Welch ein Coup! Die MLP Academics Heidelberg gewannen am Sonntagnachmittag mit 99:75 (27:18, 25:20, 29:14, 18:23) beim Rangvierten EWE Baskets Oldenburg und katapultierten sich damit auf den zwölften Platz in der Tabelle der easyCredit Basketball Bundesliga. Die Heidelberger zeigten dabei auch ohne ihren Headcoach Joonas Iisalo, der ganz kurzfristig aus persönlichen Gründen absagen musste, eine reife Leistung. Die Kurpfälzer führten am 26. Spieltag von Beginn weg und düpierten phasenweise vor 6.200 Zuschauern in der EWE Arena den klaren Favoriten. Der dritte Auswärtserfolg nach dem 91:84 bei Aufsteiger Rostock Seawolves und dem 94:82 bei den FRAPORT Skyliners Frankfurt schmeckte besonders süß. Denn die MLP Academics nähern sich mit Siebenmeilenstiefeln ihrem Saisonziel Klassenerhalt an. Bei noch acht ausstehenden Partien haben sich die „Riesen vom Neckar“ ein Polster von vier Siegen (plus direkter Vergleich) gegenüber dem ersten Abstiegsplatz geschaffen.
Es war ein Ausrufezeichen, das die Gäste im „Wohnzimmer“ der Oldenburger „Donnervögel“ setzten. Hellwach starteten sie mit sehr viel Courage in diese Partie. „Jackie“ McVeigh blies sogleich zur Attacke – die ersten acht Punkte gingen gleich aufs Konto des Australiers. Die frühe Führung (15:6) nach nur dreieinhalb Minuten puschte das Gästeteam enorm. Bereits hier schlichen sich bei den EWE Baskets Zweifel ein, zumal deren Leader DeWayne Russell nach etwas mehr als sechs Minuten am Rande der Bande verletzt liegen blieb. Vorübergehend wirkten die Niedersachsen buchstäblich geschockt. Sollte sich der Underdog erneut als „Angstgegner“ erweisen?
Ja, die MLP Academics diktierten eindrucksvoll Rhythmus und Tempo in dieser Partie, bauten fast kontinuierlich den Vorsprung aus. Hauptmerkmal dafür waren eine starke, variable Defensive, mit der sie die Mannschaft des Spaniers Pedro Calles nicht ins Spiel finden ließen. Genauso relevant sollten die Wurfquoten sein. Doppelt so viele Dreier (8/4) flutschten bereits zur Pause durch die Reuse der Baskets. Die 57-prozentige Trefferquote fügte sich nahtlos an den Saisonbestwert gegen die HAKRO Merlins Crailsheim an (59 Prozent).
Das 52:38 zur Halbzeit entpuppte sich als Statement. Im dritten Viertel packten die MLP Academics nochmals eine Schippe drauf.
Während die Calles-Schützlinge an einem für sie gebrauchten Tag zu leiden schienen, klappte bei Washington und Konsorten so gut wie alles. Höchst konzentriert und effizient in all ihrem Tun bauten sie den Vorsprung zwischenzeitlich bis auf 33 Punkte Differenz (78:55, 29. Minute) aus. Diese 30 Minuten taugten als Referenzschreiben für eine nahezu makellose, mannschaftlich geschlossene und herausragende Vorstellung.
Auch im Abschlussviertel bekam man nie das Gefühl, dass die heimstarken Oldenburger noch etwas reißen könnten. Sie versuchten es vornehmlich mit Nickligkeiten, doch näher als beim 66:88 (35.) aus ihrer Sicht kamen sie nicht mehr heran. Die MLP Academics blieben vielmehr cool, zockten das Spiel mit 99:75 souverän und abgeklärt runter. Kurzum: Eine großartige Leistung!
Die sich statistisch untermauern lässt. Mit Jack McVeigh, Tim Coleman, Max Ugrai, Vincent Kesteloot, Eric Washington und Elias Lasisi scorten gleich sechs Cracks zweistellig. Washington zauberte zudem ein Double-Double (12 Punkte, 11 Assists) aufs Parkett – vor allem seine gestochenen und raffinierten Pässe auf die Mitspieler waren zum x-ten Mal eine Augenweide. Das klare Plus für Heidelberg lässt sich ferner an den Wurfquoten belegen: 8/27 Dreiern der Baskets standen 15/29 der Academics gegenüber. Macht 21 Punkte mehr. Nicht ganz so krass fiel das Zweier- und Freiwurfverhältnis aus: 18/38 und 15/21 bei den Hausherren, 19/34 und 16/20 bei den Gästen. Bis auf die Rebounds (35/34) lag die von den Assistenztrainern Hylke van der Zweep und Serena Benavente gut eingestellte Truppe in allen Bereichen (Assists, Steals und Turnover) vorne.
Während Oldenburg das Fehlen von Leistungsträgern wie T.J. Holyfield (Schulter), Tanner Leissner (Rücken), Rihards Lomazs und Kenneth Ogbe (beide langzeitverletzt) zu beklagen hatte, konnte Heidelberg bis auf den rekonvaleszenten Kapitän Akeem Vargas und Headcoach Joonas Iisalo (private Gründe) personell alles aufbieten.
Sowohl für den geschäftsführenden Gesellschafter Matthias Lautenschläger, der am Samstag seinen 43. Geburtstag feierte, und für den verhinderten Cheftrainer Joonas Iisalo dürfte der klare und in dieser Deutlichkeit unerwartete Auswärtstriumph wie ein Geschenk sein. Denn die MLP Academics können dank ihres wiedergefundenen Selbstbewusstseins nun relativ entspannt an die nächsten Herausforderungen herangehen. Mit dem Erreichen der „magischen Marke“ von mindestens zehn Saisonsiegen ist die Basis fürs dritte Erstliga-Jahr hintereinander gelegt. „Im nächsten Monat haben wir noch viel vor“, versprach Playmaker Bennet Hundt bei seiner Stippvisite in der alten Heimat unmittelbar vor dem Sprungball.
Also: Zunächst Brose Bamberg (Sonntag, 9. April, 15 Uhr) und die Rostock Seawolves (Freitag, 14. April, 19 Uhr) können in die Universitätsstadt kommen. Der SNP dome, zuletzt gegen die Merlins aus Crailsheim mit 4.136 Zuschauern ausverkauft, und die Academics-Fans sind zur nächsten Korbjagd mit Schmackes bereit.
Das Ausrufezeichen aus Oldenburg schreit nach weiteren „Festspielen“ vor stimmungsvoller Kulisse. In „Highdelberg“.
Stimmen zum Spiel:
„Ich bin froh, dass wir diesen Sieg ohne Joonas, aber für Joonas geholt haben. Das Team hat ein Energielevel rausgeholt, das nötig war, um die Abwesenheit unseres Headcoaches zu kompensieren. Jeder hat sich reingehängt, deswegen haben wir gewonnen.“ – Hylke van der Zweep, Interims- und Assistenztrainer der MLP Academics
„Ein verdienter Sieg für Heidelberg, die das Spiel dominiert haben. Wenn ein paar Spieler nicht bereit sind für so ein Spiel, dann ist das ganze Team nicht bereit. Und wenn das Team nicht bereit ist, dann ist der Trainer dafür verantwortlich. Ich kann noch nicht sagen, woran es lag. Jedenfalls war die Konzentration und die Energie nicht da. Und das ist dann das Ergebnis, was dabei herauskommt. Ich schaue nicht auf die Tabelle, ich muss nun in mein Team reinschauen, um nicht nochmal solch eine Situation zu erleben.“ – Pedro Calles, Headcoach der EWE Baskets
„Gefühlt haben wir sehr gut gespielt. Die Oldenburger waren platter als wir. Die Körbe von Jack haben uns gleich Energie und ein gutes Gefühl für alle gegeben. Wir treffen einfach wesentlich besser als vorher in dieser Saison. Joonas freut sich bestimmt – dieser Auswärtssieg ist unser Geschenk für ihn. Wir schauen weiterhin nach unten. Wir reden nur über den Klassenerhalt.“ – Max Ugrai von den MLP Academics
„Heidelberg hat mehr gefightet. Es ist heute eine harte Niederlage für uns. Wir haben uns das ganz anders vorgestellt. Die verletzten Spieler sind keine Entschuldigung. Wir müssen als Team zusammenbleiben und nach den Niederlagen gegen Bayreuth und Heidelberg wieder Kontinuität reinbringen.“ – Norris Agbakoko von den EWE Baskets
Für die MLP Academics Heidelberg spielten: Jack McVeigh 19 (5 Dreier), Tim Coleman 19 (1), Max Ugrai 13 (2), Vincent Kesteloot 12 (2), Eric Washington 12, Elias Lasisi 11 (3), Bennet Hundt 6 (2), Bryan Griffin 5, Niklas Würzner 2, Lukas Herzog (DNP), Felix Edwardsson (DNP).
EWE Baskets Oldenburg: DeWayne Russell 18 (1), Hassani Gravett 13 (3), Alen Pjanic 11 (1), Maximilian DiLeo 8 (2), Trey Drechsel 7 (1), MaCio Teague 6, Owen Klassen 5, Norris Agbakoko 4, Shakur Juiston 3.
Joachim „Jogi“ Klaehn
MLP Academics Heidelberg
Kommunikation und Medien