Nach 40 intensiven Minuten verlieren die MLP Academics Heidelberg ihr letztes Spiel der Saison 2021/22 mit 98:83 gegen die MHP RIESEN Ludwigsburg. Nach einem hervorragenden ersten Viertel, in dem die Heidelberger die Gastgeber mit ihrem selbstbewussten Auftreten überraschen können (17:24), drehen die Schwaben im zweiten Abschnitt auf, erhöhen vor allem die defensive Intensität und können sich so bis zur Halbzeitpause eine Führung von 46:41 erarbeiten. Nach der Pause ist die Partie zunächst ausgeglichen. Erst zum Ende des dritten Viertels brechen die Heidelberger ein und gehen so mit einem Zwischenstand von 75:62 in die letzten zehn Minuten. Dort reicht ein schneller Ludwigsburger Lauf, um den Heidelberger Widerstand zu brechen und schlussendlich verlieren die MLP Academics Heidelberg nach einem guten Kampf mit 98:83 in Ludwigsburg.
Ausgangssituation
Für ihre letztes Saisonspiel geht es für die MLP Academics Heidelberg noch einmal gegen eine Spitzenmannschaft der easyCredit BBL. Die MHP RIESEN Ludwigsburg stehen momentan auf Platz vier der Tabelle und konnten am vergangenen Wochenende beim Final Four der FIBA Champions League in Bilbao einen starken dritten Platz erringen. Während es für die Academics nur noch um einen möglichst runden Abschluss der Saison geht, kämpfen die Ludwigsburger noch um das Heimrecht in den Playoffs, so dass die Academics heute eine harte Aufgabe gegen ein motiviertes Top-Team der Liga erwartet.
Spielverlauf
Viertel (17:24): Vor der eindrucksvollen Kulisse der Ludwigsburger MHPArena starten die MLP Academics nach einer Minute anfänglicher Verunsicherung gut in die Partie, vor allem offensiv fallen die Heidelberger Würfe und nach drei gespielten Minuten steht es 7:7. Defensiv hingegen haben die Academics Schwierigkeiten, die Gastgeber zu stoppen, die vor allem aus der Distanz einen guten Start erwischen und in den ersten fünf Minuten zwei Dreier einstreuen können. Trotzdem ist es nur den Heidelberger Schwächen von der Freiwurflinie zu verdanken, dass die offensiv bestens aufgelegten Academics erst in der sechsten Minute mit 12:13 in Führung gehen. Noch ist für die Mannschaft von Frenki Ignjatovic wenig von der gefürchteten Ludwigsburger Defensive zu spüren und als die Gäste wenig später in der 17. Minute sogar auf 13:16 davonziehen können, sehen sich die schwäbischen Hausherren gezwungen, ihre erste Auszeit zu nehmen. Einzig der Ludwigsburger Center Jonas Wohlfarth-Bottermann kann in dieser Phase entscheidend dagegenhalten und bringt seine Mannschaft mit zwei Körben wieder auf 17:18 an die Academics heran (achte Minute). Nach einer Auszeit von Frenki Ignjatovic bekommen die Heidelberger allerdings auch den Ludwigsburger 2,08m-Mann unter Kontrolle und können sich auch dank einer nun sehr gut aufgestellten Verteidigung bis zum Viertelende auf 17:24 absetzen.
Heidelberger des Viertels: Max Ugrai. Leistet starke Arbeit unter dem Korb gegen die extrem physischen Ludwigsburger Big Men und kann besonders Jonas Wohlfarth-Bottermann zum Viertelende gut in Schach halten. Mit sechs Punkten bei 66,7 Prozent Trefferquote aus dem Feld und 100 Prozent von der Freiwurflinie ist der Heidelberger Forward gemeinsam mit Rob Lowery bisheriger Topscorer seiner Mannschaft.
Viertel (29:17): Aus der Viertelpause kommen die MHP RIESEN deutlich fokussierter, erhöhen den defensiven Druck extrem und spielen nun auch ihre berüchtigte Pressverteidigung. Mit diesem Druck haben die Heidelberger große Probleme, leisten sich zwei Ballverluste in der ersten Minute des Viertels, kommen erst nach 2:15 Minuten durch Kyan Anderson auf ihre ersten Punkte des zweiten Spielabschnitts und können so einen Ludwigsburger 7:0-Lauf beenden und ihre Führung mit 24:26 wiederherstellen. Trotzdem tun sich die Academics weiterhin unglaublich schwer, gegen die starke Ludwigsburger Defensive zu Punkten zu kommen, während die Gastgeber durch ihre aggressive Verteidigung auch immer mehr ihren offensiven Rhythmus führen können. So fallen die Heidelberger schnell weiter zurück und liegen nach 14 gespielten Minuten schon mit 32:26 hinten. Auch diverse Personalwechsel von Frenki Ignjatovic helfen den Academics nicht, endlich ein Mittel gegen die starke Ludwisgburger Defensive zu finden und als Rob Lowery in der 16. Minute seinen Freiwurf zum 36:27 trifft, ist das erst der dritte Heidelberger Punkt des Viertels. Angesichts dieser Heidelberger Offensivmisere können die MHP RIESEN ihre Führung immer weiter ausbauen und in der 17. Minute sogar auf 41:27 enteilen. Jetzt finden die Academics, angeführt von Max Ugrai und Rob Lowery, allerdings endlich ihren offensiven Rhythmus, können vor allem durch sehenswerte Fastbreaks einen 9:0-Run hinlegen und auf 41:36 verkürzen (19. Minute). Zwar antworten die RIESEN darauf mit einem eigenen 5:0-Lauf, doch das Heidelberger Tief scheint vorerst überwunden zu sein. Nach einem Dreier von Leon Friederici zum Viertelende nehmen die MLP Academics sogar einen versöhnlichen Zwischenstand von 46:41 mit in die Halbzeitpause.
Heidelberger des Viertels: Leon Friederici. Mit seinem unbekümmerten Offensivspiel und bissiger Verteidigung bringt der Guard seiner Mannschaft wichtige Impulse, besonders seine Sequenz zum Viertelende, als er erst das Offensiv-Foul von Tremmell Darden zieht und im darauffolgenden Angriff den Step-Back-Dreier mit der Halbzeitsirene versenkt, ist Gold wert. Insgesamt legt Friederici fünf Punkte bei perfekter Trefferquote aus dem Feld auf.
Viertel (29:21): Nach der Halbzeitpause erleben die Fans in der Ludwigsburger MHP-Arena eine zerfahrenere Partie als noch in den ersten 20 Minuten, (Offensiv-)Fouls auf beiden Seiten prägen das Spiel, in dem die Academics auf Augenhöhe mit den Gastgebern spielen können und vor allem dank des überragenden Max Ugrai den Ludwigsburger Vorsprung bei rund fünf Punkten halten können. Wohl vor allem um den Heidelberger Flügelspieler in den Griff zu bekommen, der den RIESEN in zweieinhalb Minuten sechs Punkte einschenkt, nimmt Heim-Coach John Patrick beim Stand von 53:49 in der 23. Minute seine nächste Auszeit. Nach dieser Timeout finden die Gastgeber vor allem von der Dreierlinie neuen Schwung und können ihren Vorsprung erstmals nach der Halbzeitpause wieder nennenswert erhöhen. So stellen sie in der 25. Minute auf 59:51. Auch da sie ohne Max Ugrai nun immer unglücklicher im Abschluss agieren, können die Academics den nun deutlich treffsichereren Ludwigsburgern nicht viel entgegenstellen, so dass Jonah Radebaugh in der 26. Minute passenderweise per Dreier mit 62:52 wieder einen zweistelligen Abstand herstellen kann. In der zweiten Viertelhälfte läuft nach Max Ugrai dann der nächste Heidelberger Flügelspieler heiß: Immer wieder erarbeitet sich Kelvin Martin erfolgreiche Abschlüsse und kann sieben Heidelberger Punkte in Serie erzielen und nach einem eigenen Steal per Korbleger wieder auf 65:58 verkürzen (28. Minute). Leider können die Academics das Momentum dieses Martin-Runs nicht bis zum Viertelende konservieren, stattdessen leisten sich die Gäste ein schmerzhaftes technisches und ein unsportliches Foul, lassen den Ludwigsburgern dazu defensiv zu viel Raum und gehen folgerichtig mit einem Zwischenstand von 75:62 ins Schlussvierte.
Heidelberger des Viertels: Kelvin Martin. In der zweiten Hälfte des dritten Viertels hält der Academics-Forward seine Mannschaft im Alleingang in der Partie und ist vor allem auf dem Weg zum Korb nur kaum aufzuhalten. Acht Punkte bei perfekter Trefferquote aus dem Feld erzielt Kelvin Martin im dritten Abschnitt an alter Wirkungsstätte und trägt dazu noch einen Rebound, einen Assist und ein Steal bei.
Viertel (23:21): Die MHP RIESEN starten brandheiß in das Schlussviertel und überrennen die MLP Academics in dieser Phase mit ihrem schnellen Spiel regelrecht. In anderthalb Minuten legen die Gastgeber einen spektakulären 7:2-Lauf hin und führen so in der 32. Minute schon mit 82:64. Die überrumpelten Heidelberger haben Schwierigkeiten, wieder in die Partie zu finden, einzig Jordan Geist stemmt sich nach diesem Ludwigsburger Run erfolgreich gegen die Gastgeber und kann mit fünf schnellen Punkten verhindern, dass die RIESEN-Führung die 20-Punkte-Marke überschreitet. Der Rest der Mannschaft ist aber sichtlich von der Rolle und spätestens als Aktivposten Jordan Geist 6:40 vor Spielende beim Stand von 88:70 das Parkett mit seinem zweiten technischen Foul verlassen muss, ist das Spiel gelaufen. Wenig später kann der überragende Ludwigsburger Jonah Radebaugh mit seinen Freiwürfen die Führung der Gastgeber mit 91:70 erstmals auf über 20 Punkte ausbauen und nebenbei auch seine Punkte 29 und 30 erzielen. Auch wenn die Partie weiter physisch intensiv geführt wird, ist beiden Teams jetzt doch anzusehen, dass das Spiel entschieden ist. Die Präzision auf beiden Seiten lässt deutlich nach, was sich vor allem in der Trefferquote niederschlägt. Dabei pendelt sich der Abstand zwischen beiden Teams bei knapp 20 Punkten ein und nach vierzig intensiven Minuten in der MHPArena steht eine 98:83-Niederlage der MLP Academics zu Buche, die sich in ihrem letzten Saisonspiel noch einmal kämpferisch präsentiert haben, am Ende aber nicht mehr die Mittel hatten, um dem schwäbischen Top-Team noch einmal wirklich gefährlich zu werden. Nach dem Spiel wartet auf die Mannschaft noch ein herzlicher Abschied von den mitgereisten Heidelberger Fans, mit denen die Mannschaft ihre gelungene Saison und Frenki Ignjatovics Karriere als Academics-Coach feiert.
Heidelberger des Viertels: Jordan Geist. Der Heidelberger Guard ist der mit Abstand einflussreichste Heidelberger Spieler im Schlussabschnitt, wobei Genie und Wahnsinn eng beieinander liegen. In seinen knapp anderthalb Minuten Einsatzzeit ist Geist der mit Abstand stärkste Heidelberger, bringt unglaubliche Energie aufs Parkett, erzielt sechs Punkte und sichert sich einen Steal. Allerdings schafft er es auch, sich in dieser Einsatzzeit zwei absolut vermeidbare technische Fouls einzuheimsen, so dass es für ihn im vierten Viertel bei einem Kurzauftritt bleibt.
Nachbesprechung
Statistik des Spiels: Vor dem Spiel war schon klar, dass der Plan der Ludwigsburger darauf basiert, sich mehr Wurfversuche als ihre Gegner zu erarbeiten und mit diesem Vorteil an Wurfchancen das Spiel für sich zu entscheiden. Dem konnten die MLP Academics heute wenig entgegenstellen. Während die Heidelberger nur 55 Wurfversuche aus dem Feld hatten, konnten die RIESEN ganze 69 mal auf den Heidelberger Korb werfen, was bei beinahe identischen Wurfquoten von 49 Prozent (Heidelberg) und 48 Prozent (Ludwigsburg) spielentscheidend war. Diesen Vorteil konnten sich die Barockstädter vor allem durch ihre Defensive erarbeiten, mit der sie die Academics zu 15 Ballverlusten zwingen konnten, während ihnen selbst nur zehn Bälle verloren gingen.
Heidelberger des Spiels: Max Ugrai. Im letzten Saisonspiel lieferte der Heidelberger Flügelspieler seine wohl beste Leistung im Trikot der Academics ab. Gegen die physischen Big Men der Ludwigsburger hielt der 26-jährige defensiv stark dagegen, aber vor allem offensiv brillierte Ugrai und war der mit Abstand beste Heidelberger. Mit 22 Punkten bei einer Trefferquote von 67 Prozent aus dem Feld legte Ugrai sogar einen BBL-Karrierebestwert auf. Vier Rebounds, ein Assist und ein Steal vervollständigen das statistische Gesamtpaket.
Moment des Spiels: Direkt zu Beginn des Schlussabschnitts konnten die MHP RIESEN die MLP Academics komplett überwältigen. Die Heidelberger kamen etwas zu verschlafen aus der Pause, während die Ludwigsburger komplett wach waren und in 73 Sekunden einen 7:2-Lauf hinlegen konnten, den Tremmell Darden spektakulär per Dunking zum 82:64 vollendete. Der Heidelberger Rückstand war im Handumdrehen von 13 auf 18 Punkte gewachsen, die Academics nachhaltig verunsichert und das Spiel entschieden.
Für Heidelberg spielten: Maximilian Ugrai (22 Punkte), Kelvin Martin, Robert Lowery , Kyan Anderson (alle 11), Jordan Geist (9), Shyron Ely, Brekkott Chapman (beide 7), Leon Friederici (5), sowie Anthony Watkins, Niklas Würzner, Phillipp Heyden und Albert Kuppe.