Die MLP Academics Heidelberg kassieren vor 2.469 Zuschauern im SNP Dome die erste Heimniederlage der easyCredit Basketball Bundesliga. Ausschlaggebend sind am Ende die fehlende Abgeklärtheit und Undiszipliniertheit. Die Offensivrebounds halten die Gastgeber lange im Spiel, doch die Bayreuther kontern den Kampfgeist durch eine bessere Spielkultur.
Mit veränderter Starting 5, erstmals rückte Kelvin Martin für Max Ugrai auf, starteten die Academics in die Partie. Martin war es auch vorbehalten, die ersten fünf Punkte der Partie zu erzielen. Generell verlief die Anfangsphase vielversprechend und schnell konnte eine 8:2 Führung herausgespielt werden. In der Folge stockte jedoch das Angriffsspiel, welches nun zunehmend von Einzelaktionen geprägt war. Die Folge war ein 7:0 Lauf der Gäste, gleichbedeutend mit deren erster Führung. Zu diesem Zeitpunkt taten sich insbesondere Niklas Würzner und Brekkott Chapman gegen die physische Verteidigung der Oberfranken schwer, weshalb Coach Frenki auch entsprechend reagierte und Rob Lowery sowie Max Ugrai einwechselte.
Ugrai, hinter dessen Einsatz unter der Woche noch ein Fragezeichen stand (Prellung der linken Hand), erzielte seine ersten Punkte ausgerechnet mit eben dieser lädierten Hand und war generell hinten wie vorne sehr präsent. Vielleicht ein wenig zu präsent, denn schnell holte er sich sein zweites Foul ab und musste prompt wieder auf der Bank Platz nehmen.
Der Coach hatte es angekündigt und auf dem Feld schien es sich zu bestätigen: die Offensive der Heidelberger würde von der besseren Trainingssituation profitieren. Dementsprechend hoch war die Punkteausbeute, jedoch auch durch sieben Offensivrebounds begünstigt, nach dem ersten Viertel, welches mit 25:22 endete.
Ein alter Bekannter aus ProA Zeiten, Kevin Wohlrath initiierte mit zwei erfolgreichen Dreiern (seine ersten in der Saison bislang) einen guten Start der Gäste in die zweiten zehn Minuten. Ein weiterer Dreier durch Sacar Anim stellte den bislang höchsten Rückstand der Hausherren (28:33, 15. Minute) her. Stichwort Dreier: diese wollten auf Heidelberger Seite so gar nicht fallen. Doch gilt, trifft man die Würfe nicht, helfen Offensivrebounds und zweite Chancen. Das dachte sich auch Osaghae, zu Beginn des zweiten Viertels eingewechselt, sackte einen Abpraller am offensiven Brett ein und verwandelte den anschließenden Korbleger. Heidelberg mit der Führung. Bayreuth mit der Auszeit.
Aus dieser kamen die Schützlinge von Raoul Korner deutlich stärker heraus und hatten die Chance sich nach einem – trotz Videobeweises fragwürdigen – unsportlichen Foul durch Würzner deutlich abzusetzen. Doch Thornton ließ zwei seiner drei Freiwürfe und den Dreier im folgenden Ballbesitz liegen, was es Lowery ermöglichte, mit dem ersten erfolgreichen Dreier für die Gastgeber überhaupt, auf einen Punkt (37:38) zu verkürzen. Mit einem sogenannten „and one“, erfolgreicher Korb mit Foul, besorgte dieser auch anschließend den Ausgleich. In die Pause ging es trotz allem und aufgrund der Wurfschwäche von außen mit einem 40:43 Rückstand.
Die zweite Halbzeit eröffnete erneut Martin, diesmal mit einem erfolgreichen Dreipunktspiel und weiteren zwei Freiwürfen im Angriff darauf, wie in der ersten Halbzeit mit fünf Punkten in Serie. Mit etwas Verspätung fanden aber auch die Gäste wieder ins Spiel und taten das, was sie bis dahin im Spiel hielt: den Ball laufen lassen und die so erspielten offenen Würfe treffen.
Auf Heidelberger Seite schien Ugrai derweil zum tragischen Helden zu werden, denn er hatte einen offensiv guten Tag erwischt und tat dem Heidelberger Spiel sichtlich gut, sammelte aber in rekordverdächtiger Zeit vier Fouls ein und musste somit das Spielgeschehen wieder von der Seitenlinie aus beobachten. Insgesamt verfolgten die Offiziellen eine recht kleinliche Linie auf beiden Seiten, auf die man sich jedoch als Spieler auch einstellen können muss. Auf Bayreuther Seite trumpfte derweil Wohlrath weiter auf, indem er einen weiteren Dreier versenkte und sein Punktekonto auf zehn hochschraubte. Es gehört zu Frenki’s Leidensgeschichte, dass Spieler gegen ihn zu Topform auflaufen, die sonst eher unter dem Radar laufen.
Die Academics ließen sich jedoch nicht nachhaltig beeindrucken und sorgten mit einem 9:0 Lauf für die 67:58 Führung (27. Minute), was Raoul Korner erneut zu einer Auszeit zwang. Mit der Zonenverteidigung kam dann eine durchaus häufig von Raoul Korner gewählte Verteidigungsvariante gegen Ende des dritten Viertels zum Einsatz. Zwar konnten sich die Academics gegen diese offene Würfe erspielen. Es gelang dennoch zunächst nicht, diese zu nutzen und in Punkte umzuwandeln. Frenki sah dennoch Gesprächsbedarf, wollte seine Jungs auf die Zone einstellen, worauf Korner wiederum mit einer Mannverteidigung reagierte. Sichtlich perplex gelang den Academics kein Spielzug mehr, doch der Notwurf von Lowery mit Ablauf der 24 Sekunden Uhr fand irgendwie den Ring, was neue 14 Sekunden und einen Offensivrebound für Chapman brachte. Dieser setzte auch den Schlusspunkt unter ein gutes Heidelberger Viertel, an dessen Ende ein 73:65 auf der Anzeige stand.
Dass man sich auf einer acht Punkte Führung in der easyCredit BBL nicht ausruhen kann, zeigte die Anfangsphase des Schlussabschnitts eindrucksvoll. Nach nicht einmal einer Minute kamen die Gäste durch einen 7:0 Lauf auf nur einen Punkt ran. Zwar konnten die Academics durch fünf Punkte in Serie kontern. Doch in es war einigen Unkonzentriertheiten im Angriff zu verdanken, dass die Oberfranken nur kurz später den Ausgleich erzielten. Auszeit Heidelberg.
Im Angriff stockte der Motor nun gänzlich. Das Spiel wurde zunehmend starr und es kam nur noch zu schwierigen Abschlüssen. Zu allem Überfluss agierte man in der Verteidigung viel zu nachlässig, was eine individuell stark besetzte Mannschaft wie Bayreuth selbstverständlich dankbar nutzte. Als Jordan Geist beim Spielstand von 78:83 völlig ohne Not ein unsportliches Foul begeht, konnte der geneigte Unterstützer der Heidelberger bereits Schlimmstes befürchten. Die Bayreuther hingegen hatten ein paar Geschenke in Form von vergebenen Chancen mitgebracht und ließen ihrerseits in den Folgesequenzen einige Chancen ungenutzt. Beim Stand von 81:86 (26. Minute) schien noch alles möglich.
Und tatsächlich kamen die Academics durch einen erfolgreicher Mitteldistanzwurf durch Shy Ely noch einmal auf einen Punkt (86:87) heran. Im Folgeangriff zum Foul gezwungen, schickte man dann Cameron Wells an die Linie, der beide Freiwürfe eiskalt versenkte. Mit drei Punkten Rückstand war die Marschrichtung für den letzten Angriff klar.
Chapman hingegen hatte anderes im Sinn, verweigerte den relativ offenen Dreipunktwurf und zog Richtung Korb. Zwar bekam er hier das Foul angehängt, doch mit zwei Freiwürfen kann man eben keine drei Punkte erzielen. Den ersten Freiwurf netzte er zum 87:89, verfehlte dann den zweiten, bei dem jedoch wie so oft in dieser Partie ein Offensivrebound gelang. Mit 2,2 Sekunden zu spielen war dann die Tür doch noch einmal offen, doch spiegelbildlich für die umständliche Offensive endete diese Angriff in einem Kuddelmuddel und leider auch punktlos.
Branislav Ignjatovic:
Glückwünsch an Raul und sein gesamtes Team, verdient oder nicht verdient, gewonnen ist gewonnen. Mein Team hat wieder mit großem Herzen gespielt, wir haben im ersten Viertel viele Offensive Rebounds geholt, ein sensationeller Wert, allerdings hat uns die schlechte Dreierquote gerade im ersten Viertel zurückgeworfen. Bayreuth konnte das ausnutzen. Die Dreierquote wurde zwar gegen Ende besser, aber hat nicht ausgereicht.
Ein großer Fight von zwei Mannschaften. Die Niederlage geht in Ordnung, es war eine sehr enge Kiste und wir haben knapp den Sieg verpasst.
Die Punkteverteilung
Anthony Watkins (dnp), Brekkott Chapman (17), Niklas Würzner (0), Robert Lowery (13), Shyron Ely (13), Maximilian Ugrai (6), Kelvin Martin (18), Jordan Geist (16), Phillipp Heyden (0), Osasumwen Osaghae (4)