirklich überraschende Eigenschaft. Es zeichnete sich früh ab, dass der Gameplan des Gästetrainers vorsah, diese Längenvorteile konsequent zu nutzen. Erster Angriff, Lob-Pass und Dunking durch den 2,11m großen Wiley. Doch auch die Außenspieler schienen Gefallen an der Partie zu finden und konnten sich auf ihre Mitspieler verlassen, falls ihr Wurf nicht das Ziel fand. Denn in den meisten Fällen fand sich ein Mitspieler in grün, der den Rebound sichern konnte und somit für zweite Wurfchancen sorgte. Beim Spielstand von 4:12 (5. Minute) hatte Frenki genug gesehen und nahm die erste Timeout.
Aus dieser kamen die Academics mit einem zwischenzeitlichen 7:1 Lauf, den Dubas auf Trierer Seite erst mit einem erfolgreichen Dreipunktwurf, bei welchem der Ball erst nach reiflicher Überlegung entschied durch die Reuse zu gehen, beenden konnte. Dem ehemaligen Trierer Jordan Geist, der im Laufe des ersten Viertels eingewechselt wurde, war anzumerken, dass er gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber besonders motiviert war. In der Offense wie in der Defense war Geist hellwach und sorgte dafür, dass die Academics zur Viertelpause “nur” mit 13:17 hinten lagen.
So war es ihm auch vorbehalten für die erste Heidelberger Führung zu Beginn des zweiten Viertels zu sorgen. Die Energie des US Amerikaners schien sich zu diesem Zeitpunkt auf seine Mitspieler zu übertragen. So bestätigte auch Armin Trtovac seine zuletzt aufsteigende Form. Sechs Punkte erzielte er bis zu seiner Auswechslung und sorgte maßgeblich dafür, dass die Heidelberger in der Partie angekommen schienen. Lediglich bei Nelson wirkte es bis zu diesem Zeitpunkt so, als habe er Seife an den Händen. Vier Turnover in 10 Minuten waren die Folge.
Die Defensive der Heidelberger stand gut doch der Korb schien irgendwie wie vernagelt. Immer wieder kullerten die Bälle wieder aus dem Ring, weshalb der Vorsprung überschaubar blieb. Fünf Freiwürfe in Serie ließen Heyden und Geist liegen und so ging die erste Halbzeit mit 35:33, keinem einzigen erfolgreichen Dreier und einer Freiwurfquote von 30% zu Ende. Viel Luft nach oben also.
Die Verunsicherung bei Würfen aus der Distanz war förmlich zu spüren. Nachdem Heyden McGaughey frei am Perimeter anspielte, verweigerte dieser zunächst den Wurf und passte den Ball zurück. Das gleiche Anspiel erfolgte wieder und endlich fasste sich McGaughey ein Herz und drückte ab. Und da war er, der erste erfolgreiche Dreier der Partie. Wer aber dachte, dass der Knoten nun geplatzt sein könnte, sah sich zunächst eines besseren belehrt. So richtig schien man auf die aggressive, häufig am Rande der sauberen Verteidigung agierende Defense keine rechte Antwort zu haben. So waren es immer wieder hart erarbeitete Korberfolge, häufig aus Steals resultierenden Fastbreaks, die die bis dahin höchste Führung von 54:42 bescherten.
Wer die Gladiators im Laufe der Saison verfolgt hat, konnte hier bereits erahnen, dass damit an eine Vorentscheidung nicht zu denken war. Die Partie, ohnehin schon sehr kämpferisch auf beiden Seiten geführt, wurde nun immer rauer und die Foulanzeige voller. So hatten die Heidelberger bei noch 26 zu spielenden Sekunden im dritten Viertel Ballbesitz. Frenki forderte lautstark “one shot”, doch es folgte ein Offensivfoul. Was die Academics können, “können wir schon lange” dachten sich wohl die Gäste und schickten ihrerseits in ihrem nächsten Angriff ein Offensivfoul hinterher. Den etwas glücklichen Schlusspunkt dieses Viertels setzte Armit Trtovac durch einen erfolgreichen Mitteldistanzwurf mit Brett.
Das vierte Viertel eröffnete Shy Ely mit einem erfolgreichen Dreier, den Trier aber postwendend – ebenso mit Dreier – durch Routinier Chase Adams nach dem 15. (!) Offensivrebound kontern konnte. Auch Jonas Grof, nicht für seine Gefahr von außen bekannt, netzte kurz darauf für drei ein. Der Vorsprung von zwölf Punkten schmolz somit auf sieben Zähler. Sechs Minuten waren hier noch zu spielen. Der insgesamt sehr konsequent agierenden Verteidigung der MLP Academics war es zu verdanken, dass man trotz hoher Foulbelastung die Gäste ein wenig auf Distanz halten konnte. Beim Stand von 68:57 hatte van den Berg genug gesehen und forderte eine Timeout.
Wild entschlossen doch noch einen Turnaround zu erarbeiten, kamen die Moselaner aufs Feld und legten vor allem defensiv nochmals eine Schippe drauf. Ihrer Ineffizienz in der Offense war es jedoch zu verdanken, dass trotz zahlreicher Turnover der Academics, sich eine solche Wende bei neun Punkten Vorsprung und noch knapp über zwei Minuten Spielzeit nicht wirklich andeutete. Und so brachten die Academics diese wichtige Partie erfolgreich über die Ziellinie.