Endlich hat das Warten ein Ende! Nach etwas mehr als drei Wochen ohne Pflichtspiel begrüßen die MLP Academics am kommenden Samstag um 18 Uhr die Basketball Löwen Braunschweig im Heidelberger SNP dome. Dabei wird die große Frage sein, wie fit und eingespielt die Mannschaft von Frenki Ignjatovic nach der zurückliegenden Corona-Pause sein wird. Die Heidelberger konnten die Länderspielpause nutzen, um Neuzugang Kyan Anderson zu integrieren und in einem Testspiel gegen SIG Strasbourg Spielpraxis zu sammeln. Schon oft genug konnte man in den letzten Pandemie-Spielzeiten miterleben, wie Mannschaften durch Corona-Unterbrechungen aus der Bahn geworfen wurden. Für die Academics geht es darum, möglichst schnell wieder zur alten Spielform zurück zu finden, um an den starken Auftritt gegen den MBC im letzten Ligaspiel anknüpfen zu können.
Mit den Basketball Löwen Braunschweig kündigt sich ein Gegner an, der zwar aktuell nicht mit Corona-Infektionen zu kämpfen hat, trotzdem verletzungsbedingt mit einer angespannten Personalsituation konfrontiert ist. Besonders schwer wiegt der Ausfall von Robin Amaize, der bis zu seiner ernsten Knieverletzung im Dezember ein absoluter Leistungsträger und Führungsspieler für die jungen Löwen war. Auch Nachverpflichtung Arturs Zagars, der nach dem Amaize-Ausfall für Entlastung sorgen sollte, hat seit seiner Ankunft in Braunschweig mit Verletzungen zu kämpfen und konnte erst ein Spiel für die Niedersachsen absolvieren.
Zu allem Überfluss verletzte sich im Pokalhalbfinale auch noch Löwen-Spielmacher Tookie Brown am Oberschenkel, dessen Einsatz gegen die Academics weiterhin fraglich ist, sodass die Löwen vor allem auf den Guard-Positionen momentan dünn besetzt sind. Trotz all dem kommen die Braunschweiger mit einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein nach Heidelberg. In der Tabelle der easyCredit Basketball Bundesliga belegt die junge Mannschaft von Coach Jesús Ramírez momentan einen soliden elften Platz.
Das unumstrittene Highlight der bisherigen Saison war aber die Teilnahme am Pokal-Top Four in Berlin, bei dem sich die Löwen, nach einer tollen kämpferischen Leistung im Halbfinale, zwar den HAKRO Merlins Crailsheim geschlagen geben mussten, sich aber auf großer Bühne hervorragend präsentierten konnten. Den Schwung dieses großen Spiels konnten vier Braunschweiger auch direkt in das Nationalmannschaftsfenster mitnehmen, wo Owen Klassen (Kanada), David Krämer (Deutschland) sowie Martin Peterka und Ondrej Sehnal (beide Tschechien) mit ihren jeweiligen Auswahlen auch über die Länderspiel-Pause hinweg Rhythmus und Selbstvertrauen tanken konnten.
Dem Heidelberger Basketball-Publikum sollte David Krämer noch von dem Länderspiel gegen Israel am 28. Februar ein Begriff sein. Speziell in der Schlussphase hatte er mit seinen Offensivrebounds einen bedeutenden Anteil am Comeback- Sieg der deutschen Nationalmannschaft. Für die Basketball Löwen Braunschweig ist David Krämer ein absoluter Schlüsselspieler. Vor allem durch den Ausfall seiner Backcourt-Kollegen Amaize, Brown und Zagars lastet momentan viel Verantwortung auf den Schultern des 25-jährigen Shooting Guards. Mit 14,3 Punkten pro Spiel ist Krämer der beste Scorer seiner Mannschaft. Vor allem von der Dreierlinie strahlt er große Gefahr aus. Mit sechs Versuchen aus der Distanz nimmt der Deutsch-Österreicher die meisten Dreier seines Teams und verwandelt diese mit einer guten Quote von 38,6 Prozent. Neben seinem Sprungwurf sticht die Athletik des Braunschweiger Guards hervor, die ihm nicht nur beim Rebound zugutekommt. Nicht nur im Trikot der Nationalmannschaft sondern auch für die Löwen packt Krämer hier an und legt so in der Bundesliga im Schnitt 3,9 Rebounds pro Spiel auf.
In seiner ersten Saison als Braunschweiger Cheftrainer hat Jesús Ramírez ein attraktives Offensivsystem etabliert, das auf hohem Tempo – besonders beim Passspiel und viel Bewegung ohne Ball basiert. Das Ergebnis ist eine extrem spielfreudige Mannschaft, die mit 20,5 Assists pro Spiel die zweitmeisten direkten Korbvorlagen der Liga spielt und nach den Hamburg Towers den zweitschnellsten Spielstil der easyCredit BBL aufweist. Ballverluste sind u.a. ein Problem, welches dieser Highspeed-Basketball mit sich bringt. Nicht zuletzt aufgrund der hohen Entscheidungsgeschwindigkeit, die von den Braunschweiger Spielern verlangt wird, weisen die Löwen die dritthöchste Turnover-Rate der Liga auf: 18,4 Prozent der Braunschweiger Angriffe enden mit einem Ballverlust. Der offensive Spielstil der Löwen steht im starken Kontrast zu den Academics, die sich mit nur 13,6 Assists pro Spiel deutlich stärker auf Einzelaktionen verlassen und auch ein wesentlich niedrigeres Tempo als Braunschweig gehen. Sie versuchen eher, ihre individuellen Stärken im Halbfeld auszuspielen.
So kann man sich am Samstag auf ein Duell der Spielsysteme einstellen, in dem es für Frenki Ignjatovic und seine Academics darum gehen muss, das Tempo zu kontrollieren, den Braunschweiger Spielfluss zum Erliegen zu bringen und Profit aus der Braunschweiger Anfälligkeit für Ballverluste zu schlagen. Sollten die Academics es schaffen, die Partie ähnlich eng zu gestalten wie das Hinspiel, dass sie nach Verlängerung mit 82:93 aus Braunschweig entführen konnten, ist zu hoffen, dass die Heidelberger in der Schlussphase ihre personellen Vorteile auf den kleinen Positionen gewinnbringend ausspielen können – zumal sie sich mit Kyan Anderson noch einmal verstärken konnten.
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