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26. März 2021

Eine tolle Premiere mit Schönheitsfehlern

Auf dieses Spiel hatten die Heidelberger Fans, Sponsoren und Verantwortliche jahrelang hingefiebert. Zu Gast waren mit den Eisbären Bremerhaven ein Gegner, der der Eröffnung des SNP DOMES auch den würdigen Rahmen, wenn auch ohne Zuschauer in der Halle, verlieh. Den Zuschauern am Livestream bot sich hierbei ein Spiel, in welchem die MLP Academics Heidelberg ihren Gegner aus dem hohen Norden über weite Strecken im Griff hatten, es aber verpassten, den Sack auch zuzumachen. Viel Zeit hat Coach Frenki nicht, das Spiel aufzuarbeiten, denn bereits morgen geht es nach Nürnberg zu den Falcons.

Die allerersten Punkte eines offiziellen Spiels erzielte mit Armani Moore leider ein Spieler der Eisbären, nachdem man den Angriff gut verteidigt hatte, Evan McGaughey sich den Rebound sicherte, den Ball aber aus unerklärlichen Gründen verlor und somit die gegnerischen Punkte einleitete. Die Nervosität schien zu Beginn sehr ausgeprägt, denn auch im nächsten vertändelten die Heidelberger den Ball. Dieses Mal war es Niklas Würzner, der sich den Ball von Curtis Davis abluchsen ließ.

„Basketball is a game of runs“

Die ersten Heidelberger Punkte brachte dann zur Erleichterung aller Phillipp Heyden nach Anspiel durch Shyron Ely auf das imaginäre, weil noch nicht funktionstüchtige Scoreboard. Es folgte ein 11:2 Lauf, in welchem erneut Heyden das zwischenzeitliche 11:6 (4. Minute) besorgte. Doch die Bremerhavener ließen sich nicht abschütteln und konterten ihrerseits mit einem schnellen 8:0 Run und deuteten hier bereits ihr enormes Offensivpotential an. Das erste Viertel blieb in der Folge ausgeglichen und endete folgerichtig mit einem Gleichstand.

Das zweite Viertel sollte das Viertel der Gastgeber werden. Zwar konnte Moore in der 12. Minute die Führung für die Norddeutschen noch einmal herstellen. Das Spielgeschehen dominierten nun aber die Academics, bei denen nun fast jeder seinen Anteil am Scoring hatte. Besonders Jordan Geist schien sich mit den Korbanlagen im Dome angefreundet zu haben und erzielte in der ersten Halbzeit bereits zehn Punkte.

Erneut Topscorer mit 19 Punkten: Jordan Geist (cheesy.photo)

Statistiken und ihre begrenzte Aussagekraft

Im Laufe der Woche präsentierten die MLP Academics auf ihren Social Media Kanälen die „Stats of the Week presented by SNP SE“, welches die statistische Bedeutung des zweiten Viertels über Sieg und Niederlage verdeutlicht. So gewinnen die Academics dieses bei den erfolgreichen Partien in der Regel mit einer Differenz von über sieben Punkten und verlieren es mit knapp vier Punkten bei Niederlagen. Im Spiel gegen die Eisbären Bremerhaven ging besagtes Viertel mit 25:18 an die Heidelberger, was nach Adam Riese eben jene sieben Punkte sind, die im Saisonschnitt meist einen Sieg bedeuteten. Somit ging es beim Spielstand von 50:43 in die Pause.

Die Nervosität schien abgelegt, denn die Academics kamen voller Selbstvertrauen aus der Kabine und demonstrierten den Gästen sofort, dass man fest entschlossen ist, die Premiere im SNP DOME für sich zu entscheiden. Sukzessive erarbeiteten sie sich in den ersten viereinhalb Minuten der zweiten Halbzeit eine 12 Punkte Führung. Auf Seiten der Gäste war Verunsicherung zu spüren und hängende Köpfe sowie zuckende Schultern zu sehen. Der sichtlich bediente Gästecoach Michael Mai nahm entsprechend eine Auszeit, um seine Mannen wieder in die Spur zu bringen. Zumindest gelang es dann aus Sicht der Eisbären den Rückstand konstant zu halten und nicht deutlicher werden zu lassen.

Aus Sicht der Academics würde man rückblickend konstatieren, dass es an der Stelle verpasst wurde, dem angezählten Gegner die letzte Hoffnung auf einen Sieg zu rauben. Möglich schien es allemal. Aber es war Leon Friederici, der insgesamt wieder mal einen guten Tag von jenseits der Dreierlinie erwischt hatte, der den letzten Treffer dieses Viertels markierte und auf 69:61 verkürzte. Für den geneigten Fan der Gäste am Bildschirm vermutlich nicht mehr, als eine Schadensbegrenzung. Zu sicher wirkten die Gastgeber in ihrem Auftreten bis dahin.

Sicher aus der Mitteldistanz: Shy Ely (cheesy.photo)

Das Viertel des Grauens

Das vierte Viertel wiederum eröffnete Shyron Ely vielversprechend mit einem erfolgreichen Dreier, wodurch der Vorsprung wieder zweistellig wurde. Es dauerte fast zwei Minuten, bis die indisponiert wirkenden Gäste ihrerseits die ersten Punkte erzielen konnten. Nichts, außer einigen liegen gelassenen Chancen deutete jedoch darauf hin, dass dieses Spiel nochmal kippen könnte. Doch es waren schlicht und ergreifend zu viele Würfe, die nun ihr Ziel verfehlten und so etwas wie Hoffnung keimte bei den Norddeutschen auf. Max Ugrai verkürzte den Rückstand mit einem Dreier auf sechs Punkte. Zwar konnte McGaughey nochmal kontern und auf 76:68 (34. Minute) erhöhen. Der Fluss im Offensivspiel war nun jedoch völlig verebbt und es war ein wenig später erneut Ugrai, diesmal mit einem weiten und wilden Dreier, der die Gäste endgültig in Schlagdistanz brachte.

Die Academics trafen auch weiter ihre teilweise gut herausgespielten Würfe nicht, wodurch es Marvin Heckel zweieinhalb Minuten vor Ende gelang, seine Mannschaft durch einen „and 1“ in Führung zu bringen. Obwohl die Differenz auf der Anzeigetafel, sie funktionierte nach dem ersten Viertel wieder, nur zwei Punkte betrug, fühlte sich dieser Korbleger mit Foul wie eine Vorentscheidung an. Es war mitnichten so, dass den Eisbären alles gelang, aber der Korb schien auf Heidelberger Seite wie vernagelt. In solchen Momenten sind dann auch Spieler des Formats eines Curtis Davis zur Stelle, der die nächsten vier Punkte gegen eine paralysiert wirkende Verteidigung im Alleingang erzielte. Die Messe war gelesen und hätte Ely nicht noch mit der letzten Sekunde einen Dreier am Mann getroffen, hätten die Academics in diesem wichtigen letzten Viertel nur 9 Punkte erzielt. Viel zu wenig, um einen Gegner wie die Eisbären Bremerhaven zu schlagen.

Ein starker Gegner wartet

Nun geht es also nach Nürnberg zu den Falcons. Der Tabellenstand der Gastgeber ist trügerisch. Die Franken wurden duch etliche Corona-Fälle in ihrer Mannschaft zu Beginn der Saison stark zurückgeworfen und scheinen sich erst in den letzten Wochen so richtig davon erholt zu haben. Dass mit ihnen wieder zu rechnen ist, zeigte die Mannschaft von Ralph Junge nicht nur beim hohen Sieg gegen die Tigers Tübingen sondern auch bei der letzten Partie gegen die Rostock Seawolves, in welcher sie lange Zeit wie der Sieger aussahen, das letzte Viertel aber – ähnlich wie die Academics am gestrigen Tag – deutlich abgeben mussten und das Spiel knapp verloren.

Wir hatten die „March Madness“ angekündigt. Wir haben sie bekommen. Morgen um 19:30 Uhr folgt das nächste Kapitel