Ohne den angeschlagenen Albert Kuppe starteten die Academics mit gewohnter Starting Five um Nelson, Würzner, Ely, McGaughey und Heyden in das Spitzenspiel der Barmer 2. Basketball Bundedsliga. Die Rostocker, die ohne Yakhchali, Zakis und Reischel angereist waren starteten mit dem ehemaligen Heidelberger und Teamcaptain Mitch Jost.
Punktemäßig läutete Carter die Partie mit einem erfolgreichen Stepback Dreier ein. Zwar konnten die Academics direkt kontern und ihrerseits per Dreier und erfolgreichem Korbleger in Front gehen. In der Folge sollte in der Offense jedoch zunächst wenig gelingen und die Gäste konnten sich durch gutes Teamplay auf 7:13 absetzen. Irgendwie schien es, als sei das wiederum der Weckruf für die MLP Academics Heidelberg sein, denn nun setzten sie zu einem 13:0 Lauf zum vorläufigen 20:13 an. Neben der nun flüssigeren Offense konnte man auch in der Defense zulegen und erlaubte den Gästen in über fünf Minuten keinen weiteren Punkt. Die letzte Minute des ersten Viertels entschieden die Seawolves für sich, weshalb die Heidelberger „nur“ mit einer 20:17 Führung in die Viertelpause gingen.
Auf Rostocker Seite schien ausgerechnet der zuletzt glücklos agierende Till Gloger einen guten Tag erwischt zu haben und markierte in knapp vier Minuten Einsatzzeit bereits neun Punkte. Seine Leistung konnte jedoch nicht verhindern, dass sich die Academics durch gutes Passspiel und bissige Verteidigung auf 30:23 absetzen konnten, was Dirk Bauerman zu seiner ersten Auszeit veranlasste. Diese erzielte ihre Wirkung nur geringfügig. Offensiv war jetzt aber zumindest auf beiden Seiten der Faden etwas gerissen und es entwickelte sich eine kampfbetonte Partie mit wenigen optischen Highlights. Als Veideman für Frenki’s Geschmack dann durch ein Pick and Roll zu deutlich zu einfachen Punkten kam, hatte dieser genug gesehen und bat seine Jungs zum Gespräch.
Stichwort optische Highlights: ein solches setzte Shyron Ely, nachdem der Ball nach wildem Pass von Willett verloren schien, mit einem langen Dreier im Seitwärtsfallen. Man konnte sich förmlich vorstellen, wie die Halle in normalen Zeiten getobt hätte. Man konnte sich jedoch auch vorstellen, dass der ein oder andere Fan vor dem Livestream bestimmt jubelnd vom Sofa aufgesprungen ist. Der Gedanke tröstet dann doch ein wenig.
Gewissermaßen schien dieser „Circus Shot“ wie ein Energieboost für die Mannschaft vom Neckar, denn man konnte sich in der Folge auf 40:28 absetzen (18. Minute). Diesen Lauf beendete dann ausgerechnet der Ex Heidelberger Michael „Mitch“ Jost mit gewohnt sicherem Mitteldistanzwurf. Eine insgesamt gute erste Halbzeit beendete der bis dahin unauffällige Jordan Geist mit Ablauf der Zeit und einem seiner unnachahmlichen Fallaway Jumper. Halbzeitstand 46:32.
Es war zu erwarten, dass Gästecoach Bauermann in der zweiten Halbzeit Veränderungen sehen wollte. So brachte er mit Loesing, Carter, Theis, Islhöfer und Wright eine neue Starting Five aufs Parkett. Schnell wurde ersichtlich, was er damit bezweckte. Defensiv agierten die Norddeutschen nun wesentlich aggressiver und zwangen die Heidelberger vermehrt zu schweren Abschlüssen mit Ablauf der 24 Sekunden Uhr. Unter anderem der Mithilfe des Heidelberger Korbgestänges war es zu verdanken, dass die Rostocker zu diesem Zeitpunkt nicht schon deutlich näher kamen. Drei Abschlüsse (zweimal Theis und einmal Wright) schienen schon durch die Reuse gefallen, drehten sich aber auf fast magische Weise wieder heraus.
In der Offense gelang nun aber fast gar nichts mehr, weshalb der Vorsprung dennoch kontinuierlich und bedrohlich dahinschmolz. Beim Stand von 51:44 war der Vorsprung bei noch ca. dreieinhalb Minuten im dritten Viertel halbiert und Frenki sah sich zur Timeout gezwungen. Zu viel Stückwerk in der Offense, zu nachlässig in der Defense. Aus der Auszeit kommend fasste sich Niklas „Niki“ Würzner ein Herz und zog mit allem, was er hatte zum Korb, wo er mit Foul erfolgreich abschließen konnte. Den zugesprochenen Freiwurf konnte er zwar nicht verwandeln. McGaughey sicherte sich jedoch den Offensivrebound und der freie Würzner netzte einen Dreier zum „Fünfpunktspiel“, was vorübergehend für Erleichterung hätte sorgen können. Die Rostocker zeigten nun jedoch, was ein Spitzenteam ausmacht und verkürzten nach und nach zum 60:54 Viertelstand.
Das letzte Viertel startete mit einem offenen Schlagabtausch, brachte jedoch nach gut zwei gespielten Minuten einen echten Dämpfer, als Starting Pointguard Nelson seinen Gegenspieler (ebenfalls Nelson) beim Dreier foulte. Nicht nur die Tatsache, dass damit ein sehr sicherer Schütze an die Linie ging, sondern es war auch gleichzeitig Nelsons fünftes Foul. Nun waren die Heidelberger gefordert noch enger zusammenzurücken und füreinander zu kämpfen. Zu sehr deutete sich in dieser Phase an, dass die Gäste keineswegs gewillt waren, die Punkte in Heidelberg zu lassen.
Beim Spielstand von 66:58 nahm Bauermann eine weitere Auszeit. Die Defense der der Norddeutschen war nun voll da und erlaubte keine einfachen Punkte mehr. Eine Intensität, wie man sie sonst in einem Spiel fünf einer Playoffserie erwarten würde. Es war beeindruckend, wie auf beiden Seiten um jeden Zentimeter auf dem Feld gekämpft wurde. Auf Heidelberger Seite nahm nun insbesondere Ely diese Härte an und setzte sich mit all seiner individuellen Qualität gekonnt durch. Allerdings wollte auch ihm nicht alles gelingen. So verlor er den Ball im Dribbling und leitete einen Fastbreak der Gäste ein, die hieraus den Rückstand auf drei Punkte verkürzen und somit ein „one possession game“ erzwingen konnten.
Knapp zwei Minuten vor Ende war es dann soweit: die Gäste gingen mit 72:71 nach einer gefühlten Ewigkeit wieder in Führung. Erinnerungen an das Hinspiel kamen hoch. Zwischenzeitlich konnten die Academics die Führung jedoch wieder zurückholen und so nahm Bauermann beim Spielstand von 73:72 und noch 41 Sekunden zu spielen seine nächste Timeout. Die Seawolves blieben im folgenden Angriff ohne Punkte. Die Devise war somit klar: den Ball sichern, sich foulen lassen und an der Freiwurflinie sauber bleiben. Und so schickte Mitch Jost den Heidelberger Evan McGaughey auch an die Linie, der zum Leidwesen der Heidelberger Fans nur einen seiner beiden Freiwürfe verwandeln konnte.
Also Ballbesitz Rostock bei noch 20 Sekunden und zwei Punkten Rückstand aus Sicht der Gäste. Nachdem Carter seinen Korbleger nicht netzen konnte, holte jedoch Gloger den Offensivrebound und wurde beim anschließenden Wurfversuch gefoult. Auch er konnte nur einen seiner beiden Freiwürfe verwandeln und McGaughey sicherte sich den Rebound. Ein schnelles Foul schickte ihn wieder an die Linie, doch es schien als habe er sich nun eingeworfen. Mit seinen beiden erfolgreichen Freiwürfen stellte er die wichtige Dreipunktführung her, die Kapitän Phillipp Heyden selbst im letzten Angriff, nachdem Rostock nochmal auf einen Punkt verkürzt hatte, mit einem krachenden Dunking auch über die Ziellinie brachte.
Die Scorer für Heidelberg: Ely 20, Nelson 11, Würzner 11, Willett 11, Trtovac 10, McGaughey 7