Der überraschend deutliche 93:66 Sieg an der Nordsee setzt ein fulminantes Ende unter die erfolgreichste Zweitligasaison der Heidelberger nach 38 Jahren. Damals beendete der USC Heidelberg mit Point Guard Uwe Sauer die Saison mit 15:3 Siegen und stieg anschließend in die erste Bundesliga auf.
Trotz des sehr schwachen Starts mit neuer Starting 5 gegen das Team Ehingen Urspring entschied sich Coach Frenki dazu, erneut eine neue Formation zu Beginn aufs Feld zu schicken. Für Shaun Willett rückte Jordan Geist auf. Dieser war fest entschlossen, die ersten Punkte des Spiels zu markieren, scheiterte jedoch mit seinem Wurf ebenso wie in den folgenden Angriffen Albert Kuppe, Sa’eed Nelson und nochmals Kuppe. Sollte der Start wieder in die Hose gehen? Zunächst schien es so, denn Max Ugrai hatte Evan McGaughey im Lowpost als Mismatch ausgemacht und postete gleich zwei Mal erfolgreich gegen diesen auf. Nach zwei erfolgreichen Korblegern (einmal mit Bonusfreiwurf) leuchtete ein 5:0 auf der Anzeigetafel.
Es war Armin Trtovac nach einem Offensivrebound vorbehalten, die ersten Heidelberger Punkte per Korbleger mit Ablauf der Shotclock und plus Freiwurf zu erzielen. Generell wirkte Trtovac wesentlich wacher, agiler und entschlossener als zuletzt und dominierte die Parte in den ersten Minuten nach Belieben. So sorgte er auch nach einem, man möchte sagen eleganten Spinmove für die erste Führung der Gäste beim Stand von 5:7 (3. Minute). Allein im ersten Viertel erzielte der 2,12m große Center elf Punkte. Sicherlich war es kein Nachteil, dass mit Moses Pölking auf Bremerhavener Seite der beste Verteidiger auf eben dieser Position fehlte.
Beim Spielstand von 17:16 (7. Minute) nach erfolgreichem Dreier durch Max Ugrai, deutete jedoch noch nicht viel darauf hin, dass dies die letzte Führung der Eisbären gewesen sein könnte. Doch es folgte bis Viertelende ein 7:1 Lauf der Academics, wodurch die Heidelberger mit einer 23:18 Führung in die Viertelpause gingen. Neben Trtovac wussten auch Geist und McGaughey zu überzeugen. McGaughey erzielte dann auch die ersten vier Punkte des zweiten Viertels.
Ein Stärke des diesjährigen Kaders ist die Tiefe des Kaders. War man in der Vergangenheit oftmals von 2-3 Scorern und deren Tagesform abhängig, so verfügt Coach Frenki über viele Waffen in der Offense, die alle an guten Tagen zum Topscorer werden können. Einer von ihnen war zuletzt nicht mehr so richtig in Fahrt gekommen. Sa’eed Nelson, am Anfang der Saison regelmäßig fleißigster Punktesammler, haderte mit seinem Wurfpech und häufigen Turnovern.
Hier zeigt sich die wertvolle Erfahrung eines Trainers, der im Wissen des fehlenden Selbstbewusstseins seines Point Guards, diesen zwei Spiele in Folge starten lässt, um ihm wieder zurück zu alter Stärke zu führen. Das Ergebnis waren, das nehmen wir an dieser Stelle vorweg, eine beeindruckende Statline von 22 Punkten 7 Assists und 6 Rebounds. Insbesondere seine 4/4 Dreierquote (sonst unter 20%) dürften ihm für die bevorstehenden Playoffs einen echten Push geben.
Einer dieser Dreier bedeutete in der 16. Minute die 28:41 Führung der Gäste, und es deutete sich an, dass heute ein Sieg bei starken Bremerhavenern möglich sein könnte. Die Ausgangslage war beiden Teams klar: der Sieger würde vor dem jeweils anderen in der Tabelle landen. Der erste Platz war für Heidelberg zu diesem Zeitpunkt jedoch nur noch theoretisch erreichbar, da die Rostock Seawolves im Parallelspiel bereits mit 48:28 gegen Science City Jena in Front lagen.
Die Eisbären waren dementsprechend keinesfalls gewillt, ein gönnender Gastgeber zu sein und stellten über einen 12:3 Lauf, der nur durch einen Dreier von Niklas Würzner unterbrochen werden konnte, den 40:44 Halbzeitstand her. In der Offense lief der Ball zwar sehenswert durch die Reihen. Stets wurde der freie Mann gesucht und gefunden. Allerdings fehlte ein wenig die Entschlossenheit und das Wurfglück, wodurch es den Gasstgebern möglich war, sich Stück für Stück wieder heranzukämpfen.
In der zweiten Halbzeit setzte Coach Frenki auf die gleiche Startformation wie zu Beginn des Spiels. Erneut waren es vor allem Trtovac, McGaughey und Nelson, die dem Spiel ihren Stempel in der Offensive aufdrückten. Mit einem 9:0 Lauf setzten sich die Academics auf 40:53 (24. Minute) ab. In dieser Phase wollte den Norddeutschen kaum mehr etwas gelingen. Turnover, vergebene Würfe und eine nachlassende Verteidigung ließen eine Vorentscheidung bereits erahnen. Diese sollte nur wenig später nach einem weiteren 10:0 Lauf auch tatsächlich erfolgen. Die Körpersprache der Eisbären offenbarte, was sich auch am Spielstand ablesen lassen konnte. Der Glaube an einen Turnaround war schlicht und ergreifend nicht erkennbar. Bis zum Viertelende konnten sich die MLP Academics entsprechend auf 50:68 absetzen.
Das Spiel im Trainingszentrum am Amerikaring 1 in Bremerhaven war nach weiteren schnellen vier Punkten im letzten Viertel an sich entschieden. Es ist bekannt, dass im Basketball auch hohe Rückstände aufgeholt werden können, aber nichts wies darauf hin, dass dies heute der Fall sein könnte. Zu selbstbewusst, zu entschlossen wirkten die Gäste an beiden Enden des Feldes. So konnte der optimistische Fan auch mal einen Blick nach Rostock werfen. Würde es dort eventuell nochmal einen Turnaround geben? Zeitweise lagen die Seawolves um Trainer Dirk Bauermann gegen Science City mit 31 Punkten in Front. Vor der Saison war Zamal Nixon nach Thüringen gewechselt. Dass er sich mit seinem Ex-Team noch sehr verbunden fühlt, zeigte seine herausragende Leistung als Topscorer seines Teams (23 Punkte), mit der er sich mit aller Macht gegen eine Niederlage stemmte, die bekanntlich Tabellenplatz 1 für Heidelberg aufgrund des besseren Korbverhältnisses bedeutet hätte.
Die Seawolves ließen jedoch nichts mehr anbrennen und das Ergebnis von 84:75 nur scheinbar knapp aussehen. Mit zehn Siegen am Stück geht der erste Platz völlig verdient an die Ostsee und es ist schwer vorstellbar, dass sie auf dem Weg in die easycredit BBL noch aufzuhalten sind. Die Academics fokussieren sich selbstredend ausschließlich auf ihre Gegner in der Playoff-Gruppe. Neben den Eisbären Bremerhaven trifft man hierbei auf die beiden Baden-Württembergischen Teams, den Kirchheim Knights und den wiha Panthers Schwenningen.
Titelfoto: Sven Peter