ProA-Ligist MLP Academics Heidelberg hat auch sein zweites Saisonspiel gewonnen. Die Kurpfälzer siegten erneut in fremder Haller. Diesmal gewannen sie gegen die Crailsheim Merlins 72-67. Bereits am Dienstag steht nun das nächste Spiel an – zum Heimauftakt gastieren die NINERS Chemnitz im OSP.
Innerhalb der Woche wurde oft darüber nachgedacht, der Kampf David gegen Goliath mehrfach betont und die Schwere der Ausgangssituation thematisiert, doch es ist vollbracht: Die MLP Academics haben die favorisierten Crailsheim Merlins in einem waren Thriller 72-67 nieder gerungen.
Doch der Reihe nach. Bereits vor dem Spiel wurde deutlich, dass die Partie einen tollen Rahmen haben würde: Rund 3000 Zuschauer in der Arena Hohenlohe, ein bestens aufgelegter Gastgeber, welcher das 30-jährige Vereinsjubiläum würdig feiern wollte – und natürlich siegeswillige Gäste aus der Kurpfalz. Die Derbyatmosphäre war von Beginn an hervorragend. Die spielerische Leistung auf dem Parkett war dies (vorerst) aber nicht. Beide Mannschaften agierten defensivstark – und offensivschwach. Bei den MLP Academics fielen die Würfe von Downtwon zwar etwas besser, doch wirklich überzeugend war auch die frühe 11-6-Führung (6. Spielminute) nicht. Denn einen Beleg für die eigene Offensivschwäche gaben Frenki Ignjatovics Schützlinge prompt: In den nächsten vier Minuten fand lediglich ein einziger Freiwurf den Weg durch die Reuse – und bescherte damit den Crailsheimer die Möglichkeit, das Blatt zu wenden. Diese Chance nahmen die Hausherren gerne an. (12-11, 10. Minute).
Auch im zweiten Spielabschnitt änderte sich am Spielgeschehen wenig. Mit einer Ausnahme: die Wurfquoten wurden etwas besser. Während Heidelberg im ersten Abschnitt nur 10% aus dem Zweipunkte-Bereich und Crailsheim nur 20% von Downtown getroffen hatte, verbuchten beide Kontrahenten ab der 11. Spielminute bessere Quoten. Dank der tollen Atmosphäre und einem defensivgeprägten Schlagabtausch baute sich für jeden Zuschauer spätestens jetzt eine gehörige Portion Spannung auf. Sowohl die Merlins als auch die MLP Academics schenkten dem jeweils Anderen nichts – und fanden stets die passende Antwort auf erfolgreiche Korbaktionen des Gegners. Mit einem 26-26-Gleichstand verabschiedeten sich beide Mannschaften in die Halbzeitpause.
Wer ab Viertel Nummer drei (für sein Nervenkostüm) darauf hoffte, dass eine Mannschaft sich einen entscheidenden Vorsprung heraus spiele würde, musste seine Erwartungen schnell begraben. Denn der Derbyfight wurde zu einem waschechten Thriller. Vorerst jedoch mit Heidelberger Vorteilen. Denn Dank der erfolgreich verwandelten Korbleger von Hrvoje Kovacevic und Devin White setzten die MLP Academics die ersten Akzente – und übernahmen das Heft des Handelns. Doch wirklich absetzen konnten sie sich nicht. Albert Kuppes Punkte zum 38-31 markierten zwar vorerst die höchste Heidelberger Führung (25.), aus einem starken Teamgefüge heraus negierten die Hausherren Angriff für Angriff jedoch die entstandene Punktedifferenz. Maßgeblich dafür verantwortlich: Craig Bradshaw. Der beste Zauberer des Abends traf mehrfach schwierige Würfe – und sicherte seinen Farben somit die Chance, das Blatt noch einmal zu wenden (45-46, 32.).
Die Hohenloher hatten ab diesem Zeitpunkt berechtigte Siegchancen. 180 Sekunden vor dem Ertönen der Schlusssirene führte die Mannschaft von Tuomas Iisalo gar 58-53. Doch es sollte nicht reichen. Wie auch an Spieltag eins war die Leistung der MLP Academics in der Crunchtime sehr souverän. Nach einer Ignjatovic-Auszeit (37.) biss sich das Team zurück in die Partie. Und brachte diese beim 60-60-Zwischenstand in die Verlängerung. Auch in den nun folgenden fünf Minuten waren die Heidelberger das dominante Team. Fünf Punkte von Vance Hall zum Start der Overtime gaben die Richtung vor – und stellten den Favoriten vor eine unlösbare Aufgabe. Die kurpfälzer Gäste spielten abgeklärt, defensivstark, mit großem Herz und einer ebenso großen Kampfbereitschaft. Und machten damit die verdiente „Sensation“ perfekt. Die Freude aller Beteiligten brach nun sämtliche Dämme. Zurecht, denn mit zwei Auswärtssiegen – noch dazu verdient – hatte kaum ein Kurpfälzer gerechnet. Umso schöner ist diese tolle Momentaufnahme.
Dem Saisonstart ein weiterhin solides Fundament geben und die Momentaufnahme vorerst vergolden können die MLP Academics nun am kommenden Dienstag. Gegen die NINERS Chemnitz – denen ebenfalls ein Start nach Maß gelang – wartet nun endlich auch das Heimdebüt der noch jungen Saison. Erneut benötigt Ignjatovics Mannschaft eine couragierten Leistung, um einen Sieg einzufahren. Auf alle Fans wartet beim Duell Tabellenfünfter gegen Vierter eine tolle und hoffentlich spannende Partie. Wie auch die Heidelbergern triumphierten die Sachsen auswärts bei einem großen Favoriten: Am ersten Spieltag vermiesten sie den frisch umgezogenen Oettinger Rockets die Einzugsparty im neuen Wohnzimmer, der Messe Erfurt. Am gestrigen Samstag gelang dann der, durchaus erwartete, 81-71-Heimsieg gegen das TEAM EHINGEN URSPRING.
Die NINERS belegen, wie bereits erwähnt, Tabellenplatz vier – doch anders als bei den MLP Academics ist dies keine positive Überraschung sondern verdeutlicht lediglich das Aufstreben der orange gekleideten Korbjäger. Chemnitz will eher früher als später in die easyCredit BBL. Dafür wurden im vergangenen Sommer einige Schritte erfolgreich getätigt: neue Werbebanden, ein weiterer Co-Trainer (Eiko Potthast kam von den Telekom Baskets Bonn) und einige andere kleinere Anpassungen sorgen auch im Umfeld der NINERS für Aufwind. Innerhalb des Kaders wurden die letztjährigen Defizite erkannt, analysiert und – mit neuem Spielerpersonal – wurde der Versuch unternommen, diese auszumerzen. Mit Malte Ziegenhagen, Arne Wendler, Joseph Lawson und Michael Fleischmann kamen unter anderem etablierte und/oder aufstrebende Spieler. Sie alle erhöhen die Tiefe der Rotation und bringen spielerische Qualität in den 99-Kader.
Dass auch die MLP Academics viele Qualitäten haben, bewiesen sie an den Spieltagen eins und zwei. Doch es wird, Zeit diese auch in den eigenen vier Wänden auf das Parkett zu bringen, den verpassten Heimsieg gegen Chemnitz aus der letzten Saison nachzuholen und auch nach dem dritten Spieltag eine weiße Weste zu haben. Wer hätte vor 10 Tagen gedacht, dass der Heidelberger Vorbericht auf das Heimspiel gegen Chemnitz mit einem solchen Satz endet?!
Für Heidelberg spielten: Albert Kuppe 16 Punkte, Bernard Thompson 13, Vance Hall 11, Hrvoje Kovacevic 11, Phillipp Heyden 11, Devin White 5, Niklas Ney 4, Moritz Nägele 1, Niklas Würzner und Christoph Rupp.
Für Crailsheim spielten: Craig Bradshaw 11 Punkte, Nimrod Hilliard IV 10, Christopher Dunn 7, Martin Bogdanov 7, Konrad Wysocki 7, Tuukka Kotti 7, Patrick Flomo 7, Michael Jost 6, Chase Griffin 5, Jeramie Woods und Lucas Gertz.
Together we play – Together we win!
Infos:
MLP Academics Heidelberg vs. NINERS Chemnitz
Dienstag 04.10.2016, Tip-Off 19.30 Uhr, Halle des Olympiastützpunktes, Im Neuenheimer Feld 710, 69120 Heidelberg
Lukas Robert