Nach einem weitestgehend unansehnlichen ersten Viertel (22:20), in dem beiden Mannschaften ihre Spielpause deutlich anzusehen ist, entwickelt sich ein intensives Spiel auf Augenhöhe. Zur Halbzeit liegen die Gastgeber noch knapp mit 44:46 zurück, können sich dann aber im dritten Viertel durch eine starke Defensivleistung einen 58:56-Vorsprung erspielen. In der Schlussphase kann sich zunächst keine Mannschaft deutlich absetzen, bis die Academics sich, auch dank großer Braunschweiger Freiwurfschwächen, ein kleines Polster erarbeiten können. Mit einem Zwischenstand von 76:71 können sie in die letzte Minute gehen. Vor allem dank eines überragenden David Krämer auf Braunschweiger Seite wird das Spiel jetzt noch einmal eng, aber am Ende steht ein hart erarbeiteter 81:78-Sieg im ersten Spiel nach der Corona-Pause zu Buche.
Das letzte Bundesligaspiel der MLP Academics Heidelberg liegt 24 Tage zurück, die Basketball Löwen Braunschweig haben vor 21 Tagen mit dem Pokalhalbfinale gegen Crailsheim ihr letztes Pflichtspiel absolviert. Beide Teams müssen nach der langen Unterbrechung möglichst schnell wieder in ihren Rhythmus finden – wobei den Academics diese Aufgabe durch eine Woche Corona-Zwangspause noch einmal deutlich erschwert wird. Auch wenn beide Teams in der Tabelle nur zwei Plätze voneinander entfernt sind (Braunschweig 11., Heidelberg 13. Platz, Stand 12.03.) liegt die Favoritenrolle durch die Heidelberger Zwangspause zumindest auf dem Papier wohl recht deutlich bei den Niedersachen, zumal sich diese im Pokal-Final Four sehr ordentlich verkaufen konnten. Doch schon im Hinspiel, das die Heidelberger nach Verlängerung mit 82:93 für sich entschieden, konnten die Academics zeigen, dass sie durchaus in der Lage sind, die Löwen zu ärgern.
Beiden Teams ist zu Spielbeginn die fehlende Praxis anzumerken, Turnover, Fouls und teils sehr deutliche Fehlwürfe auf beiden Seiten prägen die ersten Minuten. Auch wenn sie sich mit der Braunschweiger Ganzfeldpresse sichtlich schwertun, führen die Academics zur Viertelmitte mit 8:5. Während die Gäste aus Niedersachsen offensiv weiter große Probleme haben, finden die Hausherren nun mehr offensiven Rhythmus und nach einem krachenden Dunking von Kelvin Martin zum 15:5 beruft Löwen-Coach Jesùs Ramìrez in der siebten Minute seine erste Auszeit ein. Diese zeigt auch Wirkung: Die Niedersachsen legen mit verbesserter Dreierquote bis zur Viertelpause einen 7:15-Lauf aufs Parkett. Mit 22:20 endet das erste Viertel und beide Mannschaften sind nun mit dem Kopf komplett in der Partie angekommen.
Heidelberger des Viertels: Kelvin Martin. Ist hauptverantwortlich dafür, dass seine Mannschaft offensiv ins Spiel findet. Zwingt mit seinen persönlichen 5:0-Run, den er mit Highlight-Dunk abschließt, die Gäste zur Auszeit und ist mit insgesamt neun Punkten Topscorer der Partie (nach zehn gespielten Minuten). Dabei spielt er das komplette Viertel durch, als hätte es nie eine Corona-Pause gegeben und bringt defensiv die gewohnte Energie auf das Parkett.
Die ersten Minuten des zweiten Viertels gehören den Braunschweiger Gästen, die zwar von der Dreierlinie abgekühlt sind, aber immer wieder unter dem Heidelberger Korb zu einfachen Punkten kommen. So können die Löwen die Führung erringen. In der 12. Minute (24:27) macht Academics-Coach Frenki Ignjatovic von seiner ersten Auszeit Gebrauch. Während sich die Stimmung auf den Rängen und dem Parkett des SNP domes aufgrund zweier Schiedsrichter-Entscheidungen zu Jordan Geists Ungunsten immer weiter aufheizt, haben die Heidelberger Schwierigkeiten, nach der Auszeit gegen die Braunschweiger Defensive zu punkten und verfallen in Einzelaktionen. Trotzdem schaffen es die Hausherren, die Niedersachsen nicht davonziehen zu lassen. Nach 16 gespielten Minuten steht es so 33:34 und von konditionellen Problemen ist auf beiden Seiten bisher nichts zu sehen. Daran soll sich auch bis zur Halbzeitpause nichts ändern, Löwen und Academics schenken sich auf beiden Seiten des Spielfelds nichts und gehen körperlich intensiv zu Werke. In einer offenen Partie sind es dann die Gäste, die den Gastgebern zur Halbzeit eine Nasenlänge voraus sind und eine 44:46-Führung mit in die Kabine nehmen können.
Heidelberger des Viertels: Rob Lowery. Ist ein belebender Faktor für die Heidelberger Offensive, besonders, als zu Viertelbeginn offensiv sonst nichts so recht gelingen will. Er erzielt insgesamt sieben Punkte, darunter einen durchaus sehenswerten Zirkus-Korbleger und verteilt dazu noch zwei Assists.
Zum Start in die zweite Halbzeit liefern sich Academics und Löwen ein kleines Wettschießen von der Dreierlinie. Die ersten vier erfolgreichen Würfe der zweiten Hälfte sind Dreier, wobei die Heidelberger das Distanz-Duell mit drei zu eins für sich entscheiden können und so in der 23. Minute mit 53:49 in Führung gehen. Trotzdem schaffen es die Kurpfälzer nicht, sich weiter abzusetzen – im Gegenteil. Außer aus der Distanz läuft offensiv nicht viel für die Academics und als auch der Dreier nicht mehr fällt, können die Braunschweiger zur Viertelmitte (53:54) die Führung wieder übernehmen. Zu ihrem Glück schaffen es die Gastgeber jetzt immer wieder, Fouls zu ziehen und sich so von der Freiwurflinie im Spiel zu halten. So kommen die Academics in einer defensiv sehr intensiv geführten Partie weiter zu Punkten und können auch dank einer starken eigenen Defensivleistung ihre Führung zurückerobern. Nach einem kuriosen Viertel, in dem die Academics keinen einzigen Wurf aus dem Zweierbereich verwandeln können, gleichzeitig aber ihre Gegner bei nur zehn Punkten halten, steht es 58:56 – ein Ergebnis, das mit etwas mehr Konzentration an der Freiwurflinie noch besser aussehen könnte.
Heidelberger des Viertels: Kyan Anderson. Legt zwar keine beeindruckende Statline auf, kann aber von der Freiwurflinie seinen ersten Punkt im Heidelberger Dress erzielen. Auch wenn der Wurf noch nicht so wirklich fallen will, zeigt sich der Neuzugang als eine Bereicherung für das Heidelberger Offensivspiel und hat wenig Probleme, sich in das System der Academics einzufinden. Herzlich Willkommen in Heidelberg, Kyan!
Die erste Minute des Schlussabschnitts gehört David Krämer. Fünf Punkte legt der deutsche Nationalspieler im Braunschweiger Dienst in dieser Zeit auf und bringt seine Mannschaft mit 60:61 in Führung. Vor allem durch die Dreier von Brekkott Chapman finden die Academics die passende Antwort zum richtigen Zeitpunkt. Sechseinhalb Minuten vor Ende steht es 68:64, aber die Basketball Löwen können mit einem eigenen Lauf kontern, so dass das Spiel ohne erkennbaren Favoriten in die letzten Minuten geht. Zur Mitte des Viertels beträgt der Spielstand 68:69 und eine ähnlich spannende Schlussphase wie im Hinspiel kündigt sich an. So können die Gastgeber einen 6:0-Lauf starten, der ihnen eine 74:69-Führung gut zwei Minuten vor Spielende beschert. Als die Academics diesen Abstand von fünf Punkten auch dank einer unterirdischen Braunschweiger Freiwurfquote in der Crunchtime eine Minute vor Ende halten können (76:71), scheint das Spiel schon fast entschieden. Die Schlussminute bietet dennoch einiges an Dramatik. David Krämer schwingt sich auf, zum Held zu werden, legt in den letzten 24 Sekunden noch einmal sieben Punkte auf – und passenderweise schwächeln nun auch die Academics von der Linie. Doch mit seinem Steal sieben Sekunden vor Ende kann Kelvin Martin die Braunschweiger Comeback-Hoffnungen begraben und den 81:78-Sieg sichern.
Heidelberger des Viertels: Brekkott Chapman. Hält die Academics zu Beginn des Viertels im Spiel: Als David Krämer zu seinem ersten Scoring-Run ansetzt und Braunschweig zu enteilen droht, kontert Chapman mit zwei eigenen Dreiern und verhindert so, dass seine Mannschaft ins Hintertreffen gerät. Erzielt im Schlussabschnitt insgesamt sechs Punkte, liefert dazu zwei Rebounds und zieht zwei Fouls.
Statistik des Spiels: In den letzten fünf Minuten, der spielentscheidenden ‚Crunch Time‘ konnten die Basketball Löwen Braunschweig nur vier ihrer elf Freiwurfversuche verwandeln, was eine bescheidene Quote von 36 Prozent bedeutet. Vor allem ganz zum Schluss der Partie zeigten auch die Academics Nerven an der Freiwurflinie, konnten in den letzten fünf Minuten aber immerhin sieben ihrer zehn Versuche verwandeln und weisen so mit 70 Prozent eine doppelt so gute Quote wie die Gäste auf. Hätten die Löwen ihrem Saisonschnitt entsprechend 67 Prozent ihrer Freiwürfe verwandelt, hätte die Partie zu ihren Gunsten kippen können.
Spieler des Spiels: Kelvin Martin. Lieferte eine seiner besten Leistungen dieser Saison ab. Besonders Martins Performance von der Dreierlinie, wo er diese Saison über sonst so große Probleme hatte, war mit drei Treffern bei drei Versuchen beeindruckend, ebenso wie die starken 77 Prozent Wurfquote aus dem Feld. Am Ende war der Academics-Swingman mit 23 Punkten Topscorer seiner Mannschaft und seine neun Rebounds und drei Steals illustrieren deutlich die Energie, die er in seinen knapp 30 Minuten Einsatzzeit auf das Spielfeld gebracht hat. Einzig sieben Turnover sind ein statistischer Wermutstropfen, über den Frenki Ignjatovic aber bei der Pressekonferenz gerne hinwegsehen konnte, als er die Performance seines Flügelspielers, der heute auch wieder einmal unter dem Korb aushelfen musste, in höchsten Tönen lobte.
Moment des Spiels: Den Moment des Spiels lieferte Kelvin Martin sieben Sekunden vor Spielende, in der entscheidendsten Phase der Partie. Nachdem Kyan Anderson nur einen seiner beiden Freiwürfe verwandeln konnte, sicherten sich die Basketball Löwen den Rebound und hatten noch sieben Sekunden Zeit, um beim Spielstand von 81:78 das Spiel noch auszugleichen – wofür die Chancen angesichts David Krämers bärenstarker Leistung im Schlussviertel auch gar nicht zu schlecht standen. Doch die Gäste hatten die Rechnung ohne Kelvin Martin gemacht, der Luc von Slooten nach dem Defensivrebound direkt den Ball abluchste, so seiner Mannschaft den Sieg sicherte und seiner heutigen Spitzenleistung noch einmal eine Sahnehaube aufsetzen konnte.
Für Heidelberg spielten: Kelvin Martin (23 Punkte), Brekkott Chapman, Robert Lowery (beide 13 Punkte), Jordan Geist (12 Punkte), Maximilian Ugrai (10 Punkte), Kyan Anderson (6 Punkte), Shyron Ely (4 Punkte), sowie Niklas Würzner, Phillipp Heyden und Leon Friederici.