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29. Dezember 2023

Für die MLP Academics hängen die Körbe beim FC „Super-Bayern“ hoch

Zeit zum Nachdenken bleibt nicht: Nach dem schmerzhaften 109:113 nach Verlängerung am Mittwochabend gegen die BG Göttingen geht es für die MLP Academics Heidelberg gleich nahtlos weiter. Bereits am Samstag (20 Uhr/live bei Dyn ab 19.45 Uhr) muss der Tabellensiebzehnte der easyCredit Basketball Bundesliga zum Titelaspiranten FC Bayern Basketball, der momentan hinter dem Spitzenduo aus Chemnitz und Ulm auf Platz drei rangiert. „Wenn man sich den Kader anschaut, ist das vielleicht der beste Kader, den je ein deutsches Team zusammengestellt hat. Da ist alles dabei. Unglaubliche Tiefe, Größe, Athletik, Fähigkeiten. Buchstäblich alles“, meint Headcoach Joonas Iisalo vor der Stippvisite im BMW Park, dem „Wohnzimmer“ der ambitionierten FCB-Korbjäger.

Paul Zipsers Besuch in der alten Heimat

Für einen Crack aus dem Kader der MLP Academics ist diese Partie eine ganz besondere. Paul Zipser (29) kennt den Münchner Renommierklub wie seine Westentasche, denn der gebürtige Heidelberger trug zwischen 2013 und 2016 sowie ab 2019 bis vergangenen Sommer das Trikot des fünffachen Meisters und vierfachen Pokalsiegers. „München ist für mich von der Qualität her das mit Abstand beste Team der BBL und ganz klarer Meisterschaftsfavorit“, sagt Alex Vogel, Sportlicher Leiter der MLP Academics, „sie haben im Sommer unglaublich viel Klasse in den Kader geholt und sind auf jeder Position exzellent besetzt. Nach der bitteren Niederlage gegen Göttingen müssen wir uns sofort wieder aufrichten und positiv nach vorne schauen.“

Das entspricht den Gesetzmäßigkeiten des Profisports. Niederlagen gilt es zu verkraften, wenngleich es noch so schwer für die Hauptdarsteller fällt. Und Hoffnungslosigkeit wäre ja im Grunde bereits die nächste vorweggenommene Niederlage. 21 Hauptrunden-Chancen verbleiben unseren Jungs vom Neckar, um eine bis dato verkorkste Saison ins Positive zu drehen. „Wir haben eine Menge guter Dinge getan. Ich denke, wir haben die meiste Zeit hart gekämpft. Leider hat uns der schlechte Moment im dritten Viertel das Spiel gekostet“, so Iisalo nach einer harten Nacht sowie dem zweiten Verlängerungsdrama nach dem 113:122 – mit gleich zweifacher Overtime – am 1. Oktober bei den Rostock Seawolves.

Wären die Partien in Rostock und gegen Göttingen erfolgreich gestaltet worden, stünde das Team tabellarisch gleichauf mit Aufsteiger Tigers Tübingen und dem MBC und im Academics-Kosmos sähe es unmittelbar vor dem Jahreswechsel freundlicher aus.

Joonas Iisalo: „Die knappen Spiele in Siege umwandeln“

Freilich hilft der Konjunktiv nicht weiter. Die Lage ist seit dem Wiederaufstieg und der BBL-Rückkehr 2021 nach 36 Jahren ernster denn je. „Im Basketball hat man immer eine Chance, solange man an sich glaubt, zusammenspielt und hart spielt. Und ein bisschen Glück auf seiner Seite hat“, so Joonas Iisalo vor dem vermeintlichen David-Goliath-Duell bei den Bajuwaren. Ungebrochen kämpferisch, optimistisch und trotzig ergänzt der Finne: „Wir werden immer besser. Wir müssen anfangen, die knappen Spiele in Siege umzuwandeln.“

In komplizierten Phasen helfen jedem Team Erfolgserlebnisse. Sie sind unzweifelhaft Katalysatoren für das eigene Selbstvertrauen – und sie stärken den Teamspirit und die Ausstrahlung nach außen. Basketball auf höchstem Niveau steht und fällt mit den unzähligen Details, die letztendlich für das Wohl oder Wehe relevant sind.

„Wir wollen für die Bayern unbequem sein und von der ersten Sekunde an einen harten Kampf liefern. Nach der Trennung von Jeff (Anmerkung der Redaktion: Jeffrey Carroll), der seine große Qualität in einzelnen Spielen immer wieder unter Beweis gestellt hat, sind wir nun auf der Suche nach einem Ersatz“, erläutert Alex Vogel die Personalsituation und spezifische Ausgangslage vor diesem Samstag.

Wie bei vielen Spielern, allen Verantwortlichen und Fans der „Akademiker“ ist die Erinnerung ans vergangene Spieljahr noch präsent, als man zuerst dem FC Bayern Basketball in der SAP Arena im „X-Mas Game“ vor der Rekordkulisse von 10.454 Zuschauern am 27. Dezember 2022 Paroli bot (83:87). Im Rückspiel am 4. Mai gelang sogar mit 89:78 eine sportliche Sensation in der Isarmetropole, die Heidelberg bis zum Abschlussmatch drei Tage später im SNP dome gegen die NINERS Chemnitz (74:81) vom Erreichen der Playoffs träumen lassen durfte.

FCB: Mit Startrainer Pablo Laso und NBA-Champion Serge Ibaka

Von einer Wiederholung jenes Überraschungscoups geht unter den Basketball-Experten niemand aus. Warum auch!? Nach erheblichen Startschwierigkeiten läuft inzwischen der Motor beim klaren Favoriten, der nach vierjähriger Abstinenz heuer endlich, endlich wieder die silbernfarbene, 6,4 Kilogramm schwere Meister-Trophäe nach München holen möchte. Dazu haben sie mit dem Spanier Pablo Laso (56) einen Startrainer für Andrea Trinchieri verpflichtet. Laso ist gewohnt, mit einem Kollektiv voller Hochkaräter umzugehen. Das hat der erfahrene Baske zwischen 2011 und 2022 bei den „Königlichen“ von Real Madrid in eindrucksvoller Manier bewiesen.

Ein weiteres Signal zur Attacke auf nationalem wie internationalem Level ist die Verpflichtung des ehemaligen NBA-Champions Serge Ibaka (Toronto Raptors 2018/2019). Der 34-jährige, 2,13 Meter große Center ist der Turm in der Münchner Defensive. Hinzu kommen gute Nachrichten: Kapitän Vladimir Lučić feierte unlängst nach achtmonatiger Verletzungspause sein Comeback, Weltmeister und Kultfigur Andreas Obst steht nach rund fünf Wochen ohne Spielpraxis ebenfalls wieder zur Verfügung. Die Neuzugänge und Importspieler Sylvain Francisco (Peristeri BC), Leandro Bolmaro (Canarias BC), Carsen Edwards, Devin Booker (beide Fenerbahce Istanbul) und Serge Ibaka (zuletzt bei den Milwaukee Bucks) sind allesamt etablierte Kräfte. Die Deutschen Isaac Bonga, „Andi“ Obst, Nick Weiler-Babb, Niels Giffey, Niklas Wimberg und Elias Harris runden die prominente Zusammenstellung 2023/2024 ab. Kein einziger anderer Klub kann im Oberhaus hierzulande die 6+6-Regelung mit einer derartigen Qualität und Breite im Kader für seine Ziele interpretieren und unmittelbar umsetzen.

Abgang von Freddie Gillespie kurz vor Weihnachten

Neben Paul Zipser haben weitere neun Spieler (Othello Hunter, Mohamed Sillah, Zylan Cheatham, Luis Wulff, DJ Seeley, Corey Walden, Ognjen Jaramaz, Zan Mark Sisko und Cassius Winston) den amtierenden Pokalgewinner verlassen. Kurz vor Weihnachten haben sich die Bayern vom US-Amerikaner und Center Freddie Gillespie (26) getrennt, der inzwischen seine Zelte bei EuroLeague-Teilnehmer Roter Stern Belgrad aufgeschlagen hat. Dieser Abgang ist die Folge einer tiefen Rotation, die naturgemäß nicht jeden Akteur auf Dauer zufriedenstellen kann.

Ergo: Die MLP Academics haben im BMW Park (Kapazität 6.500 Zuschauer) in Sendling-Westpark beim FC „Super-Bayern“ nichts zu verlieren. Das ist im Anschluss wiederum gänzlich anders, wenn der starke Neuling RASTA Vechta am 5. Januar (20 Uhr) im SNP dome gastieren wird. Neues Jahr 2024, neues Glück …

Joachim „Jogi“ Klaehn
MLP Academics Heidelberg
Kommunikation und Medien