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3. Februar 2023

Riesige Vorfreude auf Meister ALBA Berlin

Man kann es drehen und wenden wie man will: Alba Berlin ist unter den deutschen Körben das Maß aller Dinge. Nicht allein, weil der Großstadtklub zuletzt drei nationale Meisterschaften 2020, 2021 und 2022 in Folge holte, sondern weil die Gelb-Blauen seit den neunziger Jahren national wie international eine feste Größe sind, regelmäßig in der EuroLeague antreten, Zuschauermassen anziehen, eine exzellente Jugendarbeit und Talentsichtung aufweisen sowie seit über zehn Jahren als mitgliederstärkster Basketballverein geführt werden. Alba ist eine etablierte Marke. Die Superlative scheinen nicht auszugehen. Ein Vorzeigeverein – Vorbild für viele andere. Und doch sind die Berliner, ursprünglich aus dem DTV Charlottenburg hervorgehend, keine „Außerirdischen“. Keiner weiß das besser als der Schwabe Marco Baldi (60), der „Uli Hoeneß des Basketballs“, denn der langjährige Geschäftsführer bewies stets Mut, Realitätssinn und Weitsicht. Am Sonntag (18 Uhr, ab 17.45 Uhr live bei MagentaSport) freilich müssen die „Albatrosse“ in der easyCredit Basketball Bundesliga bei den MLP Academics Heidelberg antreten, knapp 48 Stunden nachdem sie beim türkischen Champion Fenerbahce Istanbul ihre Visitenkarte abgeben. Am Neckar jedenfalls, in der altehrwürdigen Universitätsstadt, herrscht vor dem vermeintlich ungleichen Duell Freude pur. Erstmals seit der Eröffnung am 25. März 2021, seinerzeit gegen die Eisbären Bremerhaven ohne Publikum, wird der SNP dome mit über 4.000 Zuschauern ausverkauft sein.

Somit kann ein neues Kapitel in der Historie der MLP Academics beziehungsweise des Vorgängerklubs USC Heidelberg aufgeschlagen werden. Der 5. Februar 2023 ist unabhängig vom sportlichen Resultat ein ganz besonderer Tag für die „Riesen vom Neckar“, die sich in der letztjährigen Premierensaison und inzwischen im zweiten BBL-Jahr Respekt der Konkurrenz verdient haben.

Auf den ersten Blick ein David-Goliath-Vergleich

Der Berliner Headcoach Israel González. (c) Julia Rahn

Niemand in der 18er Liga wird die Kurpfälzer mit ihrem Antreiber und Publikumsliebling Eric Washington unterschätzen, nicht einmal der Primus im David-Goliath-Vergleich. Berlins spanischer Headcoach Israel González (47), der unter Trainergrößen wie Pablo Laso und Pedro Martínez gelernt hat, spricht gerne vom „Energielevel“, das seine Mannschaft in Europas mit Abstand bester Liga sowie im Tagesgeschäft der BBL halten müsse. Und da in der EuroLeague heuer der Motor ziemlich stottert, wollen sich die „Albatrosse“ als Vielflieger umso mehr in der BBL und im Pokalwettbewerb schadlos halten, zumal ihnen die Konkurrenten Telekom Baskets Bonn und der FC Bayern München im Nacken sitzen.

„Alba ist das beste Team in der Liga“, sagt Academics-Cheftrainer Joonas Iisalo, „sie haben alles, was ein großes Team benötigt: Größe, Modellathleten, Kreativspieler, Erfahrung. Ohne Frage ist es klar, dass du dein bestes Spiel zeigen musst, um eine Chance zu haben, sie zu schlagen.“ Wohl wahr. Der 37-jährige Finne drückt im Grunde nur aus, was jeder Profi der Heidelberger, die Verantwortlichen des Klubs und die Mehrzahl der Fans denken.

Dennoch wäre es grundverkehrt, vor dem Sprungball am Sonntagabend die Flinte ins Korn zu werfen. Wieso auch? Die MLP Academics gehen mit der Referenz von drei Erfolgen (Bayreuth, Würzburg und Frankfurt) hintereinander in diese Korbjagd, sie haben sich der gröbsten Sorgen nach einer Schwächephase entledigt und Selbstbewusstsein getankt. „Der Schlüssel ist es, bei der eigenen Spielweise gegen ihre Physis zu bleiben“, rät Iisalo seinen Jungs.

Joonas Iisalo: „Vertrauen in der Gruppe aufgebaut“

„Unsere großartigen Fans haben einen riesigen Beitrag für uns in den letzten Spielen geleistet.“ Joonas Iisalo (c) Niko Neithardt

In der Mannschaft selbst, aber genauso im engagierten Trainerteam der MLP Academics spüren sie deutlich, dass die nächste Entwicklungsstufe gezündet wurde und sie das zuletzt mit Verve verdeutlicht haben. „Wir haben Chemie und Vertrauen in der Gruppe aufgebaut“, so die Betrachtungsweise des Trainers. Und er meint über die zunehmenden Begeisterungsstürme der Anhängerschar: „Unsere großartigen Fans haben einen riesigen Beitrag für uns in den letzten Spielen geleistet.“

Das als „akademisch“ eingestufte Heidelberger Publikum hat sich derweil vom Basketballfieber anstecken lassen. Zum einen haben die Fans eine Schippe in puncto Lautstärke und leidenschaftliche Anfeuerung draufgepackt, zum anderen haben sie in den Vier-Punkte-Spielen viel Fingerspitzengefühl bewiesen. „Hoffentlich haben wir einen vollgepackten Dome am Sonntag und eine noch bessere Atmosphäre als zuvor“, animiert Iisalo die Kulisse.

Alex Vogel: Berlin mit ,„klarer Identität und viel Kontinuität“

„Sie leben vor, wie man mit einer klaren Identität und viel Kontinuität sehr erfolgreich sein kann“, Alex Vogel über Alba Berlin. (c) cheesy.photo

Alex Vogel (31), der Sportliche Leiter der Academics, TV-Kommentator, NBA- und EuroLeague-Experte, hält Alba wie Joonas Iisalo unbestritten für die beste deutsche Vereinsmannschaft. „Sie leben vor, wie man mit einer klaren Identität und viel Kontinuität sehr erfolgreich sein kann“, schenkt Vogel einem außergewöhnlichen Narrativ wie in Berlin Anerkennung. Mit Unerschrockenheit und Trotz sagt er indes auch: „Wir gehen in das Duell als Außenseiter, aber mit viel Schwung aus den vergangenen drei Siegen. Unsere defensiven Anpassungen in den letzten Wochen greifen, dazu haben wir offensiv mehr Selbstvertrauen. Diesen positiven Weg wollen wir auch gegen Berlin fortsetzen.“ Er freue sich wie alle auf einen „heißen und vollen SNP dome“.

Das Alba-Kollektiv verfügt über eine beeindruckende Kadertiefe. Neun Cracks verfügen über das Gardemaß von zwei Metern und teilweise erheblich mehr. Der längste Kerl ist Center Christ Koumadje (2,21 Meter) aus dem zentralafrikanischen Tschad, der zuvor bei BC Awtodor Saratow in Russland unter Vertrag stand. Insidern ist Jaleen Smith (28 Jahre) ein Begriff, dessen erste Profistation zwischen 2017 und 2019 die MLP Academics in der ProA waren. Inzwischen ist er seit Sommer 2021 ein „Albatross“, läuft seit 2022 für die kroatische Nationalmannschaft auf und streifte sich das „Hrvatska“-Trikot bei der Eurobasket 2022 über. Ein Kuriosum und Mysterium zugleich. „Bumm, bumm, bumm – und ich war Kroate“, lacht der bewegliche Point Guard.

Wie dem auch sei: Heidelberg darf auf tolle Spieler wie Maodo Lo, Johannes Thiemann, Louis Olinde und Co. gespannt sein. Wenn sie spielen!? In der Hinrunde hatte Alba im Ausweichquartier der Max-Schmeling-Halle auf sechs Stammkräfte verzichtet und sich zu einem knappen 78:70 gegen die MLP Academics aufgerafft.

Am Sonntag sind die Berliner zweifellos das Maß aller Basketball-Dinge. Und Heidelberg vielleicht der freche, unbekümmerte Herausforderer. Schön wär’s …

Hinweis für Sonntagabend

Vor dem Sprungball um 18 Uhr möchten wir die Zuschauer darauf hinweisen, rechtzeitig zu kommen. Des Weiteren weisen wir darauf hin, die öffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen oder ausschließlich auf dem Messplatz zu parken, welcher sich nur 700 Meter vom SNP dome befindet.

 

 

Text: Joachim „Jogi“ Klaehn

MLP Academics Heidelberg

Kommunikation und Medien