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12. Februar 2022

Academics geben im Schlussviertel das Spiel aus der Hand

Mit einem fulminanten ersten Viertel (16:29) starten die MLP Academics Heidelberg in der Bayreuther Oberfrankenhalle souverän in die Partie. Nach der Pause begegnen die Academics medi bayreuth in einer hart geführten Partie weiter auf Augenhöhe und können das dritte Viertel eng gestalten, sodass beim Stand von 61:59 zu Beginn des Schlussabschnitts noch alles möglich scheint. Im letzten Viertel reichen die Kräfte der Heidelberger leider nicht aus. Offensivschwächen, mangelndes Zusammenspiel und eine schlechte Defensivrebounding- Quote in der Schlussphase sorgen dafür, dass die Academics den Gastgebern zu wenig entgegensetzen können, sodass sie sich am Ende mit 85:79 geschlagen geben müssen.

Ausgangssituation

Mit medi bayreuth treffen die MLP Academics Heidelberg auf den aktuellen Tabellenzehnten der easyCredit Basketball Bundesliga, der sich mit neun Siegen bei zehn Niederlagen  im gesicherten Tabellenmittelfeld befindet. Deutlich beeindruckender ist diese Positionierung, wenn man sich vor Augen führt, dass medi bayreuth diese Position trotz massiver Verletzungs- und Krankheitsprobleme erreicht hat. Die ganze Saison der Bayreuther ist von Ausfällen diverser Schlüsselspieler geprägt – zuletzt konnten die Oberfranken beim Sieg gegen die Hamburg Towers sogar nur sieben Spieler einsetzen. Trotz ihrer personellen Probleme sind die Bayreuther alles andere als ein einfacher Gegner – vor allem da fürs heutige Spiel mit Bastian Doreth, Philip Jalalpoor und Moritz Sanders gleich drei medi-Spieler zurückkehren. Die Academics hingegen stehen immer mehr unter Druck, sich nach den letzten drei Niederlagen wieder einen Sieg zu erkämpfen, denn inzwischen trennen die Mannschaft von Coach Frenki Ignjatovic nur noch zwei Siege von den Abstiegsplätzen. Dabei wird diese Aufgabe in Bayreuth dadurch erschwert, dass Albert Kuppe verletzt ausfällt und auch der Einsatz des angeschlagenen Shyron Ely fraglich ist.

Spielverlauf

  1. Viertel (16:29): Von Beginn an sind die Academics sich der Wichtigkeit des Spiels bewusst und direkt voll konzentriert, während Bayreuth große Probleme hat ins Spiel zu finden. Nicht zuletzt dank fünf schneller Punkte von Jordan Geist, der sich endlich wieder stärker präsentieren kann als zuletzt, legen die Academics einen 12:2-Run in den ersten drei Minuten hin, der den Bayreuther Coach Raoul Korner direkt zur ersten Auszeit zwingt. Aber auch nach der Timeout sind die Heidelberger Gäste offensiv brandgefährlich, vor allem von jenseits der Dreierlinie. Auch wenn im weiteren Verlauf des Viertels die Gastgeber immer besser zu ihrem Angriffsspiel finden, kann medi bayreuth die Academics defensiv nicht stoppen, sodass die Heidelberger nach einem tollen Viertel mit einen Vorsprung von 16:29 in die erste Pause gehen.

Heidelberger des Viertels: Jordan Geist. Kann nach seiner Schwächephase über die letzten Spiele, in deren Zuge er gegen Chemnitz sogar aus der Startaufstellung gestrichen wurde, endlich wieder wichtiges Selbstbewusstsein tanken. Zeigt sich deutlich angriffslustiger und souveräner in der Entscheidungsfindung und kann in achteinhalb Minuten Spielzeit fünf Punkte und einen Steal zum erfolgreichen Start seines Teams beitragen.

Jordan Geist gibt den Academics im ersten Viertel wertvolle Impulse. Foto: EIBNER/Thorsten OCHS
  1. Viertel (25:15): Zum Start des zweiten Spielabschnitts sind die Academics, die davor offensiv so gefährlich waren, erst einmal komplett abgekühlt. Erst nach etwas mehr als zwei Minuten kann Kelvin Martin die ersten Heidelberger Punkte des Viertels zum 21:31 erzielen. Trotzdem liegt das Momentum jetzt klar in den Händen der Hausherren, die vor allem durch Big Man Martynas Sajus ihre Überlegenheit unter dem Korb immer wieder ausspielen können. Beim Stand von 26:31 weiß sich Frenki Ignjatovic in der 14. Minute nur noch mit einer Auszeit zu helfen um den Bayreuther Lauf zu stoppen. In der Verteidigung zeigen sich die Academics nun wieder deutlich wacher, sodass sich beide Mannschaften nun zum ersten Mal seit Spielbeginn auf Augenhöhe begegnen. So können die Academics ihre, in einer stark körperlich betonten Partie, Führung bis zur Halbzeitpause bewahren (41:44).

Heidelberger des Viertels: Leon Friederici. Bringt immens wichtige Energie und Scoring von der Bank, die den Academics ermöglichen, ihre Führung zu verteidigen. Erzielt fünf Punkte: den besonders wichtigen Dreier zum 38:42, nachdem medi bayreuth bereits auf einen Punkt herangekommen war, sowie den Buzzerbeater-Floater zum Viertelende, der seine Mannschaft mit einem emotionalen Höhepunkt in die Kabine schickt.

  1. Viertel (20:15): In der 22. Minute ist es so weit: passenderweise durch den überragenden Martynas Sajus kann medi bayreuth mit 45:44 seine erste Führung der Partie erspielen. Wieder brauchen die Heidelberger zu lange um ihre ersten Punkte des Viertels zu sammeln, können dann aber doch durch Max Ugrai und Rob Lowery mit einem 5:0-Lauf kontern und führen in der 24. Minute wieder mit 45:49. So bleibt der gefürchtete Einbruch im dritten Viertel aus und in einem weiter sehr physischen Spiel können die Heidelberger ihren Vorsprung vorerst verteidigen. Auch wenn sich die Gastgeber mit allem, was sie haben, gegen die Academics stemmen, behalten diese auch trotz technischer Probleme bei der Anzeigetafel die Ruhe. Allerdings vergeben die Schützlinge von Frenki Ignjatovic zu viele Chancen, auch von der Freiwurflinie, so dass knapp eine Minute vor Viertelende Nationalspieler Basti Doreth seine Bayreuther dann wieder per Dreier zum 61:58 in Führung bringen kann. So geht es wenig später mit einem Zwischenstand von 61:59 ins letzte Viertel, wo für die Academics noch alles drin ist.

Heidelberger des Viertels: Rob Lowery. Hält seine Mannschaft wie so oft im dritten Viertel durch sein Scoring in der Partie. Erzielt zwei Dreier, darunter einen besonders eindrucksvollen Wurf aus mindestens acht Metern Entfernung.

Rob Lowery zeigt in der Defense vollen Einsatz gegen Martynas Sajus – und macht Bekanntschaft mit dessen Ellenbogen. Foto: EIBNER/Thorsten OCHS
  1. Viertel (24:20): Beide Mannschaften gehen mit offenem Visier in den Schlussabschnitt und tauschen bei hohem Spieltempo Korb um Korb aus. Dabei sind es nach einem ausgeglichenen Start ins Viertel allerdings die Academics, die zusehends das Nachsehen haben. In der 33. Minute ist der Heidelberger Rückstand mit 69:64 erstmals auf fünf Punkte angewachsen und Frenki Ignjatovic will seine Mannschaft noch einmal per Auszeit auf die kommende Schlussphase einstellen. Doch im Angriff zeigen sich die Kurpfälzer jetzt vollkommen verunsichert, spielen ohne Selbstvertrauen und können auch defensiv nicht an die Leistung der vorherigen Viertel anknüpfen. Nur kurze Zeit später steht es sechseinhalb Minuten vor Ende 74:64 und die nächste Academics-Auszeit soll den Spielverlauf zum Besseren wenden. In dieser zweiten Auszeit findet Ignjatovic dann wohl die richtigen Worte, denn seine Mannschaft zeigt sich sichtlich gestärkt und kann mit einem 5:0-Lauf wieder ein Lebenszeichen senden. Bei diesen fünf Punkten pendelt sich der Heidelberger Rückstand dann ein und vor allem dank einer auffälligen Bayreuther Freiwurfschwäche in den Schlussminuten können sich die Neckarstädter lange in der Partie halten. Doch auch die Heidelberger erlauben sich eigene Unzulänglichkeiten, vor allem beim Defensivrebound, die eine finale Aufholjagd dann unmöglich machen. Spätestens als Max Ugrai und Rob Lowery anderthalb Minuten vor Spielende beim Stand von 83:74 beide mit fünf Fouls auf der Bank Platz nehmen müssen, ist die Messe gelesen. Zwar können die Heidelberger noch etwas Ergebniskorrektur betreiben, doch mit 85:79 endet schließlich dieses Spiel, in dem aus Heidelberger Sicht deutlich mehr möglich gewesen wäre.

Heidelberger des Viertels: Kelvin Martin. Gibt seiner Mannschaft nach dem Bayreuther Run zum 74:64 wieder den Kampfgeist zurück, indem er erst einen Korbleger verwandelt und dann durch seinen starken Einsatz einen Sprungball und damit einen Heidelberger Ballbesitz erzwingt. Auch wenn es am Ende nicht zum Sieg gereicht hat, sollte dieser wichtige Impuls, den Martin seiner Mannschaft verpasst, nicht unerwähnt bleiben.

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Nachbesprechung

Statistik des Spiels: Sieben Assists haben die MLP Academics das gesamt Spiel über verteilt. Das ist selbst für die Heidelberger, die in dieser Kategorie ohnehin Ligaschlusslicht sind, ein katastrophaler Wert, der illustriert, wie sehr sich die Mannschaft auf Einzelaktionen verlassen hat. Umso beeindruckender ist, dass dieser Spielansatz über drei Viertel hinweg halbwegs aufgegangen ist und erst im letzten Viertel bei schwindenden Kräften klar wurde, dass das Spiel offensiv nicht durch Eins-gegen-Eins-Aktionen zu gewinnen ist.

Heidelberger des Spiels: Jordan Geist. Legte mit nur 35,7 Prozent Wurfquote aus dem Feld zwar eine bescheidene Ausbeute hin, zeigte sich ansonsten aber im Vergleich zu den Spielen gegen Bayern, Chemnitz oder auch Oldenburg wie  ausgewechselt. Übernahm die Rolle des angeschlagenen Shyron Ely, der gar nicht eingesetzt wurde, stand mit 36:42 Minuten von allen Heidelbergern am längsten auf dem Parkett und zeigte endlich wieder das Selbstvertrauen und den Spielwitz, den man aus seinen ProA-Zeiten, aber auch vom Beginn dieser Spielzeit kennt. War am Ende der Partie mit 15 Zählern zweitbester Heidelberger Punktesammler und zeigte, dass er zurecht in die easyCredit Basketball Bundesliga gehört.

Momente des Spiels: Offensivrebounds der Bayreuther im letzten Viertel. Nachdem die Academics im Schlussviertel aus einer wirklich schlechten Ausgangsposition von 74:64 einen 5:0-Lauf hinlegen konnten, schien auf einmal wieder alles möglich – zumal Bayreuth nun wirklich wackelte und vor allem von der Freiwurflinie einiges liegen ließ. Doch die Heidelberger konnten sich für ihre engagierte Defensive einfach nicht belohnen, da medi bayreuth, allen voran in Person von Martynas Sajus (der das Spiel mit vier Offensivrebounds beendete), sich immer wieder zweite Chancen erarbeiten konnte, die am Ende das Spiel entschieden.

Im letzten Viertel hatten die Academics zu oft – wie hier gegen Janari Jõesaar – das Nachsehen beim Defensivrebound.
Foto: EIBNER/Thorsten OCHS

Für Heidelberg spielten: Robert Lowery (17 Punkte), Jordan Geist (15), Brekkott Chapman (14), Leon Friederici (10), Maximilian Ugrai (9), Phillipp Heyden (4), Niklas Würzner (2) und Osasumwen Osaghae.