Man muss sich nach all dem, was am Donnerstag und Freitag in der easyCredit Basketball Bundesliga passiert ist, erst einmal kneifen und die Gedanken sortieren. Seit gestern Abend, kurz nach 22.30 Uhr, ist es jedenfalls Fakt: Die MLP Academics Heidelberg haben ihren Showdown am Sonntagnachmittag (15 Uhr/live bei MagentaSport ab 14.45 Uhr) gegen die Niners Chemnitz, die bei den MHP RIESEN Ludwigsburg mit 79:86 unterlagen. Somit ist die Konstellation zum Ende der regulären Saison klar, denn wer dieses Duell mit einem einzigen Pünktchen zu seinen Gunsten entscheidet, zieht als Achter in die am 14. Mai startenden Playoffs ein und trifft in der Viertelfinalserie auf Spitzenreiter Telekom Baskets Bonn.
Na, wer hätte das nach den zwischenzeitlichen Abstiegssorgen der Heidelberger gedacht, dass sie im letzten Saisondrittel noch einmal derart beherzt durchstarten und den Playoff-Kandidaten das Fürchten lehren würden. Nun ist es soweit. Am 34. Spieltag fällt sowohl die Entscheidung über den letzten zu vergebenden Platz hinter ratiopharm Ulm als auch darüber, wer neben medi Bayreuth den bitteren Gang in die ProA antreten muss. Im Moment deutet alles auf die FRAPORT Skyliners Frankfurt hin, die mit 83:84 bei den HAKRO Merlins hauchdünn verloren. Die Hessen müssen folglich in Göttingen siegen und gleichzeitig auf einen Ausrutscher des MBC zu Hause gegen Crailsheim hoffen.
Rund um die Academics ist der Adrenalinspiegel merklich erhöht. „Das ist einfach der Hammer!“, schreibt ein langjähriger Fan enthusiastisch. „Wir lieben einfach Crunchtime“, sagt ein anderer augenzwinkernd und verschmitzt. Und das ist in dieser Spielzeit wohl wahr: Dramaturgie und Dramatik sind nicht mehr zu toppen. „Es macht uns jetzt schon unheimlich stolz, dass wir am letzten Spieltag mit einem Sieg die Chance haben, die Playoffs zu erreichen“, so Heidelbergs Sportlicher Leiter Alex Vogel, „das ist ein großer Erfolg. Wir haben lange nicht darüber gesprochen. Jetzt heißt unser klares Ziel für Sonntag: Sieg und damit der Playoffeinzug.“
Was so selbstverständlich klingt, ist alles andere als gewöhnlich. Die „Akademiker“ haben sich diese Ausgangsposition verdient. Einerseits durch eine stetige Konsolidierung ihrer Leistungen als Team, andererseits durch den jüngsten 89:78-Überraschungscoup beim FC Bayern Basketball, der noch einmal zusätzliche Kräfte mobilisieren sollte. Jetzt geht es darum, alles exakt zum richtigen Zeitpunkt abzurufen. Headcoach Joonas Iisalo ist diesbezüglich optimistisch und pragmatisch: „Die Jungs haben das ganze Jahr über hart trainiert und sie haben dazu eine Einstellung gefunden. Nun sehen wir das Resultat der Anstrengung. Es ist eine großartige Story, egal ob wir die Playoffs erreichen oder nicht. Wir haben einen großen Basketballhype in der Stadt Heidelberg ausgelöst.“ Ohne Wenn und Aber.
Wie bereits in den beiden Heimspielen gegen ALBA Berlin und die Merlins Crailsheim wird der SNP dome zum dritten Mal in der Saison 2022/2023 ausverkauft sein. Unmittelbar nach der Korbjagd gibt es ein Fanfest auf dem Vorplatz des SNP domes. Dort wollen die MLP Academics gemeinsam mit ihrer Fancommunity die reguläre Saison gebührend ausklingen lassen. Die Profis um Kapitän Akeem Vargas mischen sich unter die Leute, stehen für Fotos zur Verfügung und schreiben Autogramme.
Die Rückkehr aus München mit einem wichtigen Erfolgserlebnis im Gepäck erfolgte spät in der Nacht auf Freitag, deshalb stand vor der Partie gegen die Niners vornehmlich Regenerationstraining auf der Agenda. Es könnte ein leichter Vorteil sein, dass die „Jungs vom Neckar“ einen Tag mehr Erholung hatten. „Vom Kaliber her ist Chemnitz definitiv ein Playoff-Team. Sie hatten einen schlechten Moment in dieser Saison, als sie mehrere Spiele in Serie verloren. Aber abgesehen davon haben sie sehr gut gespielt. Ein extrem schwieriger Gegner“, schätzt Iisalo die Gäste als überaus gefährlich ein. Die Schützlinge des argentinischen Cheftrainers Rodrigo Augusto Pastore (50) ließen am Freitagabend in einem umkämpften und harten Match in der Barockstadt Ludwigsburg einige Körner. In der Schlussphase wendeten die Gelb-Schwarzen mit einem energischen Endspurt das Blatt. Doch davor waren die Niners bestens in Form gewesen und landeten vier Siege (Bayreuth, Ulm, Göttingen und Hamburg) hintereinander. Genauso wie Heidelberg haben sie es in den eigenen Händen, für ein Happy End zu sorgen.
Die Universitätsstädter sind heiß wie Frittenfett aufs Endspiel. „Wir müssen so hart spielen wie nur möglich und darauf vertrauen, dass die Dinge, die wir trainieren, am Sonntag auch klappen. Mit der Unterstützung unserer tollen Fans ist alles möglich“, glaubt Joonas Iisalo an das Setzen eines weiteren Meilensteins. Die Kardinalfrage wird bei beiden Teams sein, wie sie diesem Druck standhalten und in engen oder gar kritischen Phasen kühlen Kopf bewahren. Publikumsliebling Eric Washington befindet sich in glänzender Verfassung und dürfte die gesamte eigene Mannschaft nochmals gehörig puschen. Beim FC Bayern diktierte Washington den Rhythmus unentwegt-souverän – warum sollte dies dem 29-jährigen Hochgeschwindigkeitsbasketballer und Superdribbler nicht gegen seinen ehemaligen Verein gelingen?
Washington ist ganz besonders motiviert. Seine Zeit bei den Niners war nicht immer einfach für ihn. Umso mehr will Washington beweisen, über welche individuelle Klasse und mannschaftliche Qualitäten er im 33er-Trikot der MLP Academics verfügt. Chemnitz wird umgekehrt mit allen erdenklichen Mitteln versuchen, die Kreise des ballgewandten, flinken und smarten Playmakers einzuengen.
Wie dem auch sei: Die Spannung könnte nicht größer sein. „Wir haben großes Selbstvertrauen, spielen derzeit unseren besten Basketball und sind daheim mit unseren tollen Fans nur schwer zu schlagen“, sagt Alex Vogel vor der Belastungs- und Nervenprobe. Jeder im Lager der Academics weiß, dass die Chemnitzer langen Kerle „extrem physisch spielen und gut gecoacht sind“ (Vogel).
Showdown im SNP dome! Mehr geht nicht.
Hinweis für Sonntagnachmittag
Vor dem Sprungball um 15 Uhr möchten wir die Zuschauer darauf hinweisen, rechtzeitig zu kommen und möglichst öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen. Das morgige Spiel ist restlos ausverkauft.
Nach dem BBL-Spiel wird es ein Fanfest auf dem Vorplatz des SNP domes gemeinsam mit der Profi-Mannschaft der MLP Academics geben.
Joachim „Jogi“ Klaehn
MLP Academics Heidelberg
Kommunikation und Medien