Für die MLP Academics Heidelberg ist es das letzte Spiel vor Weihnachten – ehe das „X-Mas Special“ in der SAP Arena am 27. Dezember (Dienstag, 20.30 Uhr) gegen den FC Bayern München sowie am 30. Dezember (Freitag, 20.30 Uhr) der Jahresausklang bei Brose Bamberg folgen. Klar, dass die „Riesen vom Neckar“ möglichst schon an diesem Samstag (18 Uhr, live bei MagentaSport ab 17.45 Uhr) in der easyCredit Basketball Bundesliga beim SYNTAINICS MBC etwas ausrichten wollen. Alles andere als eine knallharte und enge Korbjagd wäre eine Überraschung, denn rund 30 Kilometer südwestlich von Leipzig wartet kein lockerer Spaziergang auf die Kurpfälzer. Die Stadthalle Weißenfels mit ihren 3.000 Plätzen gilt nämlich seit ihrer Öffnung vor 20 Jahren in Basketballerkreisen als schwer einzunehmende Bastion.
In Sachsen-Anhalt, an den Ufern der Saale, herrschte schon immer eine echte Arbeitermentalität, die sich auf den Mitteldeutschen BC übertragen hat. Heidelbergs Headcoach Joonas Iisalo weiß um die spezifischen Rahmenbedingungen in der „Wolfshöhle“. Mit den Crailsheim Merlins trat er zu Saisonbeginn 2020 als Interimstrainer für seinen an Corona erkrankten Bruder Tuomas Iisalo beim MBC an – und entzauberte prompt den MBC. Ein gutes Omen?
Die MLP Academics haben an die letzte Saison gute Erinnerungen. Mit 85:74 und 94:70 entschieden sie beide Duelle in der BBL für sich, wenngleich die bisherige Gesamtbilanz beider Klubs – ProA und Bundesliga zusammengerechnet – mit 6:4-Siegen für die Weißenfelser ausfällt.
„Der MBC verfügt über eine Menge individuelles Talent und Offensivpower“, sagt Joonas Iisalo über den kompakten Kontrahenten, „seit sie Lamont Jones ersetzt haben, treten sie viel mehr als Team auf. Sie treffen die Dreier am zielsichersten und haben die viertbeste Quote im Offensivrebound in der BBL.“ Heißt umgekehrt für den Academics-Cheftrainer und seine Jungs, den Rebound zu kontrollieren, selbst gute Würfe zu kreieren, ohne sich dabei zu viele Turnovers zu erlauben – das seien die Schlüsselmomente. „Wir müssen dazu in der Lage sein, ihre Offensivstärken einzugrenzen“, so Iisalo über die taktische Marschroute.
Das 95:79 – zugleich das erste klare Erfolgserlebnis – vor Kurzem gegen die Basketball Löwen Braunschweig hat der Mannschaft um „Captain“ Akeem Vargas weitere Stabilität verliehen. Die Form stimmt, die Handschrift des Trainerteams trägt immer deutlichere Konturen, sie brennen im Kollektiv für den Erfolg, wenngleich Leistungsschwankungen bei einzelnen Akteuren unübersehbar sind. „Mit einem Sieg würden wir Weihnachten mit einer ausgeglichenen Bilanz feiern können, was sehr zufriedenstellend wäre“, so der Sportliche Leiter Alex Vogel mit einer positiven Grundhaltung.
Respekt ja, Angst nein – so lässt sich die Stimmungslage vor der fünfstündigen Busfahrt umschreiben, die bereits am Freitag beginnt. Den Academics ist nicht entgangen, dass die „Wölfe“ hungrig sind, ihnen aus den letzten drei Spielen in Bamberg (98:90), gegen Bonn (74:91) und Bayreuth (96:83) nach holprigem Saisonstart zwei Beutezüge gelangen, und dank der beiden Nachrücker Charles Callison und Mitchell Ballock deutlich mehr Kadertiefe entstanden ist. Callison kam von Donar Groningen aus der niederländischen DBL zurück nach Deutschland (vorher Würzburg). Für Shooting Guard Ballock ist es hingegen das erste Profi-Engagement in Europa – letzte Saison agierte er für die Cleveland Charge in der sogenannten G-League, die wiederum als NBA-Entwicklungsliga fungiert.
Gefährlichster MBCler ist bis dato der Amerikaner Kris Clyburn mit einem Schnitt von 15,4 Punkten. Verzichten müssen die „Wölfe“ am Samstagabend auf ihren Oldie Tremmell Darden, der am 17. Dezember seinen 41. Geburtstag feiert, aber wegen eines Trauerfalls im engsten Familienkreis kurzfristig in seine kalifornische Heimat geflogen ist. Pari: Bei den Academics wird weiterhin Routinier Shy Ely (35) fehlen. „Shy konnte bisher nicht mit dem Team trainieren“, erklärt Iisalo.
Die Formkurve zeigt beim MBC nach oben. Gerade der historische Erfolg bei Brose Bamberg – nach 21 Jahren durfte erstmalig wieder ausgelassen gejubelt werden – wird die Hausherren zusätzlich puschen. „Es treffen zwei Mannschaften aufeinander, die sich zuletzt in guter Verfassung gezeigt haben“, ordnet MBC-Coach Igor Jovovic die Ausgangskonstellation ein. Der 40-jährige Montenegriner gilt als smarter und dennoch unerbittlicher Protagonist an der Seitenlinie. „Heidelberg spielt ähnlich wie Bonn: mit hoher Geschwindigkeit, mit viel Ballbesitz und vielen Würfen von außen“, so dessen Analyse der MLP Academics, „wir dürfen uns davon nicht anstecken lassen.“
In puncto Dynamik und Tempo ist Heidelberg sicherlich überlegen. Im kontrollierten Offensivspiel hat der MBC ein kleines Plus. „Mit Leuten wie Kris Clyburn hat der MBC eine große individuelle Klasse. Sie spielen vorne geduldig, nehmen nicht viele Dreier, treffen diese aber sehr gut“, warnt Alex Vogel vor dem besten Instrumentarium der Weißenfelser.
Gespannt sein darf man auf das Playmaker-Duell zwischen Charles Callison und Eric Washington. Auf den ersten Blick scheint der momentane BBL-Topscorer im Trikot der MLP Academics hier im Vorteil zu sein. Beide Spielmacher sind gewohnt, Verantwortung zu übernehmen und die Geschicke ihrer jeweiligen Teams effizient zu lenken.
Die Heidelberger visieren sieben Tage vor Heiligabend eine vorgezogene Weihnachtsfeier an. Damit könnten sich die Profis selbst ein sportliches Geschenk auf den Gabentisch legen – vor dem Wiedersehen mit Paul Zipser und dem FC Bayern München Basketball in der SAP Arena unmittelbar nach den Festtagen.
Titelbild: Die Mannschaft nach dem Gewinn gegen die Basketball Löwen Braunschweig. Foto: Lukas Adler.
Text: Joachim „Jogi“ Klaehn
MLP Academics Heidelberg
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