Im Nachholspiel vom 15. Spieltag treffen die MLP Academics Heidelberg am Mittwoch in einem immens wichtigen Abstiegsduell auf die EWE Baskets Oldenburg. Während die Heidelberger sich mit einem Sieg in Richtung Tabellenmittelfeld bewegen könnten, geht es für die Donnervögel aus Oldenburg inzwischen nur noch um das nackte sportliche Überleben. Mit nur zwei Siegen aus ihren bisher 16 Saisonspielen liegen die Viertelfinalisten der Vorsaison auf dem letzten Tabellenplatz der easyCredit Basketball Bundesliga. Während schon für die Academics jeder Punkt im Kampf um den Klassenerhalt Gold wert ist, gilt das für die Oldenburger umso mehr, die sich nach zuletzt acht Niederlagen in Folge verzweifelt nach einem Erfolgserlebnis sehnen.
Man kommt leider nicht umher, die EWE Baskets Oldenburg als die negative Überraschung der Saison 2021/22 schlechthin zu bezeichnen. Nachdem die Niedersachsen in den letzten Saisons durchgehend in der oberen Tabellenhälfte mitgespielt hatten und Dauergast in den Playoffs waren, folgte dieser Saison der umso drastischere Absturz in den Tabellenkeller. Dabei sollte diese Spielzeit eine der Verjüngung und des Neuanfangs sein. Mit Rasid Mahalbasic verließ der wohl dominanteste Center, den die Liga in den letzten Jahren gesehen hat, d64ie Mannschaft, ebenso wie die wohlverdienten Bundesliga-Veteranen Karsten Tadda und Philipp Schwethelm. Jünger und athletischer sollten die Donnervögel in dieser Saison auftreten und ihrer Ikone Rickey Paulding mit neuem Spielstil eine würdige Abschiedssaison bereiten. Doch der erhoffte Neuanfang wollte von Saisonbeginn an nicht recht gelingen, von diversen Verletzungen geplagt, ohne klare Rollenverteilung und dazu noch von einer Corona-Zwangspause im Januar gebeutelt, fand die Mannschaft bis heute noch nicht so recht zusammen. Inzwischen sind die ambitionierten Oldenburger klar im Abstiegskampf angenommen und versuchen alles, das Blatt noch herumzureißen.
Neben den beiden Spieler-Nachverpflichtungen Cameron Clark und Matt Farrell haben die Verantwortlichen der EWE Baskets bei der Suche nach neuen Impulsen auch nicht auf der Trainerbank haltgemacht und im Januar Cheftrainer Mladen Drijencic von seinen Aufgaben entbunden. Zunächst wurde der Trainerposten mit Assistenztrainer Alen Abaz ersetzt, der nach drei erfolglosen Pflichtspielen nun aber auch wieder in die zweite Reihe tritt. Neuer Entscheider an der Oldenburger Seitenlinie ist seit diesem Montag Ingo Freyer, dem die Aufgabe zusteht aus den zweifelsohne talentierten Oldenburger Einzelspielern ein Team zu formen, das den Ernst der Lage erkennt und den Abstiegskampf annimmt. Freyer ist in der easyCredit Basketball Bundesliga kein unbeschriebenes Blatt, sondern konnte in seinen vorherigen Amtszeiten in Hagen und Gießen seinen Namen als eine echte Marke etablieren, die vor allem für eines steht: hohes Tempo in Offensive und Defensive. Inwieweit er den Oldenburger Spielstil in den nur drei Tagen bis zum Spiel umkrempeln konnte, ist fraglich. Grundsätzlich kann man sich für die Partie am morgigen Mittwoch aber auf eine hohe Spielgeschwindigkeit, sowie jede Menge Dreierversuche einstellen – also durchaus gute Voraussetzungen für eine attraktive Partie.
Die beiden Spieler, die auf Oldenburger Seite von Freyers freiem Offensivsystem wohl am meisten profitieren dürften, sind Max Heidegger und Michal Michalak. Bei den beiden Oldenburger Shooting Guards handelt es sich jeweils um überragende Scorer – der hochtalentierte Heidegger, der vom Israelischen Topclub Maccabi Tel Aviv nach Oldenburg ausgeliehen ist, war in der abgelaufenen Spielzeit mit beachtlichen 18,2 Punkten pro Spiel siebtbester Werfer der israelischen Winner League, während Michalak letzte Saison Topscorer der easyCredit Basketball Bundesliga war und für den MBC 20,5 Punkte pro Spiel auflegte. Diese Saison haben sowohl Michalak als auch Heidegger noch deutliche Probleme, Bindung zum Oldenburger Spiel zu finden und mit ihren Scoring-Qualitäten zum Teamerfolg beizutragen – zumal beide mit Verletzungen zu kämpfen hatten und jeweils nur in zehn der 16 Oldenburger Partien in der easyCredit Basketball Bundesliga mitwirken konnten. Während Heidegger in seinen BBL-Auftritten mit 15,1 Punkten im Schnitt bei soliden 46 Prozent Trefferquote aus dem Feld immerhin statistisch überzeugen konnte, hinkt Michalak mit 11,6 Punkten bei nur 38,6 Prozent aus dem Feld seiner Form der Vorsaison deutlich hinterher. In Ingo Freyers Offensivsystem sind begabte Schützen wie Heidegger und Michalak Gold wert und es ist zu erwarten, dass sie in einer klareren Rolle ihr enormes Offensivpotential eher abrufen können. Die Academics müssen daher von Beginn an hellwach sein und versuchen, eine Scoring-Eruption der beiden Oldenburger Shooting Guards durch aufmerksame Defense im Keim zu ersticken.
Unausgeschöpftes Potential ist nicht nur für Michal Michalak und Max Heidegger, sondern für die ganze Mannschaft der EWE Baskets ein Thema, das sich wie ein roter Faden durch die bisherige Saison zieht. Die zweifellos talentierten Einzelspieler der Oldenburger schaffen es bisher nicht wirklich, offensiv als Team zu funktionieren, so dass sich die EWE Baskets stark auf das Eins-gegen-Eins-Spiel verlassen. Das zeichnet sich auch in den Statistiken der Liga ab. Mit 15,7 Assists pro Spiel liegt Oldenburg hier auf dem drittletzten Platz im Liga-Vergleich. Umso wichtiger wird es für die Academics, die Oldenburger Isolation zu stoppen und die Donnervögel daran zu hindern, ihre beeindruckende individuelle Klasse auszuspielen. Das bedeutsamste werden bei der Auswärtspartie in Oldenburg allerdings Einsatz und Kampf sein. Die EWE Baskets stehen mit dem Rücken an der Wand, in einer Situation, die der Verein so seit Ewigkeiten schon nicht mehr erlebt hat. Mit neuem Trainer und zunehmend prekärer Situation muss bei den Gastgebern alles über Intensität und Wille laufen. Können die Heidelberger hier mithalten, stehen die Chancen für einen Auswärtssieg in Oldenburg alles andere als schlecht.
Tip- Off ist morgen, 02.02.2022 um 19:00 Uhr
Das ganze Spiel gibt es LIVE ab 18.45 Uhr bei MagentaSport
Titelbild: Lukas Adler
Spielbericht: Niklas Pempe