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6. Dezember 2021

An der Überraschung geschnuppert

Es war eines der Auswärtsspiele, auf welches sich alle Heidelberger spätestens seit dem Aufstieg besonders gefreut haben dürften. Die Tatsache, dass die Partie durch die Pandemielage jedoch komplett auf Zuschauer verzichten musste, schmälerte die Vorfreude zumindest ein wenig.

Die ersten Punkte der Partie erzielte Gavin Schilling für den Gastgeber. Jordan Geist sorgte auf der Gegenseite für den schnellen Ausgleich. Nur wenige Augenblicke später leuchtete dann sogar die erste Führung für die Gäste auf der Anzeigetafel, als Brekkott Chapman mit einem erfolgreichen Dreier das 7:5 (5. Minute) markierte. Es war den Gästen schon zu diesem frühen Zeitpunkt anzumerken, dass sie das Spiel gegen die Göttinger vergessen machen wollten. Hinten wie vorne war eine ganz andere Energie zu spüren.

Die Bayern haben die Lufthoheit

Es war der individuellen Qualität und Reboundüberlegenheit des Gastgebers sowie einigen vergebenen Chancen der Heidelberger in Korbnähe geschuldet, dass man dennoch mit einem 16:20 in die Viertelpause gehen musste. Da war mehr drin aus Sicht der Gäste.

Zeigte wieder eine stärkere Leistung als zuletzt. Jordan Geist mit erfolgreichem Korbleger (Foto: ladler_photography)

Das zweite Viertel begann defensiv vielversprechend. Ein ums andere Mal zwang man den Gegner zu schwierigen Abschlüssen. Da aber weiterhin insbesondere im Rebounding die nötige Zuordnung fehlte, kamen die Bayern immer wieder zu zweiten und dritten Chancen, die eine solche Mannschaft dann eben auch nutzt. Nach 12 Minuten standen bereits sieben Offensivrebounds zu Buche.

Die Heidelberger Verteidigungsreihen sind geschlossen

Insgesamt hatten die Kurpfälzer jedoch einen guten Spielrhythmus gefunden und konnten weiter in Schlagdistanz bleiben, so dass sich Coach Andrea Trinchieri nach einem weiteren Dreier durch Chapman zu seiner ersten Timeout gezwungen sah. Doch der bayrische Offensivmotor stotterte weiterhin und bekam lediglich durch Rob Lowery’s technisches Foul eine unnötige Starthilfe. Bis zweieinhalb Minuten vor Ende des zweiten Viertels gelang es, die Bayern bei acht Punkten zu halten.

Mit vier Punkten in Serie besorgte Niki Würzner mit zwei sehenswerten Einzelaktionen die nächste Führung des Spiels. Noch 38 Sekunden waren zu spielen, als Coach Trinchieri sichtlich genervt seine nächste Auszeit nahm. Im darauffolgenden Angriff gelang der direkte Ausgleich. Noch 16 Sekunden auf der Uhr und Ballbesitz Heidelberg. Die Chance mit einer Führung in die Halbzeitpause zu gehen, doch eine fragwürdige Entscheidungsfindung im Abschluss verhinderte diese.

Ein starkes drittes Viertel…

Die Bayern kamen besser in die zweite Halbzeit und legten einen schnellen 5:0 Lauf hin, welchen die Heidelberger jedoch ihrerseits mit vier Punkten in Serie kontern konnten. Eine der größten Schwächen des hochveranlagten Power Forwards Chapman ist dessen Foulanfälligkeit. So auch an diesem Abend, weshalb Coach Frenki ihn früh im dritten Viertel vom Feld nehmen musste. Die verbliebenen Akteure schienen sich jedoch nicht von ihrer Mission abbringen lassen zu wollen. So war es Max Ugrai, der mit einem seltenen Vierpunktspiel den dritten Führungswechsel der Partie besorgte.

Der Einsatz stimmt (Foto: Steffen Eirich)

Die Heidelberger waren endgültig in der Partie angekommen und witterten die Chance, vielleicht Zählbares aus der bayrischen Landeshauptstadt mitzunehmen. Allerdings bekamen die Gastgeber etliche Freiwürfe zugesprochen, weshalb deren Rückstand in einem erträglichen Rahmen blieb. Mit einem 58:52 endete das Viertel, in welchem vor allem Shy Ely, Kelvin Martin und Rob Lowery aufdrehten.

…reicht leider nicht zum Sieg

Ins vierte Viertel startete Coach Frenki wieder mit Chapman, der aufgrund seiner Foulbelastung längere Zeit auf der Bank Platz genommen hatte. Diese schien ihm nicht besonders gut getan zu haben. Ein Turnover, ein verlegter Korbleger sowie sein viertes Foul beförderten ihn direkt wieder auf die Bank zurück.  Insgesamt kamen die Academics, eventuell auch realisierend, dass der Gegner nicht unschlagbar war, sichtlich nervös zurück aufs Parkett. Wie schon gegen Bayreuth kam man zu Beginn des Schlussabschnitts völlig unter die Räder und kassierte in gerade einmal fünf Minuten einen desaströsen 0:18-Lauf, bei welchem die Defensive nun keinen Zugriff mehr auf das Spiel bekam. In die bis dahin solide Offense kehrte derweil leider wieder einmal ein einfallsloses 1 gegen 1- Gespiele zurück, was zu schwierigen Abschlüssen und häufig erfolgreichen Fastbreakangriffen der Münchner führte.

Die Moral stimmte jedoch an diesem Abend und die Academics kämpften sich nach einem Zwölfpunkte-Rückstand wieder bis auf 65:70 heran. Insbesondere Albert Kuppe sorgte bei seinem Kurzeinsatz für mächtig Wirbel und erzielte in 3:29 Minuten sechs Punkte. Dennoch entschied sich Frenki verständlicherweise seinen eigentlichen Leistungsträger Chapman wieder einzuwechseln, der aber erneut einen unnötigen Turnover produzierte und somit eine weitere Aufholjagd nicht mehr möglich war. Routiniert brachten die Gastgeber das Spiel über die Ziellinie und übernehmen wieder die Tabellenspitze in der easyCredit BBL.

Stimmen zum Spiel

Frenki Ignjatovic: Es fällt mir sehr schwer ein Statement zu machen. Es hört sich ein bisschen arrogant an, wenn ich sage, dass wir eine große Chance verpasst haben. Wir haben 20 Minuten sehr viel richtig gemacht, gegen eine Mannschaft, die in einem anderen Rhythmus ist und sicherlich eine schwierige Woche vor sich haben, sie spielen am Donnertag wieder Euroleague. Wenn ich sehe, dass Lucic 25 Minuten auf dem Spielfeld steht, dann ist das der beste Beweis, dass wir ein gutes Spiel gemacht haben. Großes Kompliment an Bayern, die es auch diese Saison wieder geschafft haben, eine tolle Mannschaft zusammenzustelle. Ich kann mir nur wünschen, dass sie nicht patzen, das ist wichtig für uns, wenn sie gegen unsere Gegner gewinnen.

Andrea Trinchieri: Gratulation an Heidelberg, es war ein sehr toughes und physisch schweres Spiel mit Millionen von Kontakten. Sehr harte Defense. Das ist das 3. Spiel in 6 Tagen und das Team ist mental stark gefordert. Wir hatten ein gutes 1. Viertel, wir hatten ein sehr schlechtes 2. Und 3. Viertel. Im letzten Viertel haben wir alles zusammengepackt, was es braucht, um zu gewinnen. Ich habe den Spielern gesagt, es braucht nur ein Viertel um zu gewinnen, und das hatten wir. Bravo. Let’s move on.

Für Heidelberg scorten: Anthony Watkins (0), Brekkott Chapman (11), Niklas Würzner (4), Robert Lowery (12), Shyron Ely (11), Maximilian Ugrai (4), Kelvin Martin (6), Jordan Geist (15), Phillipp Heyden (0), Keith Wright (2), Albert Kuppe (6)