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22. Februar 2023

Mehr als ein Teammanager

Academics Inside

Wahrscheinlich ist die beste Technik diejenige, die gar nicht bemerkt wird. Bei Peter Thum ist es so, denn ohne seine mannigfaltigen Fähigkeiten hätte manches Spiel der MLP Academics und davor des USC Heidelberg im Olympiastützpunkt Rhein-Neckar (OSP) gar nicht angepfiffen werden können. Denn die dortige Anzeigetafel musste wegen diverser Defekte einige Male vor Spielbeginn auseinander- und wieder zusammengebaut werden. Seit dem Umzug in den SNP dome kümmern sich Peter und Geschäftsführer Till Riedel gemeinsam um den technischen Ablauf am Spieltag. Und weil bei den Academics in der Beletage des deutschen Basketballs vom Aufwand her eins zum anderen kommt, hat Peter zum 1. Oktober zusätzlich die hauptamtliche Aufgabe des Teammanagers übernommen.

 Der 36-jährige Schriesheimer gilt zurecht als Multitalent. Er ist gelernter Tischler und Koch, studierter Betriebswirt, gründete einen Gin-Handel nebst Online-Tasting-Plattform, TV-Verantwortlicher und nun Teammanager eines Basketball-Profiteams. Die letzte Aufgabe lebt von Organisationsstärke, vorausschauender Planung, Routine sowie jenem stetigen Antrieb, Dinge ohne viel Aufhebens fix und zielorientiert umzusetzen. „Ich bin viel mit dem Trainerteam rund um Joonas Iisalo im Austausch“, beschreibt Peter seine Funktion, „Zeit-, Reise- und Trainingspläne müssen erstellt und genau abgestimmt werden.“

Flexibilität ist unabdingbar

 Unter Abwägung aller wesentlichen Faktoren, die bei Auswärtsspielen die Themen Reise, Hotelübernachtung, Verpflegung vor Ort beziehungsweise Menüpläne und sportliche Abläufe wie Trainingsmöglichkeit und Spielvorbereitung beinhalten. „Klar, gibt es auch mal Dinge, die nicht nach Plan laufen, deswegen habe ich mir selbst im Job eine gewisse Flexibilität auferlegt“, charakterisiert Peter seine Herangehensweise.

Er ist heilfroh, dass es mit Paul Güntzel einen jungen Mitarbeiter gibt, der sich dem Academics-Team bei allen Spielen annimmt und auch die weiten Fahrten kreuz und quer durch die Bundesländer mitmacht. „Paul ist für mich eine großartige Unterstützung. Ein Junge, auf den man sich zu hundert Prozent verlassen kann und der die Aufgabe mit viel Begeisterung in Angriff nimmt“, lobt Peter den neuen Teambetreuer, „ein absoluter Glücksgriff für uns.“ Peter und Paul sind ein Gespann, wenn es um die Grundversorgung der Iisalo-Schützlinge geht.

Bei jedem Spiel, egal ob auswärts oder zu Hause im SNP dome, beginnt alles mit dem Transport von der Trainingsstätte im Olympiastützpunt in die Heimspielstätte oder zum Teambus. Trikots, Handtücher, Getränke, Obst, Snacks, Bälle, Trainingsequipment bis hin zur Massagebank für die Physiotherapeuten werden verladen. Peter schmunzelnd: „Das Auto ist immer bis unters Dach voll.“

Die Verwandlung in einen Basketball-Tempel

Heimspiele als logistische, ressourcenbezogene und technische Herausforderung? Ohne Wenn und Aber. Peter und Till haben den organisatorischen Hut auf, die großen Pläne und kniffligen Details im Kopf. Es sei faszinierend, „eine leere Halle in einen Basketball-Tempel zu verwandeln“, strahlt Peter.

Am Morgen des Heimspieltages ist die erste Aufgabe das Stellen und Einrichten der Körbe im SNP dome. Sechs Stunden vor dem Sprungball geht’s es dann ich Sachen Fernsehproduktion los, wenn der Übertragungswagen von MagentaSport und die 20-köpfige TV-Crew in Heidelberg ankommt. „Park and Power nennt man das“ (Peter) – sobald der Ü-Wagen am Stromstecker hängt. Es folgen der Aufbau und die Testroutinen der ganzen Systeme, Überprüfungen der Funktionstüchtigkeit von Anzeigetafeln, Spielanlagen, Anbindung von Kampfgericht und Scouting. Es beginnt die Fehlersuche als oberste Prämisse, schlimmstenfalls beim Primärsystem.

Eine TV-Übertragung habe einen ganz anderen Stellenwert als der damals noch selbstproduzierte Livestream im OSP. In der technischen Vollendung sei das „Mehraugenprinzip“ enorm wichtig, „deswegen sehe ich den Spieltag als Teamsport auch neben dem Spielfeld“, sagt Peter, der seit 2005 – damals noch in der 2. Bundesliga Süd beim USC – mit seinen Aufgaben gewachsen ist und sich einen Großteil des notwendigen Wissens autodidaktisch angeeignet hat.

Eine Stunde vor dem Anpfiff im SNP dome bis eine Stunde nach der Schlusssirene ist Peter „in einem Tunnel“. Er braucht keinen Stuhl, sondern ist permanent unterwegs, quasi auf Abruf bereit – und kriegt deshalb die Livespiele lediglich in Bruchstücken mit. Zwischen 30.000 bis 35.000 Schritte oder umgerechnet 14 bis 15 Kilometer Strecke kommen da gerne mal für den Produktionsverantwortlichen pro Spiel zusammen. Das gesamte Spiel schaut er dann meistens im Anschluss auf der heimischen Couch.

Bei Till und Peter laufen die Fäden zusammen

„Mittlerweile weiß ich über die Installationen aller Systeme Bescheid“, erzählt Peter, „ich kenne den SNP dome in- und auswendig.“ Man muss es so klar sagen: Ohne Till und Peter wäre die Durchführung einer Bundesliga-Partie im Moment kaum denkbar. Bei diesem Duo, das sich privat seit über zwanzig Jahren aus Dossenheim kennt, laufen fast alle Fäden zusammen. „Wir hoffen immer, dass keiner von uns beiden am Spieltag krank wird“, sagt Peter, ohne dabei die Arbeit aller anderen dabei schmälern zu wollen. „Die Mädels und Jungs vom Aufbauteam, das Kampfgericht, Scouting und noch so viele mehr machen einen herausragenden Job. Die haben einfach alle Lust darauf, den Spieltag zu etwas Besonderem zu machen.“

Peters Zwillingsbruder Michael alias „Michel“ übernimmt zusehends wichtige organisatorische Parts, war er doch auch schon an einigen spontanen Reparaturen und Lösungen – vor und während der Spiele- beteiligt. Er könnte vom Knowhow her der Back-up sein, falls es doch mal hart auf hart käme.

Es sind immer wieder diese persönlichen Bande, die die MLP Academics ausmachen. „Es ist gelebte Philosophie. Wir begreifen uns im Office als echtes Team. Till hat mich damals zum USC gebracht und ist Kollege, Freund und wie Familie für mich. Das gesamte Team hinter den Academics sind mehr als nur Kollegen“, so Peter expressiv und empathisch. Dies sei oftmals hilfreich, um mit solch einem kleinen Team zu stemmen, was andere Bundesligisten mit deutlich mehr Manpower angehen.

Und dass das Multitalent Peter Thum in seinem Wirkungsfeld mehr als ein Teammanager darstellt, dürfte hiermit jedem Academics-Interessierten und Basketball-Fan einleuchtend geworden sein.

 

Text: Joachim „Jogi“ Klaehn

MLP Academics Heidelberg

Kommunikation und Medien