Im Achtelfinale des Magenta Sport BBL- Pokals zeigen die MLP Academics Heidelberg über weite Strecken eine überzeugende Leistung und ziehen, nach Verlängerung ins Viertelfinale ein. Max Ugrai legt dabei mit insgesamt 25 Punkten nicht nur seine persönliche Bestleistung auf, sondern sichert seinem Team auch per Gamewinner mit Ablauf der Spieluhr den Einzug in die nächste Runde. Zwar wirkten die Gastgeber in den ersten beiden Vierteln vor allem körperlich überlegen, konnten dies jedoch nicht in Zählbares umwandeln.
Headcoach Joonas Iisalo startete mit Eric Washington, Akeem Vargas, Elias Lasisi, Max Ugrai und erstmals mit Vincent Kesteloot, der nach seiner zuletzt starken Performance im Spiel gegen Frankfurt in die Starting Five rückte, in die Partie.
Die Academics erzielten die ersten Punkte des Achtelfinals mit einem erfolgreichen Dreier durch Max Ugrai, ließen anschließend jedoch durch eine erneut mäßige Defensivleistung zu Beginn des Spiels einen 7-0 Lauf der Braunschweiger zu. Die Löwen starteten vor allem durch die Punkte ihres schnellen Centers Benedikt Turudic, der zuletzt noch aufgrund von Rückenproblemen aussetzen musste, gut in die Partie. Doch die Heidelberger fanden, in Person von Ugrai, Lasisi und Davis, die Antwort auf die konstant scorenden Braunschweiger jenseits der Dreipunktelinie und sicherten ihrem Team den 9:9 Ausgleich nach fünf Spielminuten. Insgesamt wirken die Löwen im ersten Viertel optisch überlegen, was vor allem auf das bessere Rebounding zurückzuführen war. So verbuchten die Gastgeber im ersten Spielabschnitt fünf Offensivrebounds und erarbeiteten sich viele zweite Chancen. Dass sich die gefühlte Überlegenheit jedoch nicht im Punktestand bemerkbar machte, lag vor allem an der schwachen Performance der Löwen jenseits der Dreierlinie. Nicht ein Wurf (0/11 zur Halbzeit) von dort fand seinen Weg ins Ziel. Die Academics hingegen waren von „Downtown“ deutlich erfolgreicher und konnten die Hälfte ihrer Versuche verwandeln, weshalb das erste Viertel mit 23:22 endete.
Das zweite Viertel eröffnete der zuletzt stark aufgelegte Eric Washington mit einem freien Dreier und erzielte damit seine ersten Punkte der Partie. Anschließend folgte eine minutenlange Phase, in der beiden Teams offensiv nichts gelingen wollte. Trotzdem zeichnete sich bereits jetzt ein vielversprechendes Achtelfinale ab, da sich keine Mannschaft wirklich absetzen konnte. Die Gastgeber investierten zu dieser Zeit deutlich mehr als die Gäste aus Heidelberg, verschenkten jedoch viele Chancen und leisteten sich zu viele einfache Ballverluste (8 Turnover). Das größte Manko im Spiel der Löwen blieb jedoch, mit keinem einzigen erfolgreichen Dreier, die Chancenverwertung jenseits der Dreipunktelinie. Getragen von den Punkten von Max Ugrai (10 Punkte), Lukas Herzog (8 Punkte) und De’Jon Davis (7 Punkte) konnten sich die Heidelberger zum Schluss des zweiten Viertels erstmals mit einer deutlicheren Führung mit 36:41 absetzen.
Es folgte das „Problemviertel“ der Braunschweiger, die im dritten Viertel in ihren bisherigen Partien jedes Mal die Spielkontrolle und einen möglichen Sieg verschenkten. Und erneut schien sich diese Tendenz zu bestätigen. Ein acht-Punkte Lauf der MLP Academics wurde zwar zunächst durch einen starken David Krämer gestoppt. Ugrai fand jedoch mit seinem bis dahin dritten erfolgreichen Dreier auch erneut die passende Antwort und sicherte seinem Team eine Führung von neun Punkten. Es dauerte über 23 Minuten, bevor Braydon Hopps den ersten Dreier auf Seiten der Braunschweiger erzielen konnte. Vincent Kesteloots viertes Foul in der Mitte des dritten Viertels brachte Tim Coleman, der bisher nicht viele Spielminuten sammeln konnte, zurück aufs Parkett. Es folgte ein Spielabschnitt mit vielen Ballverlusten und Schrittfehlern auf beiden Enden des Spielfelds, jedoch gelang es dem Team von Joonas Iisalo, die Löwen stets mit acht Punkten auf Abstand zu halten. Der bereits angesprochene Einbruch der Braunschweiger, die ihren Gästen mit 13 Turnovern und lediglich 14 Punkten in diesem Viertel eine komfortable 50:62 Führung ermöglichen, bestätigte sich erneut.
Doch schien Jesús Ramíerez in der Viertelpause die richtigen Worte für seine Mannschaft zu finden, die sich im letzten Viertel deutlich verändert präsentierte. Da den Heidelbergern jetzt Offensiv immer wieder ein Quantum Glück im Abschluss fehlt, gelang es den Löwen, die Führung der Heidelberger auf vorerst sieben Punkte zu verkürzen. Die Löwen fanden nun vor allem wieder ihren Dreier und ermöglichten sich dadurch einen vielversprechenden zehn-Punkte Lauf. Knapp 2000 Braunschweiger spürten jetzt die mögliche Wende und brachten die Stimmung in der Volkswagenhalle zum Kochen. Und tatsächlich gelang es den Gastgebern, die Führung auf einen Punkt zu verkürzen und im weiteren Verlauf, 90 Sekunden vor Spielende, mit einem krachenden Dunk durch Jilson Bango zu übernehmen. In einer turbulenten Crunchtime beim Spielstand von 73:73 wenige Sekunden vor Spielende gab Washington beim eigenen Einwurf den Ballbesitz durch einen Fehler an die Braunschweiger ab, die nun die Chance hatten, mit dem Ablauf der Spieluhr, das Spiel für sich zu entscheiden. David Krämer verpasste jedoch den letzten Wurf, weshalb es wie in der Vorsaison in Braunschweig zur Overtime kam.
In einer spannenden, von Führungswechseln geprägten Verlängerung, nahm Coach Iisalo beim Stand von 84:82 ein Timeout, um seinen finalen Spielzug zu planen. Es war zu erwarten, dass „Mr. Crunchtime“ Washington eine bedeutende Rolle in diesem letzten Angriff bekommen sollte. Seine Fähigkeit, sich im „1 gegen 1-Duell“ durchzusetzen würde entweder einen eigenen Wurfversuch ermöglichen oder aber die Verteidigung zum Aushelfen zwingen, was in der Regel dazu führt, dass ein Mitspieler frei steht. So kam es denn auch. Gerade als es schien, als habe sich Washington beim Zug zum Korb verzettelt, fand dieser durch einen Geistesblitz, den an der Dreierlinie freistehenden Ugrai, der – getragen vom Selbstbewusstsein einer makellosen Leistung an diesem Nachmittag, eiskalt und trocken mit Ablauf der Uhr einnetzte.
Stimmen zum Spiel:
Jesús Ramírez (Basketball Löwen): „Glückwunsch an Heidelberg, aber für uns ist es eine harte Niederlage. Es geht darum, was wir kontrollieren können und was nicht. Und wir haben heute eine gewisse Zeit nicht kontrolliert, was wir hätten kontrollieren können. Sicherlich kam Heidelberg mit einem guten Rhythmus durch den Sieg gegen Frankfurt und Ugrai war heute sehr heiß. Aber wir haben uns selbst in diese schwere Situation gebracht, weil wir unser Spiel nicht so ausgeführt haben, wie wir es wollten. Das zweite Viertel war ein Desaster, in dem wir wie eine Mannschaft aussahen, die erstmals zusammenspielt. In der zweiten Halbzeit haben wir den Ball wieder mehr bewegt und das dritte Viertel war auch ok. Natürlich vergeben wir da viele Korbleger, aber das kann passieren. Sehr wahrscheinlich hatten wir durch das zweite Viertel unseren Flow verloren. Am Ende müssen wir wahrscheinlich stolz darauf sein, wie wir gekämpft und uns zurück ins Spiel gebracht haben, obwohl das unmöglich aussah. Grundsätzlich leiden wir aber durch schlechte Minuten in der ersten Halbzeit. Wir müssen daraus lernen, positiv bleiben und fahren jetzt nach Rostock.“
Joonas Iisalo (MLP Academics Heidelberg): „Wir sind natürlich sehr stolz auf unsere Jungs. Braunschweig ist einer schweren Situation für uns zurückgekommen. Unsere höchste Führung betrug 14 Punkte im letzten Viertel. Dann haben sie ihre Plays gemacht und Würfe getroffen, während wir den Ball verloren haben. So sind sie zurück ins Spiel gekommen und dann haben uns das Vier-Punkte-Spiel und unser anschließender Turnover in eine schwere Situation gebracht. Glücklicherweise hatten wir einen Stopp und am Ende war es ein Ballbesitz, der das Spiel entscheidet. Die Jungs haben ihren Kopf in einer schwierigen Phase oben behalten und schließlich den Sieg geholt.“
Für Heidelberg spielten: Max Ugrai (25 PTS), Eric Washington (18 PTS), Shyron Ely (11 PTS), De’Jon Davis (9 PTS), Lukas Herzog (8 PTS), Vincent Kesteloot (6 PTS), Elias Lasisi (6 PTS), Tim Coleman (0 PTS), Akeem Vargas (0 PTS), Felix Edwardsson und Leon Friederici (DNP).