Zu Hause schaffen es die Academics auf der Saison-Zielgerade einfach nicht! Nach dem 75:82 gegen Gießen vor zwei Wochen gab es am Freitagabend vor 814 Zuschauern im Heidelberger Olympiastützpunkt auch gegen ETB Wohnbau Baskets Essen mit 66:70 (32:27) eine knappe Niederlage.
Das große Zittern hinsichtlich der Playoffs wurde nochmals um zwei Tage verlängert. Vielleicht ist es ein gutes Omen, dass das letzte Saisonspiel wieder in der Fremde, nämlich am Sonntagnachmittag, 17 h in Ehingen, stattfindet, immerhin wurden die letzten drei Auswärtsspiele (in Cuxhaven, Chemnitz und Nürnberg) gewonnen.
Die Partie gegen Essen bot dem Heidelberger Publikum einmal mehr die ganze Bandbreite des Basketballsports: Enorm intensive Defense auf beiden Seiten, spektakuläre Offensivaktionen und vor allem Dramatik bis zur Schlusssekunde.
Mit einem spektakulären Tip-Dunk zum 13:14 brachte Devin White zu Beginn des 2. Viertels das Publikum erstmals auf Touren. Danach war Shy Ely nicht zu halten und sorgte mit zwei Dreiern und weiteren 8 Punkten mit einer bis dahin überragenden Vorstellung quasi im Alleingang über 23:16 (15.) für eine 32:27-Halbzeitführung der Gastgeber.
Darin lag jedoch zur Pause das kritische Moment aus Heidelberger Sicht. Das Spiel war diesmal zu sehr auf Ely zugeschnitten, ein Spieler allein kann Basketballspiele aber selten gewinnen. Immerhin steuerten im 3. Viertel auch Threatt, Anthony Hill und Adamczak einige Punkte bei, so dass der 5-Punktevorsprung bis zum Ende des 3. Viertels (53:48) gehalten werden konnte. Eine Schlüsselszene, die nichts Gutes verhieß, passierte allerdings kurz vor dem Viertelende. Der an diesem Tag gut disponierte Devin White zog sich bei einem Schussblockversuch eine Sprunggelenkverletzung zu und musste verletzt ausscheiden. Er wäre für die Schlussphase angesichts guter Tagesform sicherlich ein wichtiger Faktor gewesen.
Zunächst machte sich sein Fehlen nicht bemerkbar. Nach zwei krachenden Dunkings von Adrian Hill und Shy Ely hieß es 57:50. Threatt erhöhte zum 59:50 und als es dann auch noch ein technisches Foul gegen die Essener Bank gab und Ely die beiden Freiwürfe zum 61:50 (33.) verwandelte, schien eine kleine Vorentscheidung gefallen zu sein. Jetzt aber bewährte sich der psychische Effekt, den das Essener Team aus sechs Siegen in Folge mit nach Heidelberg gebracht hatte. Die Essener präsentierten sich von nun an äußerst selbstbewusst und treffsicher und übernahmen zusehends die Initiative, während sich das Heidelberger Spiel immer mehr in Einzelaktionen verlor. Dem 61:57 durch einen Dreier von Christen konnte Threatt zwar nochmals einen wichtigen Korb zum 63:57 (36.) entgegensetzen, dann aber drehten Kapelan (4), Alexander und Buljevic die Partie nervenstark von der Freiwurflinie zum 63:67, eine Minute vor der Schlusssirene. Nach einem vergebenen Dreierversuch von Threatt weckte derselbe mit einem Dreipunktspiel zum 66:67 (18,8 Sekunden vor Ende) zwar nochmals letzte Heidelberger Hoffnungen, doch nach dem 66:69 durch zwei sicher verwandelte Freiwürfe von Kapelan ging der letzte Dreierversuch von Threatt 2,5 Sekunden vor Spielende daneben. Essen stellte per Freiwurf den verdienten 70:66-Erfolg sicher.
Nun muss sich das Academics-Playoffschicksal wieder einmal am letzten Spieltag – am Sonntag ab 17 h in Ehingen – entscheiden. Fast alles ist noch möglich. Bei einem Sieg können die Neckarstädter bei günstigster Konstellation gar noch Vierter werden, bei einer Niederlage aber auch noch Zehnter.
Heidelberg: Ely 28 (4 Dreier), Threatt 13, Anthony Hill 7 (1), White 6, Adamczak 5 (1), Barth 3 (1), Adrian Hill 2, Jost 2, Heindel – Curth, Würzner, Schmitz.
Essen: Alexander 15 (3), Kapelan 12, Buljevic 10, Young 10, Franke 7 (1), Fakuade 6, Christen 6 (2), Hakenesch 4.
Claus Ebert