Über die ersten zwanzig Minuten legten die MLP Academics Heidelberg in Chemnitz eine überzeugende Vorstellung hin. Dann folgte ein 10:0-Lauf der Gastgeber zu Beginn des dritten Viertels und ein leider nur durchschnittliches letztes Viertel. So mussten die Kurpfälzer ihre vierte Saisonniederlage hinnehmen: 77:71 hieß es am Ende. Es bestand aber durchaus die Möglichkeit, dieses Spiel zu gewinnen – und das hinterlässt doch einen etwas faden Beigeschmack, obwohl man das Resultat verkraften kann und in Chemnitz schon andere Mannschaften verloren haben und auch noch verlieren werden. In der 36. Minute lagen die Academics nur mit einem Punkt zurück, doch dann fehlte in der Offensive teilweise Konzentration oder das gewisse Quäntchen Glück – der „Killerinstinkt“ war einfach nicht da. Nicht überraschend, dass die Stimmung im Mannschaftsbus auf der Rückfahrt als bedrückt zu bezeichnen war. Das Team wusste, dass mehr drin war.
„Wenn man mich fragt, waren die spielentscheidenden Faktoren folgende: Auf der einen Seite das Reboundduell, das wir diesmal viel zu deutlich verloren haben (22:43). Auf der anderen Seite war es Blanchard Obiango. Wenn ein Akteur normalerweise nicht besonders viele Punkte macht und dann einen tollen Tag erwischt, verändert das die Partie. Eine großartige Idee von meinem Gegenüber, ihn als Power Forward spielen zu lassen.“, sagte Cheftrainer Tony Garbelotto bei der Pressekonferenz. Obiango warf seine vier Dreier ohne Fehlversuch und legte noch zwei Punkte von der Freiwurflinie drauf. Außerdem agierten Donald Lawson (15 Punkte, 9 Rebounds), dessen Einsatz wegen einer Platzwunde, die er sich vergangenes Wochenende zugezogen hatte, fraglich war, sowie Jorge Schmidt, der den Schatten von Clint Sargent spielte, absolut herausragend.
In der ersten Halbzeit sah es für Heidelberg noch richtig gut aus: Mit 43:36 lag man nach zwanzig Minuten vorne. Dabei wurden gerade einmal sechs Punkte aus der Zone erzielt. Und 30 von jenseits der 6,75m-Linie. Bei Chemnitz waren es 24 „points in the paint“ und sechs von außen. Das hört sich komplett grotesk an und ließ Böses erahnen: Zehn weitere Dreier würden die Academics in Halbzeit zwei nicht treffen; das war klar. Erwartungsgemäß kamen die Niners hochengagiert aus den Kabinen, bearbeiteten die Academics das gesamte dritte Viertel mit aller Hartnäckigkeit. Aus dem 43:36 wurde ein 43:46. „Ich habe dann keine Auszeit genommen, weil ich meinem Team vertraut habe. Ich wusste, dass sie zurückkommen.“, erklärte Garbelotto. Aber das reichte nicht aus. Am Ende war es ein knappes Spiel, in dem die Heidelberger zum ersten Mal seit dem ersten Saisonspiel gegen Essen (86:87) in der Endphase nicht cool genug blieben. Auch wenn die Niederlage nicht angenehm ist – sie bringt die Mannschaft nicht von ihrem Kurs ab. Janis Heindel entschied sich vor dem Spiel dazu, nicht mitzuspielen, weil ihm ein Bluterguss im Knie vorübergehend große Schmerzen bereitet. Paul Zipser wird am Montag seine ersten (Sprung)Würfe seit über sechs Wochen nehmen und den Rhythmus wieder aufnehmen. Vor allem sein Trainer freut sich sehr darüber.
Worüber er sich auch freut, ist die Leistung von Christian von Fintel. Der Shooting Guard stand in der Startaufstellung und spielte satte 31 Minuten. Das dankte er seinem Coach mit 14 Punkten. Er ist der beste Werfer der Academics an diesem Abend. In zehn Spielen weisen die Neckarstädter sieben Topscorer auf (Dixon, White, Sargent, Heindel, von Fintel, Komarek, Blackwood). Diese Truppe ist brandgefährlich und wird sich von der neusten Niederlage nicht die Moral nehmen lassen. Am Sonntag ist Paderborn zu Gast, und es steht wieder null zu null. Dann wird das dritte Viertel hoffentlich nicht verpennt.
BV Chemnitz 99 – MLP Academics Heidelberg: 77:71 (20:24, 16:19, 25:16, 16:12)
Chemnitz: Lawson 15, Obiango 14 (4 Dreier), Jones 13, Schmidt 12 (1), Ishizaki 8, Bynum 6, Stachula 5 (1), Cardenas 4 – Endig.
Heidelberg: von Fintel 14 (4), Barth 13 (2), Sargent 9 (1), Blackwood 9 (3), Komarek 8 (2), Rohde 8, White 6 (1), Kuhn 4 – Heindel.
Erster Schiedsrichter: Michael Erlwein (Eggolsheim). Schiedsrichter: Joel Pujol (Ingolstadt), Wojciech Swilo (Berlin). Zuschauer: 1561.
TOGETHER WE PLAY!
Text und Bilder: Robin Herbert