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11. April 2022

Auswärts-Highlight gegen ratiopharm Ulm

Nach zwei wichtigen Siegen, welche die MLP Academics Heidelberg in den letzten Wochen gegen Teams aus der unteren Tabellenhälfte erringen konnten, steht für die Heidelberger in der kommenden Woche ein attraktives Kür-Programm gegen zwei Spitzenteams der easyCredit BBL an. Zu dem nächsten Heimspiel am Ostermontag werden die aktuellen Tabellenführer der Liga, die Telekom Baskets Bonn, im SNP dome gastieren.
Zuvor gastieren die Heidelberger morgen um 19 Uhr bei Eurocup-Teilnehmer ratiopharm Ulm. Die Ulmer belegen momentan den fünften Tabellenplatz in der easyCredit BBL und fiebern in Europas zweitstärksten internationalen Wettbewerb, dem Eurocup, auf das Achtelfinale gegen Joventut Badalona hin.

Situation des Gegners

Die Abschiedssaison von Ligalegende und Ulmer Kapitän Per Günther, der diesen Sommer nach 14 Saisons im orangenen Trikot seine Profikarriere beenden wird, läuft bisher im Großen und Ganzen nach den Vorstellungen der Ulmer Verantwortlichen. Nach einer starken letzten Spielzeit, die erst im Halbfinale gegen den späteren Meister ALBA BERLIN endete, konnten die Schwaben die namhaften Abgänge des Sommers eindrucksvoll ersetzen. Mit Cristiano Felicio, Jaron Blossomgame und Semaj Christon wurden drei NBA-erfahrene Spieler verpflichtet, die gemeinsam deutlich über 300 NBA-Einsätze aufweisen können. Vor allem Center-Hüne Felicio konnte mit seinen 258 Pflichtspieleinsätzen in der stärksten Liga der Welt ordentlich Erfahrung sammeln. Dazu blieben die Ulmer ihren Prinzipien als Ausbildungsverein treu und konnten mit Karim Jallow und Philipp Herkenhoff zwei der begabtesten jungen deutschen BBL-Spieler an sich binden, sowie mit dem erst 18-jährigen Montenegriner Fedor Zugic ein Talent an Land ziehen, dessen Name immer wieder in Verbindung mit dem NBA-Draft fällt.

Seit der Saison 2019/20 gibt Jaka Lakovic, der auf eine erfolgreiche Karriere als Spieler (unter anderem für Panathinaikos Athen und den FC Barcelona) zurückblicken kann, in Ulm die Kommandos an der Seitenlinie. Foto: Harry Langer

Mit einem derart hochklassigen Kader konnten die Münsterstädter in der BBL nach kleinen Anlaufschwierigkeiten ab Dezember eine hervorragende Saison hinlegen und 14 von 18 Spielen gewinnen. Dabei sind die Ulmer vor allem auswärts eine Macht: Mit elf Siegen bei nur drei Niederlagen weisen die Schwaben die zweitbeste Auswärtsbilanz der Liga auf und auch die Academics durften schon im Hinspiel die Ulmer Auswärtsstärke zu spüren bekommen, als sie im SNP dome mit 79:84 das Nachsehen hatten. Dabei konnte ratiopharm Ulm im Lauf der Saison auch Verletzungen der Schlüsselspieler Christoph Philipps und Cristiano Felicio wegstecken und sich mit einer Bilanz von 7:11 im Eurocup für die Playoffs qualifizieren. Mit Joventut Badalona wartet ein spanisches Top-Team im Achtelfinale auf die Mannschaft von Jaka Lakovic. In der Bundesliga geht es derweil um das Heimrecht in der ersten Playoffrunde. Die Derbyniederlage am Samstag gegen Ludwigsburg ist daher besonders schmerzhaft, sodass die Ulmer gegen Heidelberg auf Wiedergutmachung vor heimischem Publikum aus sein werden.

Player to Watch

Die Zügel des Ulmer Spiels hat in dieser Saison Semaj Christon fest in seiner Hand. In allen 26 Ulmer Ligaspielen lief der 1,91 Meter große Point Guard als Starter auf und stand dabei im Schnitt 30:19 Minuten auf dem Parkett – nur sechs Spieler der easyCredit BBL müssen durchschnittlich mehr Minuten abreißen. Als Organisator und Kreativposten ist Christon nicht aus der Ulmer Offensive wegzudenken. Spieltag um Spieltag muss er den Spagat schaffen, seine Teamkollegen angemessen in Szene zu setzen und selbst als Scorer in Erscheinung zu treten.

Aus dem diesjährigen Ulmer Spielsystem ist Semaj Christon nicht wegzudenken. Foto: Harry Langer

Beides gelingt Christon bisher mit Bravour. Mit 6,0 Assists pro Spiel ist er in dieser Hinsicht der beste Ulmer und landet im ligaweiten Vergleich auf Platz fünf. Dazu legt Christon pro Spiel 14,8 Punkte auf, wobei der bullige Guard immer wieder erfolgreich den Korb attackiert und sich eher weniger auf seinen Distanzwurf verlässt. Davon zeugt auch die Verteilung seiner Würfe: 10,1 Zweierversuchen stehen nur 2,4 Dreierversuchen pro Spiel gegenüber. So müssen die Academics-Guards vor allem versuchen, Christons Drive zum Korb zu stoppen, was angesichts seiner hervorragender Physis allerdings gewiss keine leichte Aufgabe sein wird.

Schlüssel zum Spiel

Generell ist die Ulmer Physis eine der größten Stärken der Mannschaft von Jaka Lakovic. Mit Semaj Christon, Sindarius Thornwell, Karim Jallow, Jaron Blossomgame und dem momentan leider verletzten Cristiana Felicio, haben die Schwaben auf jeder Position Spieler zur Verfügung, die ihren Positionsgenossen vor allem im bundesligaweiten Vergleich körperlich überlegen sind. Diese körperlichen Vorteile schlagen sich auch in der Statistik nieder: so sind die Ulmer einer der besten Reboundmannschaften der Liga und weisen mit 32,7 Rebounds pro Spiel in dieser Hinsicht den drittbesten Wert der Liga auf. Dabei packen die Ulmer vor allem beim Defensivrebound zu, sodass sich den Academics morgen nur wenige zweite Chancen am offensiven Brett bieten werden.

Im Hinspiel gegen die Academics konnte Jaron Blossomgame (im Bild rechts) seine Reboundstärke unter Beweis stellen und mit 14 Punkten und 10 Rebounds ein Double-Double auflegen. Foto: Andreas Gieser // cheesy.photo

Insgesamt steht den Heidelbergern eine harte Partie in der Offensive bevor. Die Ulmer Verteidigung ist die Fünftbeste der Liga. Mit ihrer Länge und Athletik können die Schwaben ihre Gegner immer wieder effektiv beim Wurf stören: Nur 44,2 Prozent der gegnerischen Feldwürfe treffen gegen ratiopharm Ulm ihr Ziel, was den drittbesten Wert der Liga bedeutet. Ein defensives Highlight der Ulmer Saison war dabei das Heimspiel gegen ALBA BERLIN, in dem die Ulmer den amtierenden Meister bei einer Trefferquote von nur 35,2 Prozent aus dem Feld und insgesamt 71 Punkten halten konnte, sich aber trotzdem nach Verlängerung geschlagen geben musste. Gegen die starke Ulmer Defensive, mit ihren bissigen Eins-gegen-Eins-Verteidigern, werden die Academics unbedingt als Team zusammenarbeiten müssen, um sich gemeinsam gute Würfe zu erspielen.

 

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  • Titelbild: Lukas Adler // ladler.photography
  • Text: Niklas Pempe