Lediglich 70,5 Stunden nach dem Saisonauftakt gegen ALBA Berlin (81:90) im stimmungsvollen SNP dome geht es für die MLP Academics Heidelberg gleich ins nächste Spiel bei den Rostock Seawolves. Für die Hausherren freilich ist die Belastung zu Beginn der easyCredit Basketball Bundesliga noch ein Stück heftiger. Denn vor ihrer Heimpremiere am Sonntagabend (18.30 Uhr/ab 18.15 Uhr live bei Dyn) gegen die Kurpfälzer mussten die „Seewölfe“ aus der Hansestadt am Freitag bei den HAKRO Merlins Crailsheim ran – und demnach liegen nur 48 Stunden zwischen den beiden ersten BBL-Partien. Die Mannschaft von Christian Held unterlag im „Hexenkessel von Hohenlohe“ mit 81:85. Eine schmerzhafte Niederlage war’s für die Norddeutschen, die Crailsheims „Oldie but Goldie“ Maurice Stuckey in der Crunchtime besiegelte.
Dass der Einstieg in die neue Spielzeit für unsere MLP Academics kein Zuckerschlecken werden würde, war von vorneherein klar. Denn Berlin, Rostock und die EWE Baskets Oldenburg am 7. Oktober (20 Uhr) im SNP dome bilden ein Dreierpack, bei dem es gleich alles abzurufen gilt. Zurecht sprach der Sportliche Leiter Alex Vogel in seiner Kolumne „Courtgeflüster“ über drei schwere Aufgaben: „Vom Programm her ist es ein sehr tougher Saisonstart.“ Das stimmt. Und es scheint bei der Mehrzahl der BBL-Teams völlig normal zu sein, dass sie angesichts von überwiegend großen Veränderungen im Kader erst mal Zeit und Geduld brauchen, bis die Abläufe hundertprozentig stimmen.
In der Nachbetrachtung der Heimniederlage gegen Titelaspirant ALBA spricht Alex Vogel die Eingewöhnungsprobleme an: „Wir haben gegen Berlin einige Dinge gut gemacht, viele Sachen haben uns nicht gefallen. Wir verlieren zu häufig den Fokus, daran müssen wir arbeiten.“ Nicht jeder Akteur erreichte sein Leistungslevel, sowohl beim Abschluss als auch im Defensivverbund ist Luft nach oben. Headcoach Joonas Iisalo und seinen beiden Assistenten Hylke van der Zweep und Serena Benavente blieben die Unzulänglichkeiten nicht verborgen. Man gestattete den körperlich überlegenen „Albatrossen“ immer mal wieder zu einfache Punkte, die unseren Korbjägern wehtaten und sie mit zunehmender Dauer nicht mehr ernsthaft an einen Überraschungscoup glauben ließen.
„Wir müssen uns vom physischen Spiel gegen Berlin erholen“, sagt Joonas Iisalo, „für das Spiel in Rostock müssen wir uns verbessern und mehr Konstanz finden. Wenn wir mit hoher Konzentration, Einsatz und die Dinge konsequent zu Ende spielen, haben wir gute Möglichkeiten.“ Keine Frage: Das Academics-Kollektiv verfügt über Kadertiefe, Variabilität in der Spielweise und taktische Grundmuster, die es an einem guten Tag jedem Kontrahenten schwer macht. Dazu gehört es freilich, über vier Viertel auf einem konstanten Level und möglichst fehlerlos zu agieren.
Was hat sich bei den Seawolves den Sommer über getan? „Rostock ist eine starke Mannschaft, die wichtige Spieler wie Derrick Alston Jr. halten konnte, sich teilweise aber auch hochkarätig verstärkt hat. Sie haben offensiv viel individuelle Klasse. Für uns wird es wichtig sein, mehr Konstanz in unser Spiel zu bekommen. Dies wird nötig sein, wollen wir in Rostock gewinnen“, meint Alex Vogel über das Duell gegen den Aufsteiger von 2022, der am Ende der regulären Saison Neunter wurde und den Niners Chemnitz im Schlussspurt den achten Playoff-Platz überlassen musste. „Die Seawolves haben eine sehr physische, athletische Mannschaft, die über viel Offensivtalent verfügt. Wir müssen darauf achten, dass wir ihre Schützen nicht heiß laufen lassen“, ist für Joonas Iisalo im Hinblick auf die Wiederholung des letztjährigen Auswärtserfolgs (91:84) am 27. November 2022 eine kompromisslose Verteidigung der Schlüssel zum Erfolg.
Neu bei den Rostockern sind Matt Bradley (San Diego State University), Mike Smith (Astoria Bydgoszcz/Polen), Oshane Drews (Paderborn Baskets), Chevez Goodwin (Aris Thessaloniki), Robin Amaize (Basketball Löwen Braunschweig) und Eric Lockett (ERA Nymburg/Tschechien). In Crailsheim scorten die etablierten Kräfte Tyler Nelson (22/4 Dreier) und Derrick Alston Jr. (19) am besten, unterstützt vom amerikanischen 2,06-Meter-Center Chevez Goodwin (13). Den mit Abstand höchsten Effizienzwert bei den Merlins hatte Guard Tyler Nelson vorzuweisen. „Alles ist zu Beginn noch fragiler, offensiv wie defensiv“, klagt der deutsche Headcoach Christian Held ebenfalls über typische Anlaufschwierigkeiten.
Das Team aus Mecklenburg-Vorpommern setzt gegen die MLP Academics auf den Heimvorteil und eine mit 4.550 Zuschauern volle „Hütte“ in der Hanse- und Universitätsstadt an Ostsee und Warnow. „Wir freuen uns auf die hoffentlich ausverkaufte Stadthalle, in der es dann für uns besonders laut sein wird. Wir freuen uns auf die breite Unterstützung in der Stadt und dass es uns mit den eigenen Fans im Rücken gelingt, Heidelberg das Leben schwer zu machen”, sagt Christian Held, der gemeinsam mit seinem Vater Ralph (65) und Geschäftsführer und Sportdirektor Jens Hakanowitz als „Architekturbüro“ des Rostocker Basketball-Aufschwungs gilt.
Die Seawolves wagen 2023/2024 sogar ein neues Abenteuer und treten erstmalig in der Qualifikation im FIBA Europe Cup an. Am Tag der deutschen Einheit geht’s zu zwei internationalen Partien nach Zypern. Sie treffen in ihrer Dreier-Qualifikationsgruppe auf den zypriotischen Vizemeister Keravnos Strovolou und den nordmazedonischen Hauptstadtklub KK Feniks 2010 Skopje.
Unsere MLP Academics, die bereits am Samstag mit dem Zug anreisen und mit dem Tross zwei Übernachtungen geplant haben, möchten den bereits im BBL-Pokal ausgeschiedenen „Seewölfen“ (76:84 bei RASTA Vechta) weitere Schmerzen auf dem Basketball-Parkett zufügen. Mal sehen, wer mit der Spielfrequenz zu Saisonbeginn und den Koordinaten Kräfteeinteilung und Reisestrapazen besser umzugehen vermag? Alles reine Nervensache?
Joachim „Jogi“ Klaehn
MLP Academics Heidelberg
Kommunikation und Medien