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29. September 2023

Gegen ALBA Berlin fehlt es den MLP Academics an Konstanz

Da war mehr drin! Bei der Saisonpremiere unserer MLP Academics Heidelberg am Donnerstagabend gegen den hohen Favoriten ALBA Berlin lief aus Sicht der Hausherren nicht alles nach Wunsch. „Wir müssen Kontinuität finden. Wir waren phasenweise gut, die schlechten Phasen haben uns dann aber das Spiel gekostet“, sagte Headcoach Joonas Iisalo nach dem 81:90 (17:21, 22:23, 19:26, 23:20) vor 4.069 Zuschauern im SNP dome. Damit hatte der Finne die Dramaturgie des Heidelberger Auftaktspiels in der easyCredit Basketball Bundesliga treffend beschrieben. Die Gäste aus der Hauptstadt triumphierten dank einer kompakten Mannschaftsvorstellung und hatten das Geschehen meist unter Kontrolle. Das musste man seitens der Academics anerkennen, bei denen sich starke und schwächere Sequenzen abwechselten.

Es bleibt also dabei: Noch müssen die elanvollen MLP Academics in ihrer noch jungen BBL-Historie weiter auf ein erstes Erfolgserlebnis gegen die „Albatrosse“ warten. Denn die Berliner machen eben seit Jahrzehnten eine exzellente Arbeit und gelten auf Ebene des Vereinsbasketballs zurecht als einer der bestgeführten Klubs in Europa. Deswegen sind auch zu Beginn der 58. Bundesliga-Spielzeit alle Aussagen über eine vermeintlich schwächere Berliner Mannschaft unangemessen. Sie sind vielmehr unverändert eine Macht, sie haben sich personell gezielt verstärkt und werden wohl allein aufgrund ihrer taktischen Flexibilität und überragenden Physis um die Meisterschaft spielen.

Shy Elys Trikot unterm Hallendach

Bei den MLP Academics herrschte schon vor dem Sprungball eine ganz besondere Stimmung. Shyron „Shy“ Ely, die langjährige Legende des Teams, wurde gebührend und offiziell vor den Fans verabschiedet. „Es ist eine große Ehre für mich“, sagte der 36-Jährige, der inzwischen mit seiner Frau Anna und den beiden Kindern Henri und Rubi in der Nähe von Hamburg lebt. Ely beobachtete, umrahmt von zahlreichen alten Weggenossen, wie sein Trikot mit der Nummer 5 unters Hallendach des SNP domes gezogen wurde. Seine Nummer, so hatte es ja der geschäftsführende Gesellschafter Matthias Lautenschläger versprochen, werde zumindest die nächsten fünf Jahre nicht mehr vergeben. Shy Ely selbst plant, demnächst die FIBA-Lizenz als Spielervermittler zu ergattern und somit dem Sport unter den Körben auf andere Art und Weise erhalten zu bleiben. Szenenapplaus gab’s beim „Good bye“ für die emotionale Videobotschaft von Ex-Trainer „Frenki“ Ignjatovic: „Shy, ich liebe Dich, bleib gesund, wir sehen uns!“

Die intensive Partie begann so, wie es sich die lautstarken Academics-Fans erhofft hatten. Die Hausherren hielten mit und insbesondere Isaiah Whaley wusste im ersten Viertel zu überzeugen. Der neue amerikanische Center und „Mister Zuverlässig“ Vincent Kesteloot waren offensiv die Aktivposten und setzten den langen Kerlen von ALBA zu. Dem Belgier Kesteloot gelangen im zweiten Teilabschnitt drei Dreier hintereinander binnen nur 110 Sekunden, so dass Heidelberg nach knapp 16 Minuten mit 31:29 in Front lag. Leider kassierten die Iisalo-Schützlinge vor dem Gang in die Kabine unnötig leichte Punkte, die das 39:44 zur Halbzeit bedeuteten.

ALBA beherrscht die Bretter

Dennoch herrschte Hoffnung, zumal auch die Gäste mit Abstimmungsproblemen und vielen Turnovers zu kämpfen hatten. Über 25 Minuten blieb es ein Duell auf Augenhöhe, dann setzte sich der elffache deutsche Meister sukzessive ab, weil ALBA die Bretter auf beiden Seiten beherrschte und effizienter aus dem Feld traf. Matt Thomas, zuletzt bei Panathinaikos Athen recht unglücklich, verwandelte mit atemberaubender Sicherheit. 21 Punkte bei 70 Prozent Trefferquote machten den 29-Jährigen zum Topscorer des Spiels. Die nachlassende und mitunter löchrige Defensive der MLP Academics bekam Matt Thomas nicht unter Kontrolle.

Beim 58:70 (3. Viertel) und endgültig beim 67:84 (37.) war die Entscheidung vorzeitig gefallen. Zwar gelang den Jungs vom Neckar bis zur Schlusssirene eine Ergebniskorrektur bis zum Endstand von 81:90, doch ernsthaft in die Bredouille konnte man die selbstbewussten Gelbfarbenen nicht mehr bringen. Dies hatte wiederum mehrere Gründe. Zum einen war die Offensivleistung nicht gut und konstant genug, um die „Albatrosse“ wirklich ärgern zu können. 44/57 Prozent Trefferquote – Zweier und Dreier zusammengerechnet – entpuppten sich als Hypothek, zumal Berlin auch zehn Freiwurfpunkte (16/27 gegenüber 6/12) mehr erzielte.

Unterm Strich spielentscheidend sollte unterdessen das Reboundverhältnis sein. 27/44 lautete es am Ende auf dem Statistikbogen – solch ein krasser Unterschied lässt sich gegen ein ohnehin physisch überlegenes Team wie das um den cleveren Weltmeister Johannes Thiemann nicht mehr kompensieren, nicht einmal mit fünf mehr Dreiern (13/8), die die MLP Academics im Vergleich zum Kontrahenten in der Reuse versenkten. Bei den Gastgebern überzeugten Mike McGuirl, Vincent Kesteloot (beide 20) und mit Abstrichen Isaiah Whaley (14) in der Offensive am meisten. Ferner glänzten der gebürtige Berliner Bennet Hundt wie Mike McGuirl als exzellente Assistgeber (beide 7), wohingegen Jeffrey Carroll, Elias Lasisi sowie Rückkehrer und Publikumsliebling Paul Zipser leider offensiv nicht genügend Akzente zu setzen vermochten. Das Wurfglück war gerade bei „Jeff“ Carroll, beim Pokalerfolg in Bayreuth noch Topscorer der Academics, diesmal nicht auf seiner Seite.

Bereits am Sonntag bei den Rostock Seawolves

Positiv ist für die MLP Academics, dass sie bereits am Sonntag (18.30 Uhr) bei den Rostock Seawolves antreten. In der vergangenen Saison lagen die Hansestädter der Mannschaft von Joonas Iisalo, denn in den beiden Spielen gingen die Heidelberger als verdienter Sieger vom Parkett. Ein gutes Omen?

Nach dem 81:90 gegen konstantere und insgesamt bessere Berliner besteht derweil keinerlei Grund zum Traurigsein. Die Stimmung im SNP dome knüpfte nahtlos an die Euphorie der vergangenen Saison an. Heidelberg hat Lust auf Basketball – und auf neue Höhenflüge. Das war gestern auf allen Tribünenflanken zu spüren. Und warum sollte Vargas, Kesteloot, Hundt und Co. nicht ein neuerlicher Coup in der Rostocker Stadthalle gelingen!?

Stimmen zum Spiel:

„Wir haben defensiv zu viele Fehler gemacht, die zu einfachen Punkten geführt haben. In Kombination mit schwächeren Wurfquoten ist es schwer, gegen Berlin zu gewinnen. Wir müssen Kontinuität finden, wir waren phasenweise gut, die schlechten Phasen haben uns dann aber das Spiel gekostet. Was die Atmosphäre in der Halle betrifft, haben wir dort weitergemacht, wo wir im Sommer aufgehört haben. Das war sehr schön zu sehen. Wir müssen von jedem im Team ein wenig mehr Input bekommen und dann ist alles im Lot.“ – Joonas Iisalo, Headcoach der MLP Academics.

„Ich bin sehr glücklich, wir haben großen Einsatz und Konzentration gezeigt und sehr fokussiert in allen Bereichen gespielt, die wir vorher in der Kabine angesprochen haben. Ich bin zufrieden mit der Energie, die wir heute gezeigt haben. Heidelberg ist ein Kandidat, um das Überraschungsteam der Saison zu werden. Sie haben eine gute Mannschaft und sind sehr gut gecoacht, außerdem spielen die Academics mit viel Einsatz, gehen gut zum Offensivrebound und verteidigen das Pick-and-Roll sehr gut. Ich denke, es wird sehr schwierig sein, hier in Heidelberg zu gewinnen, deswegen bin ich doppelt glücklich: Wir haben nicht nur gut gespielt, sondern auch gegen eine gute Mannschaft gewonnen.“ – Israel Gonzalez, Headcoach von ALBA Berlin.

„Ich denke, wir sind vor allem in der ersten Halbzeit gut in das Spiel gestartet und konnten das Spiel eng gestalten. In dieser Phase haben wir ihnen nicht zu viele einfache Punkte gestattet. Wir wussten, dass wir das Tempo im dritten Viertel anziehen müssen, konnten das aber nicht umsetzen. Einfache Punkte für Berlin und Ballverluste von uns führen dann sehr schnell dazu, dass man gegen ein Team wie Berlin mit zehn Punkten hinten liegt. Jetzt müssen wir uns schnell erholen, denn am Sonntag geht es bereits gegen Rostock weiter.“ – Vincent Kesteloot, Forward der MLP Academics.

„Hier vor den Fans und der fantastischen Menge zu spielen, hat sich großartig angefühlt! Ich denke, wir haben zu Beginn des Spiels nicht so gut zusammengespielt und haben Berlin das Tempo des Spiels kontrollieren lassen. Natürlich haben sie mit Joannes Thiemann einen Weltmeister im Team, starke Individualspieler und vor allem große Spieler. Sie haben die Zone und ihre Größe genutzt, um das Tempo der Partie zu kontrollieren. Ich glaube, wenn wir das Tempo der Partie kontrollieren können, dann sind wir in der Lage, jedes Spiel zu gewinnen.“ – Mike McGuirl, Playmaker der MLP Academics.

Für die MLP Academics Heidelberg spielten: Mike McGuirl 20 (4 Dreier), Vincent Kesteloot 20 (4), Isaiah Whaley 14 (2), Bennet Hundt 9 (1), Marcel Keßen 7 (1), Elias Lasisi 5 (1), Jeffrey Carroll 4, Akeem Vargas 2, Paul Zipser, Niklas Würzner, Samuel Schally (DNP).

ALBA Berlin: Matt Thomas 21 (4), Johannes Thiemann 14, Sterling Brown 13 (1), Christ Koumadje 12, Louis Olinde 10 (1), Yanni Wetzell 6, Gabriel Procida 6 (2), Tim Schneider 5, Malte Delow 2, Ziga Samar 1, Matteo Spagnolo, Jonas Mattiseck.

Joachim „Jogi“ Klaehn

MLP Academics Heidelberg

Kommunikation und Medien

Zuschauer:innen: 4069
MLP Academics Heidelberg – Basketball mit Zukunft