Das Jahr 2023 neigt sich dem Ende zu und es ist eins geworden, das mit einer großartigen zweiten Saisonhälfte 2022/2023 und mit einer bisher ernüchternden aktuellen Saison in Erinnerung bleiben wird. Den „Kehraus“ entschied der FC Bayern Basketball am Samstagabend mit 83:57 (24:7, 17:19, 17:11, 25:20) gegen die MLP Academics Heidelberg für sich und wurde somit seiner Favoritenrolle in der easyCredit Basketball Bundesliga gerecht. Bei unseren Jungs von Neckar wird es hingegen spannend zu beobachten sein, wie sie den Umschalthebel hin zu besseren und glücklicheren Zeiten finden werden.
Die Partie im mit 6.500 Zuschauern ausverkauften BMW Park nahm vom Sprungball weg keinen guten Verlauf für die Gäste aus der Kurpfalz. Die Münchner schonten den französischen Playmaker Sylvain Francisco, Modellathlet Devin Booker sowie die beiden deutschen Weltmeister Andreas Obst und Niels Giffey und waren auch ohne dieses Quartett mit einer ihrer normalen Bundesliga-Rotationen haushoch überlegen. Im Grunde reichte der mit Abstand am besten besetzten BBL-Mannschaft ein Viertel (24:7), um jegliche Hoffnungen bei den MLP Academics im Keim zu ersticken.
Schon hier war zu erkennen, dass der Underdog gegen die Lufthoheit und körperliche Dominanz des FCBB kein probates Mittel fand. Der Respekt vor den „Überfliegern“ von Trainer Pablo Laso, die eine Etage höher agierten, schien zu groß zu sein. Aus mageren sieben Punkten (zwei Dreier von „Josh“ Gray und Elias Lasisi plus ein Freiwurf von Vincent Kesteloot) bestand zunächst die Ausbeute.
Damit hatte der ehrgeizige EuroLeague-Teilnehmer, amtierende Pokalgewinner und klare Meisterschaftsfavorit die Ampeln sehr frühzeitig auf Grün geschaltet. Ohne sich im insgesamt 89. Pflichtspiel im Kalenderjahr und im 31. in dieser Spielzeit 2023/2024 voll verausgaben zu müssen. Im Gegenteil: Die Bayern behielten stets souverän die Kontrolle und konnten ihren beiden Rookies Ivan Kharchenkov (17) und Martin Kalu (18) Einsatzzeiten geben.
Bei Heidelberg gefiel in der ersten Halbzeit Niklas Würzner am besten. Er kam von der Bank und setzte gleich wichtige Impulse. Sein couragiertes Auftreten trug wesentlich dazu bei, dass die Hausherren zur Pause (41:26) nicht noch deutlicher in Front lagen, zumal den MLP Academics bis dahin lediglich zwei Körbe vom Zweier gelangen. „Wir müssen den Korb mehr attackieren und die Rebounds besser kontrollieren“, sagte Co-Trainer Hylke van der Zweep folgerichtig bei Dyn.
Dies wurde in den Vierteln drei und vier etwas besser. Isaiah Whaley, Vincent Kesteloot und Marcel Keßen profitierten etwas mehr von Inside-Plays und vom Aufposten, doch ein echtes „Herankommen“ schafften die Universitätsstädter in der Isarmetropole leider nicht, obwohl mit zunehmender Dauer auch die Beine bei den Rothemden spürbar schwerer wurden. Phasenweise verfielen die Stars in einen Verwaltungsmodus, phasenweise blitzte ihr überragendes Können auf. So etwa bei einem Lobpass von Nelson Weidemann, den 2,16-Meter-Riese Danko Brankovic mit einem krachenden einhändingen Dunking vollendete.
Neben Joshia „Josh“ Gray (14 Punkte, fünf Rebounds) gefiel im Schlussabschnitt Bennet Hundt (12), der drei Dreier kurz hintereinander versenkte, was Pablo Laso zornig werden ließ. Außerdem durfte bei Heidelberg der junge Franzose Evan Rietsch (18) erstmalig 1:51 Minuten Bundesliga-Luft schnuppern.
Im Endeffekt freilich gaben sich die in allen Belangen überlegenen FCBB-Profis keinerlei Blöße und ließen bis zum 83:57-Endstand nichts mehr im BMW Park anbrennen.
Was waren die Gründe für die deutliche Academics-Niederlage zum Jahresausklang? Die physische Unterlegenheit in allererster Linie, klar. Aber eben auch die Tatsache, dass man keine richtige Idee fand, wie das Münchner Abwehrbollwerk – basierend auf ihrem konsequenten Switching – zu knacken ist. „Gegen die Bayern brauchst Du schon einen perfekten Tag. Wir haben unsere Würfe nicht getroffen und im Offensivrebound einige Male zu schnell aufgegeben“, bemängelte Trainer Joonas Iisalo nach dem Match vor laufender TV-Kamera. Beides dokumentiert die Statistik: Heidelberg verwertete lediglich 28,8 Prozent seiner Würfe aus dem Feld, beim FCBB flutschten dagegen 48,3 Prozent der Versuche durch die Reuse. Gefühlt schien die Rebounddominanz (45/38) der Hausherren noch eklatanter zu sein als es die Zahlen zum Ausdruck bringen.
„Wir müssen ein bisschen mehr tun“, bilanzierte Iisalo den komplizierten Status quo und toughen Abstiegskampf in der BBL, „jeder von uns.“ Es gilt möglichst schnell, auf den Resetknopf zu drücken, um bereits im Januar die Trendwende nach zwei Erfolgen (Tübingen, Crailsheim) und nunmehr zwölf Niederlagen anzupacken. In den Spielen gegen RASTA Vechta am 5. Januar (Freitag, 20 Uhr, SNP dome), die Basketball Löwen Braunschweig (14. Januar), den SYNTAINICS MBC (22. Januar) und gegen Primus NINERS Chemnitz (27. Januar) besteht bei drei Heimauftritten und dem Gastspiel in Braunschweig die Gelegenheit, verloren gegangenes Terrain zurückzuerobern und den Anschluss an die Nichtabstiegsplätze ab Rang 16 zu finden.
2024 kann es eigentlich nur besser werden. Grundvoraussetzung dafür ist ein noch engeres Zusammenrücken aller Hauptprotagonisten. Der Klassenverbleib ist nur im Kollektiv und mit einer Orchestrierung der basketballerischen Feinheiten zu realisieren.
Die MLP Academics Heidelberg wünschen hiermit allen Fans, treuen Partnern und Wegbegleitern einen guten Rutsch sowie ein gesundes, gutes und glückliches neues Jahr 2024!
„Glückwunsch an München zum Sieg. Sie sind ein beeindruckendes, sehr, sehr physisches Team. Wir hatten Probleme, heute gute Würfe zu kreieren, und die Würfe, die wir bekommen haben, haben wir nicht getroffen. Die Physis war der wichtigste Grund, warum wir heute verloren haben. Noch einmal Glückwunsch an München, wir schauen nach vorne.“ – Joonas Iisalo, Headcoach der MLP Academics Heidelberg.
„Glückwunsch an meine Spieler, ich denke, es war ein großartiger Sieg. Wir sind zuhause noch unbesiegt in der BBL, das spricht für die gute Arbeit meiner Mannschaft. Obwohl wir in zwei Wettbewerben spielen – es ist immer schwierig, das unter einen Hut zu bekommen. Aber alle sind immer dabei und machen einen guten Job. Wir wussten, dass Heidelberg ein Team ist, das auf offene Würfe setzt und ein hohes Tempo spielt. Sie haben viel Qualität im Kader. Aber wir haben defensiv sehr solide gespielt und haben sie so unter Kontrolle gehabt. Offensiv haben wir den Ball clever bewegt und gute Würfe bekommen. Ich bin froh, dass wir das Jahr so beenden konnten. Danke an die Fans, die uns heute wieder so geholfen haben, wie sie es immer tun!“ – Pablo Laso, Headcoach des FC Bayern Basketball.
„Ich glaube, wir haben keine Lösungen gegen das Switching der Bayern gefunden und somit unseren klaren Plan nicht umsetzen können. Sie haben dann im Eins-gegen-Eins Würfe bekommen. Ibaka und Brankovic sind sehr lang, so kann man dann nicht gewinnen. Aus dem Spiel kann man nicht viel Positives ziehen, wir haben zu wenig Fokus und zu wenig Aggressivität gezeigt. Jetzt müssen wir nach vorne schauen. Wir haben Spiele vor der Brust, die wir gewinnen können, dafür müssen wir hart arbeiten.“ – Elias Lasisi, Shooting Guard der MLP Academics.
„Wir konnten heute überhaupt nicht umsetzen, was wir uns vorgenommen haben. Bayern hat physisch das ganze Spiel dominiert. Wir haben phasenweise ganz gute Aktionen gehabt, aber leider nicht über das komplette Spiel. Gegen ein Team wie Bayern verlierst du dann so ein Spiel.“ – Niklas Würzner, Point Guard der MLP Academics.
Für die MLP Academics Heidelberg spielten: Joshia Gray 14 (2 Dreier), Bennet Hundt 12 (4), Elias Lasisi 8 (2), Niklas Würzner 6 (1), Isaiah Whaley 6, Marcel Keßen 6, Vincent Kesteloot 5, Tim Coleman, Paul Zipser, Akeem Vargas, Evan Rietsch, Samuel Schally (DNP).
FC Bayern Basketball: Nelson Weidemann 16 (4), Danko Brankovic 13, Carsen Edwards 12 (2), Isaac Bonga 11, Serge Ibaka 10, Elias Harris 9, Ivan Kharchenkov 5, Niklas Wimberg 4, Nick Weiler-Babb 3 (1), Leandro Bolmaro, Vladmir Lucic, Martin Kalu.
Joachim „Jogi“ Klaehn
MLP Academics Heidelberg
Kommunikation und Medien