Bedauerlicherweise ging den MLP Academics Heidelberg am Dienstagabend die Puste aus. Nur zwei Tage nach dem spannenden Pokalfight in Oldenburg (83:85) vermochten die Kurpfälzer in der easyCredit Basketball Bundesliga nur phasenweise an die klasse Viertelfinal-Vorstellung anzuknüpfen. Im Nachholspiel am Nikolaustag erwiesen sich die NINERS Chemnitz beim 87:78 (19:19, 25:30, 20:17, 18:12) als das geschlossener auftretende Team und gewannen diese BBL-Partie vor 2.977 Zuschauern in der Messe Chemnitz verdientermaßen. Eine Halbzeit lang zeigten die Heidelberger ihr Können, lagen dank zweier Läufe von 7:0 und 13:0 in Front, und da Playmaker Eric Washington an alter Wirkungsstätte zunächst kaum zu stoppen war, durfte lange auf einen zweiten Auswärtserfolg nach dem 91:84 bei den Rostock Seawolves gehofft werden.
Bei den EWE Baskets Oldenburg gaben das individuelle Können von DeWayne Russell und das starke Finish von Alen Pjanic den Ausschlag zu Ungunsten der MLP Academics. Diesmal, rund 50 Stunden später, musste man sich dem kompakten Kollektiv der NINERS Chemnitz geschlagen geben. „Wir sind einfach weiter zusammengerückt“, lautete die Erklärung von Aher Uguak für die Wende nach dem 44:49 zur Pause, „wir hatten mehr Energie in der zweiten Halbzeit als Heidelberg.“
Das stimmt. Gerade der 24-jährige Basketballer aus Kanada, in Ägypten geboren und mit der Familie aus dem Sudan geflüchtet, markierte 15 seiner 17 Punkte im zweiten Abschnitt und sorgte damit für einen neuen Karrierebestwert als Profi nach seiner Collegezeit bei Loyola Chicago. Uguak, Nelson Weidemann, Amas Velicka, Mindaugas Susinskas, Kevin Yebo, Dominic Lockhart und der überaus effiziente Marko Filipovity harmonierten im Teamverbund einen Tick besser. Und sie leisteten sich unterm Strich weniger Flüchtigkeitsfehler auf dem Parkett.
Dabei verliefen die ersten beiden Viertel der Gäste hoffnungsvoll. Heidelberg wirkte fokussiert, steckte schwächere Phasen ordentlich weg und schien den FIBA-Europe-Cup-Teilnehmer aus Sachsen, der die Zwischenrunde gegen Cholet, Porto und Craiova erreicht hat, arg in die Bredouille zu bringen. Prima war zuvorderst die Trefferquote in der Box sowie aus der Mitteldistanz. Diese überragenden 74 Prozent kompensierten sogar eine relativ schwache Ausbeute vom Dreier. Chemnitz wackelte bedenklich – der glatte 13:0-Run war ein Wirkungstreffer.
Doch der ewige ProA-Rivale, eine Etage tiefer in 36 Duellen stets ein unbequemer Kontrahent, hatte mit zunehmender Spielzeit die klareren Antworten parat. Bis zum 55:60 (27.) hielten die Academics ihr Niveau, doch man spürte die allgemeine Verunsicherung. Die Niners grenzten ihrerseits die Kreise von Heidelbergs Leader Washington immer zielführender ein. Und da seinen Academics-Teamkollegen ebenfalls die Entfaltungsmöglichkeiten dank einer intensiven Defense der Hausherren fehlten, wurden die Aktionen zwangsläufig fahriger, unüberlegter, ja hektischer.
Bei Tim Coleman, Elias Lasisi und De’Jon Davis wechselten Licht und Schatten ab. Vincent Kesteloot – bis zum Kabinengang neben Dribbler Washington der auffälligste Akteur – fand keine adäquate Bindung mehr. Unglücklich verlief die Partie für Max Ugrai, der in Foultrouble kam und nach knapp 35 Minuten das Feld beim Stand von 75:68 für Chemnitz verlassen musste.
Das Team von Headcoach Joonas Iisalo verlor den spielerischen Rhythmus, packte zu häufig die Brechstange aus und leistete sich einen Turnover nach dem anderen (19 in Summe). Eine Frage der Power? „Vielleicht ist dies ein kleiner Faktor gewesen“, ordnete Topscorer Washington die 78:87-Niederlage ein, „zwei Spiele hintereinander sind nun mal Teil des Wettbewerbs. Es darf nicht als Entschuldigung gelten. Wir müssen Wege finden, um wieder besser zu werden.“
Brüchige Phasen wie im dritten und vierten Viertel sind gerade in fremden Hallen eine Hypothek. Dann wird es härter und härter. Eine Überraschung auswärts rückt meist in weite Ferne. Man muss anerkennen, dass die NINERS die Nachholpartie vom 2. Spieltag, die sie wegen einer Corona-Welle in der Mannschaft absagen mussten, schnörkellos und wild entschlossen zu Ende brachten. Das bessere Teamplay, die Ballbewegung, die Fastbreaks und das Nachsetzen im Rebound bei zweiten, dritten Bällen – all diese Teilaspekte machten den Hauptunterschied aus.
Am Abend reisten die MLP Academics mit dem Bus zurück nach Heidelberg. Zweifellos mit etwas Wut über die verpassten Chancen im Gepäck. Denn sowohl in Oldenburg als auch in Chemnitz war jeweils mehr drin. Gefühlt galt dies vor allem für den Pokalknüller. Womöglich hatten die Academics in Sachsen doch müde Haxen!?
Nun heißt es schnellstmöglich zu regenerieren und sich auf das letzte Heimspiel vor Weihnachten am Samstag (10. Dezember, 20.30 Uhr) im SNP dome gegen die Basketball Löwen Braunschweig vorzubereiten. Mit wieder aufgeladenem Akku wird der dritte Heimerfolg und vierte Saisonsieg im eigenen „Wohnzimmer“ anvisiert. An geballter Unterstützung dürfte es nicht mangeln. Die MLP Academics laden zum Tag des Ehrenamts in die Arena ein. Action auf dem Parkett, Aktionen rings um die Körbe – Kraft, Wille und Courage sind gegen die Braunschweiger Löwen die Basis schlechthin.
Tickets gibt es im Onlineshop oder an der Abendkasse.
Stimmen zum Spiel:
„Zunächst Glückwunsch an Coach Pastore und das Chemnitzer Team zu diesem Sieg. Wir zeigten heute bis zu Beginn des dritten Viertels eine gute Leistung und hatten das Momentum auf unserer Seite. Dann wurde Chemnitz aggressiver und zwang uns zu vielen Ballverlusten. Gerade diese 13 Turnover in der zweiten Hälfte haben uns das Genick gebrochen. Es ist schwer zu erklären, warum uns das passierte. Vielleicht fehlte dem Team auch etwas Energie, nachdem wir erst vor zwei Tagen in Oldenburg spielen mussten und kaum Zeit zur Regeneration hatten. Nun gilt unsere Konzentration dem nächsten Spiel gegen Braunschweig am Samstag.“ – Joonas Iisalo, Trainer der MLP Academics Heidelberg
„Ich glaube, wir haben heute auch schon in der ersten Hälfte ganz ordentlich gespielt. Einzig die Art und Weise, wie wir die ersten beiden Viertel beendeten, war nicht in Ordnung. Am Ende des ersten Durchgangs gestatteten wir Heidelberg einen 7:0-Lauf, am Ende des zweiten Viertels sogar einen 15:2-Run. In den restlichen Phasen und dann vor allem in der zweiten Hälfte zeigten wir eine gute Leistung. Nach der Pause hatten wir Eric Washington ganz gut unter Kontrolle. Man darf ihm nicht gestatten, selbst hochprozentig zu scoren und auch noch seine Mitspieler in Szene zu setzen. Wir hielten Eric heute bei drei von elf Distanzwürfen und ‚nur‘ fünf Assists. Damit können wir zufrieden sein, ich bin glücklich über diesen Sieg.“ – Rodrigo Pastore, Trainer der Niners Chemnitz
Für die MLP Academics Heidelberg spielten: Eric Washington 21 Punkte (3 Dreier), De’Jon Davis 12, Tim Coleman 11 (3), Vincent Kesteloot 10, Max Ugrai 7, Elias Lasisi 6 (2), Bryan Griffin 4, Akeem Vargas 3 (1), Lukas Herzog 2, Niklas Würzner 2, Felix Edwardsson (DNP).
Für die NINERS Chemnitz spielten: Aher Uguak 17 (2), Nelson Weidemann 14 (2), Mindaugas Susinskas 10 (1), Marko Filipovity 10 (1), Kevin Yebo 9, Amas Velicka 8 (2), Wes Clark 8 (1), Jonas Richter 6, Dominic Lockhart 5 (1), Kilian Binapfl (DNP).
Text: Joachim „Jogi“ Klaehn
MLP Academics Heidelberg
Kommunikation und Medien