Bei aller verständlich aufkommenden Euphorie über den gelungenen 99:75-Auswärtscoup der MLP Academics Heidelberg zuletzt bei den EWE Baskets Oldenburg: Noch gilt es acht Runden in der easyCredit Basketball Bundesliga bis zum 7. Mai zu drehen, allein sechs davon im Monat April. Am Ostersonntag (15 Uhr, live bei MagentaSport ab 14.45 Uhr) empfangen die MLP Academics den Tabellenzehnten Brose Bamberg im SNP dome. Das Team aus „Freak City“ möchte mit aller Macht in die Playoffs. Und da Brose unlängst das Frankenderby und dazu den direkten Vergleich gegen die Würzburg Baskets mit 99:106 nach Verlängerung auf ärgerliche Art und Weise verlor, werden die Korbjäger aus der Sieben-Hügel-Stadt alles in die Waagschale werfen, um in Heidelberg zu bestehen und die Punkte zu entführen.
Pointiert formuliert: Verlieren verboten – heißt es für die Gäste. Gewinnen erlaubt – für die wiedererstarkten Hausherren, die in den letzten vier Partien gegen Göttingen, Braunschweig, Crailsheim und Oldenburg drei Erfolgserlebnisse landeten.
Die MLP Academics möchten sich selbst ein frühlingshaftes Ostergeschenk machen. Zumal ihnen in der Hinrunde, beim Gastspiel am 30. Dezember in der gefürchteten Brose Arena, mit dem deutlichen 74:101 das Fell über die Ohren gezogen wurde. Broses bislang höchster Saisonsieg war gleichzeitig eine Lehrstunde für die „Riesen vom Neckar“. „Wir haben in Bamberg unser vermutlich schlechtestes Saisonspiel gemacht“, sagt der Sportliche Leiter Alex Vogel, „das haben wir noch immer im Kopf und dementsprechend hier etwas gutzumachen. Gleichzeitig ist der Klassenerhalt noch nicht sicher. Wir müssen weiterhin mit der Energie der letzten beiden Spiele agieren, um die notwendigen Siege für den Ligaverbleib zu sichern.“ Eine klare Ansage, die keinerlei Interpretationen zulässt und den eingezogenen Realitätssinn der Iisalo-Schützlinge zeigt.
Der Husarenstreich bei den hochgehandelten Oldenburgern, die in dieser Woche Topstar DeWayne Russell vertraglich bis 2025 an sich binden konnten, gibt den Heidelbergern zusätzlichen Auftrieb und Selbstbewusstsein. Um die Offensivmaschinerie der MLP Academics muss man sich keine Gedanken machen. Jack McVeigh scheint diesbezüglich das fehlende Puzzleteil gewesen zu sein. In seinen fünf Einsätzen hat der sympathische „Aussie“ mit 17,0 Punkten im Schnitt nicht allein die zweitmeisten Punkte nach MVP-Kandidat Eric Washington aufgelegt, sondern auch den zweitbesten Effizienzwert erzielt. „Jackie“ ist mit seiner elektrisierenden Spielweise aus dem Team kaum mehr wegzudenken. Wenn wie in Oldenburg sechs Akteure zweistellig scoren, dann kann Heidelberg an einem „Sahnetag“ jedes noch so starke BBL-Kollektiv bezwingen.
Was ist gegen Brose besonders gefordert? Für Headcoach Joonas Iisalo steht das fest: „Bamberg prägt einen sehr unterschiedlichen Stil im Vergleich zu dem der vorherigen Gegner. Das bedeutet für uns jede Menge Wettbewerb an beiden Enden des Courts, worauf wir Antworten haben müssen. Wir benötigen viel Energie und Fokus, um das Spiel zu gewinnen.“ Diese beiden Faktoren waren bei den Oldenburger „Donnervögeln“ gegeben. In der heißen Saisonphase entspannt sich zudem die personelle Lage. Eigengewächs Niklas Würzner ist wieder an Bord, der ehemalige Leimener Jugendspieler Akeem Vargas könnte gegen die Franken wieder eine Option sein. Co-Trainer Hylke van der Zweep (42) und Playmaker Bennet Hundt kennen aus eigener Anschauung die Gäste sehr gut, dies könnte bei der konkreten Spielvorbereitung ein hilfreicher Aspekt sein.
Brose hat bereits ein Match mehr als die MLP Academics bestritten. Weitere Ausrutscher würden die Playoff-Ambitionen womöglich jäh verfliegen lassen. Die Mannschaft des 51-jährigen israelischen Cheftrainers Oren Amiel braucht mutmaßlich noch fünf Siege aus sieben Partien, um den Rivalen Würzburg auf Platz acht verdrängen zu können. „Sie werden nach der bitteren Niederlage gegen Würzburg sehr motiviert und wütend auftreten. Hier müssen wir Energie und Physis sofort matchen“, verweist Alex Vogel darauf, dass dies in der Hinrunde bedauerlicherweise nicht im Ansatz gelungen sei, „lässt man sie gewähren, sind sie offensiv kaum zu stoppen.“
Mit neun Meisterschaften und sechs Pokaltriumphen stellen die Bamberger einen der besten Klubs in Deutschland. Der letzte Titel datiert aus dem Jahr 2017 – vor knapp sechs Jahren gelang ihnen sogar das Double. Dieser Erfolgsstory und Tradition fühlt man sich in „Freak City“ hundertprozentig verpflichtet.
„Das Spiel in Heidelberg ist ein vorentscheidendes, da braucht man nicht drum herumreden. Wir müssen gewinnen, um die Chance auf die Playoffs weiter am Leben zu erhalten“, beschäftigt sich Topscorer Patrick Miller (durchschnittlich 17,3 Punkte und 5,6 Assists) ausschließlich mit der komplizierteren Gegenwart, „dazu ist es nötig, dass wir unsere Fehler minimieren. Zudem müssen wir ihr Spiel unterbinden, müssen den Academics konsequent an der Dreierlinie auf den Füßen stehen. Offensiv müssen wir die richtigen Lösungen finden. Wir haben schon mehrfach in der Saison gezeigt, dass wir mit Drucksituationen gut umgehen können. Das gilt es nun wieder zu beweisen.“
Neben Patrick Miller ist „Captain“ Christian Sengfelder eine feste Größe bei Bamberg. Der 28-jährige Nationalspieler, EM-Bronzemedaillengewinner mit dem DBB-Team vergangenen September in Berlin, gilt als eine der Brose-Säulen und verlängerte einen Drei-Jahres-Kontrakt nochmals um weitere drei Saisons bis 2025. Der gebürtige Leverkusener Sengfelder ist ein vielseitiger Power Forward und mit seiner Körpergröße von 2,03 Meter – ähnlich wie Jack McVeigh – nur schwer zu verteidigen. Die Franken haben außerdem ihre letzte Nachverpflichtungsoption genutzt und Devon Thomas (28 Jahre, 1,83 Meter) bis zum Saisonende verpflichtet. Der Amerikaner, früher für die renommierte Texas Tech University am Ball, ist ein Globetrotter (Dänemark, Zypern, Frankreich, Vietnam, Finnland) und agierte zuletzt für Lahti Basketball in der finnischen Ersten Liga. Thomas soll laut Oren Amiel „Unterstützung auf der Point-Guard-Position“ leisten und wird im SNP dome sein Debüt bei den Brose-Korbjägern feiern.
Derweil hat Heidelbergs Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner im Laufe dieser Woche in einem Kurzvideo für die MLP Academics die Werbetrommel gerührt. „Jetzt gilt’s nochmal, Gas zu geben. Geht einfach mal vorbei!“, richtete sich Würzner an die Fans, die ein „Osterspecial“ im „Dom“ erwartet. Garniert mit der süßen Revanche gegen Bamberg?
Vor dem Sprungball um 15 Uhr möchten wir die Zuschauer darauf hinweisen, rechtzeitig zu kommen und möglichst öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen. Rund 2.500 Tickets (Stand Freitagmorgen) sind bislang für das Heimspiel und „Osterspecial“ gegen Brose Bamberg verkauft. Es gibt also noch Karten in allen Kategorien an der Tageskasse, die wie gewohnt am Sonntag um 13.30 Uhr am SNP dome öffnen wird. Darunter auch welche für Ermäßigte ab 5 Euro.
Joachim „Jogi“ Klaehn
MLP Academics Heidelberg
Kommunikation und Medien