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21. April 2023

Der „Iisalo-Stil“ prägt Heidelberg und Bonn

Können die MLP Academics Heidelberg am Samstagabend (18 Uhr/live bei MagentaSport ab 17.45 Uhr) die Telekom Baskets Bonn tatsächlich ärgern? „Das ist ein Spiel, bei dem wir mit dem maximalen Fokus, maximaler Anstrengung und anderen maximalen Faktoren aufs Spielfeld kommen müssen, um eine Gewinnchance zu haben“, sagt Academics-Headcoach Joonas Iisalo. Der dreifache Familienvater hatte seine Frau und das Baby am Mittwoch wieder im Leimener Heim empfangen dürfen und verfolgte in der Wohnung den Auswärtsauftritt seiner Schützlinge bei den Veolia Towers Hamburg. Das 86:90 war nicht so leicht zu verkraften – für Iisalo sollte die Zuschauerperspektive im Wohnzimmer zur Tortur werden. „Es ist ein Gefühl der Hilfslosigkeit, wenn du nicht ins Geschehen eingreifen kannst. Aber ich denke, dass Hylke und Serena einen großartigen Job während meiner Abwesenheit geleistet haben. Ich bin sehr dankbar dafür, dass sie zu meinem Trainerstab gehören“, lobt Iisalo seine Assistenten van der Zweep und Benavente. Mit einem „Familienabend“ geht es für den 37-jährigen Finnen in der easyCredit Basketball Bundesliga weiter. Es gastiert nämlich sein älterer Bruder Tuomas Iisalo mit den Telekom Baskets im SNP dome. Geschenke des Onkels aus dem Rheinland wird es nicht geben, zumindest ist dies speziell im Hinblick auf das Korbjäger-Duell auszuschließen.

Iisalo trifft Iisalo – sehr wahrscheinlich werden sich die beiden Brüder, die einen ähnlichen innovativen Basketball-Stil bevorzugen, bereits am Freitag im privaten Kontext treffen, ehe es am Tag drauf zum zweiten Vergleich zwischen den Chefs auf der Bank kommt. Für Medien mögen solche Konstellationen ein willkommener Anlass für Narrative sein, für die Beteiligten ist es vielmehr so, dass sie die Aufmerksamkeit bewusst auf die Hauptdarsteller unter den Körben lenken. Das Kräftemessen heißt MLP Academics gegen Telekom Baskets – besondere verwandtschaftliche Verhältnisse und Brisanz hin oder her.

Emotionale Wucht und spielerische Klasse

Das Hinspiel in Bonn verloren die Heidelberger mit 65:98. (c) Lukas Adler

Bei der klaren 65:98-Niederlage im Hinspiel bekamen die Heidelberger die ganze emotionale Wucht und spielerische Klasse im Bonner Stadtbezirk Hardtberg zu spüren. Die höchste Saisonpleite musste als Unterrichtsstunde im modernen Basketball akzeptiert werden. „Wir hatten keine Idee, wie wir Bonn attackieren können“, stellte Joonas Iisalo am 5. November zähneknirschend fest. Die Enttäuschung saß tief, die Energie und Spielfreude der Telekom Baskets erstickten das Potenzial der verdutzten „Akademiker“ bereits im Keim.

„Bonn spielt eine herausragende Saison – national wie international“, berichtet der Sportliche Leiter Alex Vogel, „sie agieren unglaublich konstant und sind in Offensive und Defensive die beste Mannschaft der gesamten Liga. Im Angriff spielen sie noch deutlich variabler als in der vergangenen Saison. T.J. Shorts ist der MVP der BBL. Dazu haben sie mit Javontae Hawkins einen Spieler nachverpflichtet, der das System von Tuomas Iisalo sehr gut kennt.“

Hawkins wurde nach seinem Abgang zum französischen Erstligisten CSP Limoges nicht glücklich, sodass das Comeback am „#Heartberg“ nach der Verletzung von Jeremy Morgan erst möglich wurde. Der Integrationsprozess von „Hawk“, wie sie den 29-jährigen Amerikaner nennen, verlief völlig problemlos. Zum Hawkins-Rücktransfer bediente sich Tuomas Iisalo metaphorisch eines skandinavischen Sprichworts: „Alles kommt zu dem, der warten kann.“

Die Baskets stehen im Halbfinale der Champion League in Málaga

Tuomas Iisalo. (c) Andreas Gieser

Die Rheinländer haben 2023 einen Riesenlauf. Seit dem 15. Januar und dem knappen 76:81 bei ALBA Berlin bauen sie auf eine stolze Serie von 13 BBL-Triumphen. Brutales Selbstvertrauen tankten die Baskets vor wenigen Tagen durch das 83:77 gegen SIG Straßburg (Modus „best of three“) auf internationalem Parkett, denn sie erreichten hiermit das Final Four der Champions League, das vom 12. bis 14. Mai im andalusischen Málaga über die Bühne gehen wird. Ein enormer Prestigeerfolg! Neben Bonn haben sich Lenovo Teneriffa, Hapoel Jerusalem und Gastgeber Unicaja Málaga fürs Finalturnier in der Arena Palacio de Deportes Jose Martin Carpena qualifiziert. Der dortige Sportpalast fasst 11.300 Zuschauer und ist zugleich die größte Sporthalle in Südspanien.

Die Telekom Baskets und deren stattliche Fanbase fiebern diesem historischen Ereignis entgegen. Erstmalig seit 2017 stehen die Bonner unter Dauer-Präsident und Journalist Wolfgang Wiedlich wieder in einem europäischen Halbfinale, was deutsche Teams generell recht selten packen.

Joonas Iisalo: „Sie haben sich diesen Erfolg verdient“

In den bisherigen drei BBL-Aufeinandertreffen behielten die Bonner stets die Oberhand. (c) Andreas Gieser

Wie dem auch sei: Im Stimmungstempel SNP dome werden am Samstag die Anhänger beider Klubs Spitzenbasketball geboten bekommen. „Sie sind bisher das beste Team in der BBL und zählen zu den Top drei in der Champions League, was die Statistiken anbetrifft. Ihre Saison ist einzigartig. Ich bin happy für Tuomas und die Organisation. Sie leisten unglaubliche Arbeit und haben sich diesen Erfolg verdient“, sagt Joonas Iisalo voller Anerkennung über seinen Vorgängerklub, bei dem er in der vergangenen Spielzeit neben Tuomas als Assistent fungierte, ehe sich Joonas für die Cheftrainerstelle bei den MLP Academics bis Juni 2024 entschied.

Die Bilanz zwischen den Jungs vom Neckar und vom Rhein ist eindeutig. In den bisherigen drei BBL-Aufeinandertreffen behielten die Bonner stets die Oberhand: 87:70, 82:71 und wie erwähnt 98:65 im Hinspiel hieß es, der fünffache Vize-Meister gilt seit 1997 nicht von ungefähr als eine der unumstrittenen Konstanten im deutschen Oberhaus.

„Wir brauchen eine absolute Topleistung, um eine Chance zu haben. Zusammen mit unseren tollen Fans werden wir aber alles für eine Überraschung tun“, hofft Alex Vogel darauf, den haushohen Favoriten zumindest piesacken zu können. Lediglich gegen die MHP RIESEN Ludwigsburg und ALBA Berlin zogen die Korbhelden um den MVP-Kandidaten TJ Shorts II (nur 1,75 Meter) den Kürzeren.

Wenn möglich wollen sie Erster werden. Drei Tage nach dem Match in Heidelberg empfangen die Offensivkünstler die „Albatrosse“ im Tollhaus Telekom Dome. Dort geht es am Dienstag um die Tabellenspitze und beste Ausgangsposition vor den Mitte Mai startenden Playoffs. Bonn und Berlin tragen also den Heimrechtvorteil bis zur Finalserie unter sich aus – ohne Finanzkrösus FC Bayern.

 

Hinweis für Samstagabend

Vor dem Sprungball um 18 Uhr möchten wir die Zuschauer darauf hinweisen, rechtzeitig zu kommen und möglichst öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen. Es gibt noch Karten an der Abendkasse, die wie gewohnt um 16.30 Uhr am SNP dome öffnen wird. Darunter auch Tickets für Ermäßigte ab 5 Euro. Stand Donnerstag waren knapp 3.500 Karten bereits verkauft, es dürfte also erneut ziemlich voll werden.

 

 

Joachim „Jogi“ Klaehn

MLP Academics Heidelberg

Kommunikation und Medien