Auf die MLP Academics Heidelberg wartet am Sonntag (15 Uhr, live bei MagentaSport ab 14.45 Uhr) ein Pokalknüller. Beim Favoriten EWE Baskets Oldenburg wollen die Iisalo-Schützlinge die sich bietende Gelegenheit nutzen, erstmals in der Klubgeschichte in ein „Top Four“ des MagentaSport BBL POKAL vorzudringen. Doch dieses lukrative und frühe Saisonziel streben die Niedersachsen in ihrem „Wohnzimmer“ EWE Arena mindestens genauso mit aller Macht an, zumal einer der vier Halbfinalteilnehmer dann den Zuschlag für die Ausrichtung des lukrativen Events am 18./19. Februar 2023 erhält. „Wir sind die großen Underdogs, aber das gibt uns die Chance, jeden zu überraschen“, sagt Academics-Headcoach Joonas Iisalo.
Historisch betrachtet, sind die Fakten klar: Oldenburg konnte bislang drei Mal unter die besten Vier vordringen. 2002 wurden die Baskets Dritter beim Endturnier in Berlin, 2015 feierte man den Pokaltriumph gegen Brose Bamberg durch ein 72:70 frenetisch vor heimischer Kulisse und 2020 unterlagen die „Donnervögel“ mit 67:89 in der Mercedes Benz-Arena Berlin gegen die „Albatrosse“. Die glorreichen Zeiten liegen bei den Kurpfälzern jedenfalls wesentlich länger zurück. 1977 und 1978 holte sich der damalige USC Heidelberg den Pokaltitel. Das einzige Double des Universität-Sport-Clubs gelang seinerzeit Hans Riefling, Dietrich „Didi“ Keller und Co. im Jahr 1977.
Den Academics steht ein eng getaktetes Wochenende bevor. Am Samstag fahren sie mit dem Bus nach Oldenburg, nach dem Spiel geht es mit Partner „Holger Tours“ direkt von dort nach Chemnitz weiter, denn in Sachsen wartet bereits die BBL-Nachholpartie bei den Niners Chemnitz am 6. Dezember (Dienstag, 19 Uhr) auf die „Riesen vom Neckar“. Ein Vier-Tages-Trip, der es in sich hat.
Frisch ist die Erinnerung an den Buzzerbeater von Max Ugrai im Achtelfinale am 16. Oktober bei den Basketball Löwen Braunschweig.
Der Dreier zum 85:84 nach Verlängerung bedeutete den vielumjubelten Viertelfinaleinzug. Dieser Schwung eines Last-Second-Erfolgs lässt sich mitnehmen. Die MLP Academics können im Oldenburger „Hexenkessel“ – rund 5.500 Zuschauer erwarten die EWE Baskets – bestehen, wenn sie das Match lange, lange offenhalten. „Wir haben bereits gezeigt, dass wir dieses Team schlagen können“, erinnert der Sportliche Leiter Alex Vogel ans BBL-Heimspiel (102:94 nach Verlängerung) Ende Oktober, „in der Zwischenzeit haben sie sich mit Rihards Lomazs verstärkt und kein Spiel verloren. Uns erwartet in Oldenburg eine heiße Atmosphäre, in der wir cool bleiben müssen. Das wird ein echter Pokalfight.“
Der Lette Lomazs wechselte von Basket Saragossa (Profiliga ACB) in der Länderspielpause nach Norddeutschland, so dass die „Donnervögel“ nun wie Heidelberg sieben Ausländerpositionen besetzt haben. Der Grund des Nachrüstens ist primär der, dass die Mannschaft von Trainer Pedro Calles den Backcourt weiter verstärken und ihren bis dato überragenden Playmaker DeWayne Russell entlasten wollte. Rihards Lomazs gilt als Kreativspieler und starke Offensivkraft. Letztlich unterstreicht es die diesjährigen Ambitionen des deutschen Meisters von 2009, bei dem aktuell neben Topscorer Russell dessen amerikanische Landsleute Trey Drechsel und vor allem Tanner Leissner sehr gut in Form sind.
Die MLP Academics fahren nicht ganz sorgenfrei zum Pokalmatch. Elias Lasisi hat sich zuletzt eine Fingerverletzung in Rostock zugezogen, Tim Coleman spürt die Folgen eines „Ausrutschers“ leicht am Bein. Kapitän Akeem Vargas fehlt noch wegen seiner Sperre für zwei Pflichtspiele. In Chemnitz ist Vargas wieder dabei. „Ich kann noch nicht genau sagen, wer am Sonntag einsatzfähig ist oder eben nicht“, sagt Joonas Iisalo.
Das 91:84 bei den Rostock Seawolves hat der finnische Cheftrainer gerne mitgenommen, doch voreilige Schlüsse daraus für den Pokalwettbewerb zu ziehen, hält er für verkehrt. „Es bedeutet nichts für dieses Pokalspiel. Oldenburg ist ein total unterschiedlicher Gegner mit unterschiedlichen Stärken als Rostock“, so Iisalos generelle Einschätzung.
Dass Auswärtssiege den MLP Academics in puncto Selbstvertrauen und Stabilität weiterhelfen, ist keine Frage. Mit drei Siegen und vier Niederlagen liegt das neu zusammengestellte Team im Soll. Besonders erfreulich ist es, dass sich an „Oldie but Goldie“ Shy Ely der Trend zum Positiven festmachen lässt. „Shy hat sehr gut in Rostock gespielt“, lobt Joonas Iisalo den amerikanischen Routinier, „er fühlt sich immer wohler in unserem System und wird jeden Tag besser.“
Die Motivation, in ein „Top Four“ vorstoßen zu können und damit den hohen Favoriten Oldenburg gewaltig zu ärgern, ist ein enormer Anreiz. „Natürlich wäre es großartig, ins ,Top Four‘ einzuziehen. Die Mannschaft und ich als Trainer sind noch nie dort dabei gewesen – und somit wäre es eine tolle Erfahrung für uns alle“, fiebert nicht nur Iisalo der Herausforderung im Pokalwettbewerb entgegen.
Trainerkollege Pedro Calles genießt bei Joonas Iisalo viel Respekt, wie es dem Spanier gelingt, seine Teams auf Betriebstemperatur zu bringen und eine Identität auf dem Feld zu verleihen. Calles‘ Erfolgsrezept liege darin begründet, dass seine Jungs stets „hart und fokussiert“ ihre Spiele bestreiten würden. „Oldenburg ist eine Topmannschaft in der BBL“, fügt Alex Vogel hinzu, „wichtig wird wieder die Arbeit am defensiven Brett sein.“
Kampf pur also – um jeden Ball. Für das Sehnsuchtsziel „Top Four“ lohnt es sich allemal.
Das BBL-Pokal-Viertelfinale: Merlins Crailsheim – MHP Riesen Ludwigsburg, Samstag, 20.30 Uhr; EWE Baskets Oldenburg – MLP Academics Heidelberg, Sonntag, 15 Uhr; FC Bayern München – Medi Bayreuth, Sonntag, 18 Uhr; BG Göttingen – Alba Berlin, Sonntag, 20.30 Uhr.
Top Four: 18./19. Februar 2023.
Titelbild: Shyron Ely gegen Oldenburgs Macio Teague im Hinspiel im SNP dome. (regulärer Spielbetrieb) Foto: Lukas Adler
Text: Joachim „Jogi“ Klaehn
MLP Academics Heidelberg
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