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22. April 2022

Heim-Revanche gegen Oldenburg?

Am morgigen Samstag um 18 Uhr empfangen die MLP Academics Heidelberg die EWE Baskets Oldenburg zu ihrem vorletzten Heimspiel der Saison. Auch wenn der Klassenerhalt für die Academics inzwischen rechnerisch perfekt ist, kann man sicher sein, dass die Mannschaft von Frenki Ignjatovic hochmotiviert zu Werke gehen wird – schließlich hat sie mit der 109:73-Hinspielklatsche in Oldenburg ihre wohl bitterste Niederlage der gesamten Spielzeit wiedergutzumachen. Tabellarisch gibt es dabei keinen klaren Favoriten: sowohl die Academics, als auch die Baskets haben momentan 11 Siege zu Buche stehen, wobei die Heidelberger Platz 12 in der Tabelle besetzen und die Oldenburger Platz 15.

Situation des Gegners

Die diesjährige Saison der EWE Baskets Oldenburg ist in zwei klare Hälften einzuteilen. Nach einem katastrophalen Saisonstart sah der Oldenburger Traditionsclub im Januar wie ein klarer Abstiegskandidat aus. Mit einer Bilanz von 2:15 standen die Baskets am 30. Januar tief im Tabellenkeller und aus einer Saison, in der es zu Beginn noch um den Playoffeinzug gegangen war, war ein Kampf ums nackte sportliche Überleben geworden. Neue Impulse mussten gesetzt werden, und zwar dringend.

Nach Hagen und Gießen ist Oldenburg Ingo Freyers dritte Station als BBL-Coach. Foto: Tilo Wiedensohler/camera4

Diese Impulse konnte Ingo Freyer als neuer Cheftrainer bieten. Am 31. Januar wurde die Verpflichtung des bundesligaerfahrenen Übungsleiters bekannt gegeben und nur zwei Tage später konnten die Baskets den bereits erwähnten Kontersieg gegen die Academics einfahren. Bei diesem Erfolgserlebnis sollte es für die Baskets nicht bleiben. Unter Ingo Freyers auf Druck und Tempo ausgelegtem Spielsystem konnte das Oldenburger Team neues Selbstvertrauen schöpfen und seine zweifellos vorhandenen individuellen Stärken besser zur Geltung bringen, so dass noch deutlich namhaftere Gegner als die Heidelberger gegen die Niedersachsen das Nachsehen hatten. So konnten die Donnervögel zum Beispiel im März mit Bamberg, Chemnitz und Göttingen drei Mannschaften in Folge besiegen, die momentan mitten im Playoff- Rennen stecken, beziehungsweise im Fall der NINERS die Qualifikation für die Postseason schon eingetütet haben. Inzwischen ist die Abstiegsgefahr für die Oldenburger dank des Turnarounds in der zweiten Saisonhälfte nur noch maximal theoretischer Natur – eine einzige weitere Gießener Niederlage, oder ein einziger weiterer Oldenburger Sieg, würden den Klassenerhalt der Niedersachsen besiegeln.

Player to Watch

Mit Rickey Paulding tritt nach dieser Saison eine Ikone der easyCredit BBL ihren wohlverdienten Ruhestand an. Neben Quantez Robertson in Frankfurt und Per Günther in Ulm, steht wohl kaum ein Spieler so sehr für komplette Identifikation mit Verein und Stadt wie der inzwischen 39-Jährige in „Pauldingburg.“ Seit der Saison 2007/08 steht Rickey Paulding ununterbrochen für die EWE Baskets unter Vertrag und war über diesen Zeitraum stets ein absoluter Leistungsträger für die Niedersachsen. 728 Pflichtspiele hat Paulding in diesem Zeitraum für die Baskets absolviert und war mit der deutschen Meisterschaft 2009 und dem Pokalgewinn 2015 an den beiden größten Erfolgen der Oldenburger Clubgeschichte beteiligt. Auch statistisch schlagen sich Pauldings dauerhaft erbrachte Höchstleistungen nieder: Seit dem Beginn der digitalen Statistikerfassung ist er der beste Punktesammler der BBL und hat inzwischen 7931 Bundesliga-Punkte erzielt.

Szenen wie dieser herzliche Empfang in Bayreuth begleiten Rickey Paulding schon über den Lauf der gesamten Saison. Foto: EIBNER/Thorsten OCHS

Völlig zurecht erfüllt diese Spielzeit für die EWE Baskets die Doppelfunktion einer Abschiedstournee für Clublegende Paulding. In beinahe jeder Halle der Bundesliga nimmt man sich diese Saison das Oldenburger Gastspiel zum Anlass, sich an die unzähligen Duelle mit dem sympathischen Small Forward zu erinnern, überreicht signierte Trikots oder schießt Erinnerungsbilder mit Paulding. Auch wenn die MLP Academics als Aufsteiger natürlich noch keine sportlichen Berührungspunkte mit Rickey Paulding hatten, ist das Oldenburger Gastspiel im SNP dome eine tolle Möglichkeit für Heidelberger Basketball-Fans, mit Paulding noch einmal eine echte BBL-Legende zu Gesicht zu bekommen.

Dabei darf allerdings nicht vergessen werden, dass Rickey Paulding in dieser Saison nicht nur für die emotionalen Highlights bei den EWE Baskets Oldenburg verantwortlich ist, sondern auch sportlich weiterhin ein Leistungsträger im Kader von Ingo Freyer ist. 12,2 Punkte pro Spiel bei starken Wurfquoten von 57,1 Prozent aus dem Zweierbereich und 38,9 Prozent von der Dreierlinie legt der 1,98 Meter-Mann in dieser Saison auf und ist damit drittbester Oldenburger Punktesammler – dazu ist er auch weiterhin der Mann für die Crunchtime bei den EWE Baskets Oldenburg, wie zum Beispiel sein Gamewinner gegen Göttingen am 26. Spieltag beweist.

Schlüssel zum Spiel

Mit Ingo Freyer haben die EWE Baskets Oldenburg Ende Januar einen Trainer verpflichten können, der der Mannschaft eine neue spielerische Ausrichtung einimpfen konnte. Wie man schon von seinen Bundesliga-Stationen in Hagen und Gießen erwarten konnte, installierte er in Oldenburg ein Spielsystem, das auf schneller Entscheidungsfindung, einem freien Offensivspiel und defensivem Druck, teils auch über das ganze Feld, beruht. So spielen die EWE Baskets den schnellsten Basketball der Liga und weisen inzwischen auch die zweithöchste Steal-Rate aller BBL-Teams auf – beides Indizien dafür, dass die Spieler der Baskets sich inzwischen voll auf Freyers Highspeed-Basketball eingestellt haben. Für die Academics wird es vor diesem Hintergrund wichtig sein, sich nicht das schnelle Spieltempo der Baskets aufzwingen zu lassen, sondern selbst die Geschwindigkeit des Spiels zu kontrollieren, weiterhin geduldig die eigenen Abschlüsse zu suchen und sich nicht vom Oldenburger Druck im Spielaufbau zu Fehlern zwingen zu lassen.

Aufmerksamen Heidelberger Basketball-Fans dürfte Max Heidegger schon vom in Heidelberg ausgetragenen WM-Qualifikationsspiel am 28. Februar bekannt sein, wo er im Kader der israelischen Nationalmannschaft stand. Dabei wurde der 24-jährige allerdings nicht eingesetzt. Foto: Ulf Duda/fotoduda/BBL

Dazu wird es eine große Herausforderung für die Academics-Defense sein, den Oldenburger Topscorer Max Heidegger zu stoppen. Schon zu Saisonbeginn zeigte der vom israelischen Euroleague-Powerhouse Maccabi Tel-Aviv ausgeliehene Guard seine starken Anlagen, hatte nach einer Verletzungspause im Dezember Probleme, wieder in seinen Rhythmus zu finden. Seit der Verpflichtung von Ingo Freyer spielt Heidegger wie befreit auf, kann die Verantwortung, die er in Freyers freiem Offensivsystem trägt nutzen und legt so seit Februar 20,7 Punkte im Schnitt auf. Dabei ist der athletische Combo- Guard sowohl mit dem Zug zum Korb, als auch von der Dreierlinie gefährlich und zeigt sich dazu auch noch als fähiger Spielgestalter. Seit Freyers Verpflichtung verteilt er zusätzlich zu seinen Scoring- Aufgaben auch noch 6,1 Assists pro Spiel.

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  • Titelbild: Ulf Duda/fotoduda/BBL // Im Hinspiel gegen die EWE Baskets Oldenburg
  • Text: Niklas Pempe