Wer von den beiden baden-württembergischen Kontrahenten hat die Länderspielpause besser genutzt? Wer fasst im direkten Duell zwischen den MLP Academics Heidelberg und ratiopharm ulm am Sonntag (15 Uhr, SNP dome) wieder schneller Tritt auf dem Parkett? Der 7. Spieltag steht in der easyCredit Basketball Bundesliga unmittelbar bevor, Heidelberg fiebert der Partie entgegen, strebt mit aller Macht den dritten Heimerfolg in Serie an und möchte ratiopharm ulm auf dem Court weitere Schmerzen bereiten. Dass die kriselnden Schwaben (bis dato ein Sieg, fünf Niederlagen) ihrerseits auf Kurskorrektur aus sind, ist unterdessen kein Geheimnis. Die Vorzeichen für Hochspannung stehen gut.
Academics-Trainer Joonas Iisalo setzt nach den dramatischen und positiv verlaufenden Schlussphasen gegen Frankfurt und Oldenburg auf den Faktor Heimpublikum. „Wir geben alle Energie, die wir haben, auf das Feld und das Publikum unterstützt uns bestens“, konstatiert der sympathische Finne, „das ist woher der Begriff ‚sechster Mann‘ stammt und dies verschafft uns wiederum den Heimvorteil.“ Iisalo spricht über Interaktion – und dies ist eben angesichts der Leistungsdichte in der Beletage des deutschen Basketballs ein mitentscheidender Gesichtspunkt.
Der Vorverkauf auf die Korbjagd läuft gut. Die MLP Academics hoffen darauf, erstmals in dieser noch jungen Saison die 3000er Marke im SNP dome zu knacken.
Das Team um Kapitän Akeem Vargas hat die Pause dazu genutzt, weiter an der Feinjustierung des Zusammenspiels zu arbeiten. Tim Coleman (Fingerverletzung) konnte wieder normal trainieren. Shy Ely versäumte lediglich eine Einheit, da dessen Frau Anna ein Mädchen zur Welt brachte. Außerdem absolvierten die Heidelberger ein Testspiel gegen den ProA-Ligisten PS Karlsruhe Lions, um im Spielrhythmus zu bleiben.
Nach einer Vier-Tage-Pause sowie der Analyse des Auswärtsspiels bei Primus Telekom Baskets Bonn (Iisalo: „Ein enttäuschendes Ergebnis“) richtete sich der Blick flott nach vorne und insbesondere auf die schöne Herausforderung gegen die Ulmer „Spatzen“. „Wir haben einfach weitergemacht. Das Spiel in Bonn ist längst abgehakt“, sagt Joonas Iisalo. Richtig so! Im Profisport bringe es grundsätzlich nichts, sich von welchem Resultat auch immer zu sehr runterziehen oder zu sehr berauschen zu lassen.
Die beiden Klubs verbindet, dass sie wie die meisten Mannschaften in der BBL die personelle Zäsur gewagt haben. In Ulm hat Anton Gavel das Traineramt von Jaka Lakovic übernommen. Der Slowene wechselte nach drei Jahren in der Münsterstadt zum Club Baloncesto Gran Canaria zurück in die spanische ACB. Der 38-jährige Deutsch-Slowake „Tono“ Gavel verdiente seine ersten Sporen als Trainer in der OrangeAcademy beim Farmteam der Ulmer (ProB). Die Gäste haben ihr Team bis auf Karim Jallow, Philipp Herkenhoff, Thomas Klepeiz, Jungtalent Fedor Žugić und Nicolas Bretzel ziemlich umgekrempelt.
Nach dem Abschied von Per Günther, der inzwischen als TV-Kommentator überzeugt, kamen mit Yago Mateus dos Santos (brasilianischer Nationalspieler), Matt Mobley (Saragossa), Juan Núñez (Real Madrid) und Devin Robinson (Taoyuan Pilots/Taiwan) einige Importkräfte hinzu. Erste personelle Konsequenzen hat Sportdirektor Thorsten Leibenath bereits aus dem schwachen Saisonstart gezogen: Ulm zog im Fall von Mobley die Ausstiegsklausel zum 31. Oktober und trennte sich kurzerhand vom 28-jährigen Amerikaner.
Das ändert nichts daran, dass die „Uuulmer“ gerade im Spanier Núñez und Montenegriner Žugić über internationale Toptalente verfügen, die den EuroCup als Plattform nutzen.
Joonas Iisalo hat festgestellt, dass sie ähnliche Eingewöhnungsprobleme in der Vorsaion wie seine MLP Academics hatten. „Sie haben mehr und mehr ihre Identität gefunden“, analysiert er den Kontrahenten, „sie sind ein EuroCup-Team mit einer Menge Talent und Tiefe im Kader. Wir können ein sehr hungriges Team erwarten, das bereit ist, gegen uns anzutreten.“
Diese Einschätzung unterstreicht der Sportliche Leiter Alex Vogel in seinem Statement: „Ulm ist deutlich stärker als es die Tabellensituation darstellt. Gerade auf internationalem Niveau hatten sie teils sehr gute Auftritte und seit dem Abgang von Mobley treten sie deutlich geschlossener auf.“ Was ist zu tun? Man wolle eine Reaktion auf die Niederlage in Bonn zeigen und an die starke erste Halbzeit gegen Oldenburg anknüpfen. Vogel optimistisch: „Wir brauchen von Anfang an Energie und viel Fokus. Unsere Dreierquote ist bisher schwach. Dennoch sind wir hierbei positiv gestimmt, da wir qualitativ viele gute Würfe herausspielen.“
Die Heidelberger wissen genau, dass sie sich vom derzeitigen 16. Tabellenrang eines etablierten Klubs wie Ulm nicht blenden lassen dürfen. Denn eines hat der bisherige Saisonverlauf nachdrücklich gezeigt: Es ist ein ganz schmaler Grat zwischen Erfolg und Misserfolg, Sieg oder Niederlage – siehe MLP Academics, siehe ratiopharm ulm.
Doch mit dem „sechsten Mann“ im Rücken könnte den Iisalo-Schützlingen ein erneutes Erfolgserlebnis am Sonntagnachmittag gelingen.
Vor dem Sprungball um 15 Uhr im heimischen SNP dome möchten wir die Zuschauer darauf hinweisen, rechtzeitig zu kommen, um lange Wartezeiten zu vermeiden. Die Tageskasse öffnet um 13.15 Uhr.
Text: Joachim „Jogi“ Klaehn
MLP Academics Heidelberg
Kommunikation und Medien
Titelbild: Niko Neithardt