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28. Oktober 2022

Unabhängiger vom „kleinen“ Großen Eric?

Echte Basketball-Fans erinnern sich gerne ans letzte Heimspiel der MLP Academics Heidelberg gegen die FRAPORT Skyliners Frankfurt. Das ist ziemlich genau drei Wochen her – und es wird unvergesslich bleiben, wie Wirbelwind Eric Washington eine längst verloren geglaubte Partie dank vier Dreiern zum vielumjubelten 93:90 mit der Schlusssirene noch spektakulär zu drehen wusste. Eine irre Show, ein Wahnsinnsspiel, ein Parforceritt sondergleichen, auf den Eruptionen und Emotionen pur folgten. Man mag es nicht beschreien, aber die nächste Korbjagd der Heidelberger könnte am morgigen Samstag (29. Oktober, 20.30 Uhr) im SNP dome gegen die EWE Baskets Oldenburg erneut ein dramaturgisches Highlight versprechen.

Ein enges Match, das bei MagentaSport live übertragen wird, kündigt der neue Academics-Trainer bereits im Vorfeld an. „Die Fans können ein sehr intensives und energetisches Spiel erwarten. Es ist ein Kampf zwischen zwei sehr ähnlichen Teams und Konzepten“, sagt der Finne Joonas Iisalo (36). Er hält bekanntlich nichts vom Blick in die Glaskugel. Für ihn gilt es vielmehr, Aufgaben zwischen den Reusen zu bewältigen und Lösungen gegen ein Gründungsmitglied der Bundesliga (1966) zu finden. Die Jungs um den erfahrenen „Captain“ Akeem Vargas müssen einen harten, effizienten Stil gegen die kompakten, am offensiven Brett überragenden Oldenburger finden, und wenn das gelänge, habe man laut Stratege Iisalo gegen jedweden Kontrahenten der easyCredit Basketball-Bundesliga eine objektive Gewinnchance.

„Russell ist wie Washington“

DeWayne Russell ist mit 18,5 Punkten und einer Effektivität von 16,0 bis dato der beste Scorer der Donnervögel. Foto: Ulf Duda / fotoduda.de

Alex Vogel, der Sportliche Leiter der Kurpfälzer Korbjäger, ordnet die Ausgangskonstellation ähnlich ein. „Der defensive Rebound ist sicherlich wichtig, um das Spiel um die Wurfchancen für sich zu entscheiden“, analysiert der Szenekenner und Academics-Kaderplaner, „die spielen offensiv relativ ähnlich wie wir. Russell ist wie Washington – wenn wir den halbwegs in den Griff kriegen, kannst du gewinnen.“ DeWayne Russell (1,80 Meter) gilt als sehr erfahrener, exzellenter Ballhandler und Spielmacher, drückt dem Spiel der Norddeutschen maßgeblich seinen Stempel auf und ist mit durchschnittlich 18,5 Punkten bis dato auch deren bester Scorer. Dessen Landsmann Trey Drechsel (15,5 Punkte) liegt ebenfalls im zweistelligen Bereich. Auf dieses zentrale Duo in der Nach-Rickey-Paulding-Ära gilt es das Hauptaugenmerk zu legen. Russell kam vom italienischen Renommierklub Universo Treviso Basket zurück in die Bundesliga. Drechsel war von Partizan Belgrad an den polnischen Champions-League-Teilnehmer Stal Ostrow Wielkopolski ausgeliehen. Den Oldenburgern war der US-Profi so viel wert, dass sie eine stattliche Ablösesumme an Partizan überwiesen. Heißt: Russell und Drechsel sind die Wunschspieler des spanischen Trainers Pedro Calles (39, vorher Hamburg Towers), der in der niedersächsischen Universitäts- und Residenzstadt einen Vertrag bis 2025 unterschrieben hat. Calles soll den Klub prägen und die integrative Nachwuchsarbeit vorantreiben. Der Mann aus Córdoba priorisiert schnelles, dynamisches und variables Spiel. „Wir wollen mit Tempo und Aggressivität agieren“, so der Iberer.

Lautenschläger: „Ausgeglichener werden“

„Wir müssen offensiv etwas ausgeglichener und unabhängiger von Erics Leistung werden“, spricht Manager Matthias Lautenschläger einen ganz wesentlichen Aspekt an. Foto: Andreas Gieser / cheesy.photo.

Es wäre zu kurz gedacht, alles auf das Duell zwischen Eric Washington (1,83 Meter, 21,7 Punkte im Schnitt) und DeWayne Russell zu reduzieren. Warum? Insbesondere deshalb, weil es bei den MLP Academics in einer frühen Saisonphase darum geht, geschlossen aufzutreten und das Niveau der anderen Importspieler sukzessive anzuheben. „Wir müssen offensiv etwas ausgeglichener und unabhängiger von Erics Leistung werden“, spricht Manager Matthias Lautenschläger einen ganz wesentlichen Aspekt an.

Max Ugrai und der nachverpflichtete Belgier Vincent Kesteloot unterstützen den „kleinen“ Großen Eric derzeit am meisten, De’Jon Davis leidet noch etwas unter den Folgen seiner Knieprobleme im Sommer. Laut Joonas Iisalo war deshalb Davis‘ Startpunkt mit dem ersten Sprungball gegen Ludwigsburg ein anderer. Doch Davis ist ein Kämpfertyp. „Ich bin sehr zufrieden, wie er arbeitet und welche Haltung De’Jon ins Team einbringt“, sagt Iisalo.

Von Woche zu Woche spüre er eine Weiterentwicklung seiner „Riesen“. Hierzu kann auch das knappe 70:78 beim deutschen, wenngleich dezimierten Meister Alba Berlin beitragen. „Es wird gegen Oldenburg darauf ankommen, an die defensive Leistung in Berlin anzuknüpfen und von Beginn an wach zu sein“, konstatiert Matthias Lautenschläger.

Wachsamkeit und Wachstum

Es wird ein spannendes Duell zwischen Heidelberg und Oldenburg. Foto: Ulf Duda / fotoduda.de

Wachsamkeit, die Kleinigkeiten richtig zu machen, und Wachstum, sich als Organisation weiterzuentwickeln, sind gute Stichwörter. Dies gilt genauso für die Fangemeinde. „Zusammen.Wachsen“, heißt der Slogan der MLP Academics seit einigen Jahren.

Wenn mit den EWE Baskets Oldenburg der deutsche Meister von 2009 und Pokalsieger von 2015 in die Schranken gewiesen wird, ist das zugleich eine weitere Etappe einer „Tour de Basketball“ in der altehrwürdigen Universitätsstadt. Für Spieler, Verantwortliche wie mitfiebernde Fans. Und gegen Heidelberger Eruptionen und Emotionen pur unterm Korb kann schließlich niemand etwas haben. Außer Russell, Drechsel, Calles und Co., versteht sich.

 

 

Text: Joachim „Jogi“ Klaehn

MLP Academics Heidelberg

Kommunikation und Medien