„Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei“ heißt es in dem gleichnamigen Lied aus den Achtzigern von Stephan Remmler. Ihr Ende fanden auch zwei durchaus beeindruckende Serien der MLP Academics Heidelberg. Da war zum einen die knapp dreizehnmonatige Zeitspanne, in denen jedes Heimspiel (10 Stück) gewonnen wurde. Da man zuletzt auch auswärts recht gut in Fahrt kam, kam jedoch auch eine weitere Serie von sechs Siegen (drei davon auswärts) hinzu. Im Hinspiel beendeten die Artland Dragons mit ihrem Sieg beim Gastspiel in Heidelberg diese beiden Serien und verhinderten gleichzeitig den Sprung der Academics auf den Spitzenplatz in der Tabelle der ProA. Somit gab es wie bei der Wurst in besagtem Lied „zwei“ Enden.
Nun kommt es, der durch Corona und Quarantänen durcheinandergewirbelte Spielplan macht es möglich, zum direkten Rückspiel am Sonntag bei den Dragons und bekanntlich ist das nächste Spiel immer da wichtigste (zwei Euro ins Phrasenschwein). Als die Spieler der Academics am Mittwoch Abend nach der Dusche den Olympiastützpunkt verließen, waren entsprechend kaum hängende Köpfe sondern entschlossene Blicke zu erkennen. Der Fokus lag da schon weitestgehend auf dem nächsten Spiel. Hier liegt einer der Vorteile eines solch eng getakteten Spielplans. Man hat gar nicht die Zeit, sich zu lange mit einer Niederlage auseinanderzusetzen und bekommt schnell die Möglichkeit, es wieder besser zu machen.
Ob das Vorhaben, sich für die verdiente Niederlage zu revanchieren, gelingt, hängt von vielen Faktoren ab. In der Offensive muss es wieder gelingen das hohe Tempo aufzuziehen, welches das Heidelberger Spiel in dieser Saison geprägt hat. Die gut organisierte Zonenpresse der Niedersachsen hat das jedoch beim letzten Aufeinandertreffen zu verhindern gewusst und zu einigen Ballverlusten geführt, die wiederum in leichte Punkte für die Gäste mündeten. Hier gilt es Wege zu finden, die Presse zu überspielen und somit deren Schwächen zu offenbaren. Denn eine Presse birgt auch immer ein gewisses Risiko, ist sie einmal geschlagen.
Ein weiteres Stichwort lautet: Entschlossenheit. Zu zaghaft agierten die Schützen gegen die Zone der Gäste. Waren sie einmal frei gespielt, zögerten sie häufig abzudrücken und suchten den komplizierteren Abschluss im eins gegen eins. Es gibt kein Gesetz im Basketball, dass man so viel Zeit wie möglich von der Shotclock nehmen muss. Bietet sich ein guter Wurf an, so sollte man das „Wagnis“ eingehen.
Kommen wir zur Verteidigung. Diese stand über weite Strecken gut. So erlaubte man den Gästen nach drei gespielten Vierteln lediglich 59 Punkte. Wermutstropfen waren die bis dahin zugelassenen Offensivrebounds, die eine noch geringere Ausbeute und eine Heidelberger Führung verhinderten. Hier tat sich insbesondere Robert Oehle hervor. Auf ihn werden wir in den kommenden Abschnitten dtaillierter eingehen. Im Vorbericht zum letzten Spiel wurde bereits thematisiert, dass ein Spieler wie Gerel Simmons sich im Prinzip nur selbst stoppen kann. Seine individuelle Klasse und die Fähigkeit sich seinen Abschluss jederzeit selbst kreieren zu können, ist schon beeindruckend. 26 Punkte schenkte der den Academics ein, und es scheint, als müsse man andere Wege finden, einen Sieg einzufahren.
An der Stelle kommt Robert Oehle ins Spiel. Es ist ein Jahre währendes Duell zwischen zwei der besten Center in der ProA. Sowas wie ein „Clash of the Titans“. Phillipp Heyden vs Robert Oehle. Wenn zwei klassische Brettcenter mit all ihrer Physis und Spielintelligenz aufeinandertreffen, entstehen sehenswerte aber auch statistisch interessante Duelle. So gelingt es Heyden über die bisherigen elf Duelle seinen Kontrahenten in den drei wesentlichen Kategorien (Punkte, Rebounds, Effektivität) recht deutlich unter dessen Schnitt zu halten.
Es scheint als sei dieses Duell eines der Schlüsselduelle. Denn ordnet man die Statistiken von Oehle nach Sieg und Niederlage seiner Mannschaft gegen die Academics so fällt auf, dass er bei den Siegen im Schnitt auf 8 Rebounds bei einer Effektivität von 18,7 (!) kommt, bei Niederlagen hingegen sind dies nur 3,8 Rebounds und eine Effektivität von 10,6.
Genug der Statistik? Sie wird nämlich der Stärke der Quakenbrücker als Team nur bedingt gerecht. Aber noch so viel sei erlaubt: insgesamt punkteten im Hinspiel vier Dragons zweistellig. Adrian Breitlauch legte zudem seine Saisonbestleistung auf, indem er 4/5 Dreier einnetzte. In seinen 27 Minuten Einsatzzeit war die Punktedifferenz +19 für sein Team, mit Abstand Bestwert. Ein weiterer X-Faktor also. Hoffnung gibt den Academics vielleicht die letzte (versprochen!) Statistik des Tages: die Quakenbrücker scheinen ihre Fans besonders zu vermissen, denn ihre Siege holen sie nur selten bei Heimspielen. Von ihren 13 Siegen holten sie lediglich fünf in der heimischen „Artland Arena“ und haben bei einer Heimbilanz von 5:7 erheblichen Aufholbedarf.
Die MLP Academics Heidelberg wollen hierbei freilich nicht behilflich sein