Im Jahr 1952 wurde die Basketballabteilung des USC Heidelberg gegründet. 25 Nationalspieler spielten für die Heidelberger Basketballer – neun deutsche Meisterschaften und zwei Pokalsiege fuhr der Klub ein. Kurzum: Der Verein verfügt über eine große Portion Tradition und konnte in der Vergangenheit viele Erfolge feiern. Die neue Rubrik „Was macht denn eigentlich…?“ beschäftigt sich mit Spielern und Menschen, welche die vergangenen 64 Jahre der Historie mit geprägt haben – und beleuchtet, was diese heute machen.
Es waren nur zwei Jahre im Leben von Reiner Frontzek, doch diese beiden Jahre haben ihn geprägt: Der 60-Jährige spielte in den Spielzeiten 76/77 und 77/78 für den USC Heidelberg und hat bis heute lebhafte Erinnerungen an diese Zeit. „Ich kam damals aus Leverkusen nach Baden-Württemberg. Das in Heidelberg waren richtige Typen – in den beiden Spielzeiten habe ich viele tolle Erfahrungen gemacht“, sagt Frontzek. Beziehungsweise Doktor Frontzek, denn der Rheinländer kam aufgrund seines Medizin-Studiums in die Kurpfalz und ist heute Arzt in der Landesschulbehörde Osnabrück.
Er ist jedoch nicht „nur“ Arzt. Frontzek ist Familienvater (seit 1984 verheiratet, 1987 Geburt der Zwillinge Leonie und Alexander) und Headcoach. Bereits seit einigen Jahren beim TuS SWAP Red Devils Bramsche – dem aktuellen Tabellenfünften der 2. Regionalliga Nord, Staffel West. Ein Job, welcher ihm großen Spaß bereitet. Dies hört man im Gespräch ebenso sehr wie auch das Know-how, über welches der frühere Guard verfügt. Und welches ihm zu diversen Trainerjobs in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen verhalf: Frontzek coachte unter anderem die Mannschaften aus Ibbenbühren und Osnabrück (jeweils in der Regionalliga) und betreute zudem eine Mini-Mannschaft der Hagen Huskies mit dem jetzigen U18-Nationalspieler Phillipp Herkenhoff. Kein Wunder also, dass er sich in einer Region, in welcher gemeinsam mit Bramsche auch Oldenburg, Quakenbrück, Göttingen und Wolfenbüttel in einer Liga spielen, basketballerisch bestens auskennt. Frontzek ist gut vernetzt. Auch in der Kurpfalz. Er besucht regelmäßig seinen Freund Birger Nachtnebel, damaliger Physiotherapeut der Mannschaft, in Heidelberg und verfolgt darüber hinaus das basketballerische Geschehen beim USC Heidelberg ziemlich intensiv, zumal mit Harald Rupp noch ein Spieler aus den gemeinsamen früheren Zeiten aktuell bei den MLP Academics mitwirkt. Die vor 40 Jahren geschlossenen sportlichen Freundschaften werden beispielsweise auch durch Treffen bei den Senioren-Meisterschaften oder durch ein Wiedersehen bei den Besuchen von Heimspielen der Academics aufrecht erhalten. „Damals gab es einen Zusammenhalt über den Sport hinaus. Wir haben ja nur dreimal in der Woche mit der Mannschaft trainiert, danach aber häufig noch viele interessante Gespräche miteinander geführt oder anderweitig gemeinsam die Zeit verbracht“, sagt Frontzek. Seine Freude ist groß, die Gedanken präsent und die Erinnerung lebhaft – das spürt man.
Doch diese Zeit wurde nicht nur aufgrund des großen Zusammenhaltes bekannt, sondern auch aufgrund der Erfolge: Gleich in Frontzeks erster Saison an den Ufern des Neckars gewann der USC seine neunte Meisterschaft und holte ebenso den Pokalsieg. Gleich drei Spieler kamen in die Top10 der Korbjägerliste: Reiner Frontzek mit 213 Punkten, Hershel Lewis (210) und Didi Keller (157). Es sollte die bis heute erfolgreichste Saison der Vereinsgeschichte bleiben.
Vieles hat sich seit diesem Jahr, dem Jahr 1977, geändert. Für den Heidelberger Basketball und auch für Frontzek privat. Schnell zog es ihn zurück in die nordrhein-westfälische Heimat – dort lebt er auch heute. Genauer gesagt, wohnt er gemeinsam mit Ehefrau Petra in Lotte.
Einer kleinen knapp 15.000 Seelen zählenden Gemeinde, die spätestens seit dem Aufstieg der Fußballer in die 3. Liga deutschlandweit ein gehöriges Bekanntheitsplus erlangt haben dürfte. In Reiner Frontzek hat die lokale Basketball-Community ein bekanntes Aushängeschild in ihren Reihen – der jedoch auch über den Tellerrand hinaus schaut und sich nicht scheut, den einen oder anderen kritischen Gedanken zu formulieren: „Im Sport, besonders im Fußball, da ist zu viel Geld drin. Da ist zu viel Tamtam. Der Sport ist zu wichtig geworden. Auch die ganze Doping-Thematik macht den Sport kaputt. Jedem Sportler, der alles gibt, viel an sich arbeitet und seine Leistung ohne Hilfsmittel erbringt, gebührt großer Respekt.“ Frontzek ist auch 40 Jahre nach seiner Zeit in Heidelberg der kluge, nachdenkliche und sympathische Kopf, welchen Riefling, Keller, Rupp und Co. bereits damals kennen lernen durften.
Lukas Robert