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31. Januar 2023

Mit kühlem Kopf zu den Skyliners

Es wird kein Zuckerschlecken, soviel ist klar. Denn das zweite Match in der Englischen Woche führt mit den FRAPORT Skyliners und den MLP Academics Heidelberg zwei Teams zusammen, die in der easyCredit Basketball Bundesliga reichlich Rückenwind verspüren. Die Universitätsstädter konnten gegen Bayreuth (107:101 n.V.) und Würzburg (93:82) zwei wichtige Siege in Folge einfahren, der Mannschaft aus „Mainhattan“ gelang es wiederum, gegen die Veolia Towers Hamburg einen zwischenzeitlichen 17-Punkte-Rückstand wettzumachen und am Ende mit 97:93 die Oberhand zu behalten. Ein Comeback erster Güteklasse, das den Frankfurtern eine Portion Extramotivation gibt. Den Academics gelang Ähnliches, sie überstanden gegen die Würzburg Baskets zwei Schwächephasen und drehten mit einem Parforceritt im Schlussviertel den Spieß eindrucksvoll um. Ergo: In der Süwag Energie ARENA (Kapazität 5.000 Zuschauer) wird am Mittwochabend (19 Uhr, live ab 18.45 Uhr bei MagentaSport) ein heißes Nachbarschaftsderby erwartet.

Die Erinnerungen ans Hinspiel im SNP dome vom 8. Oktober sind noch frisch. Seinerzeit lagen die MLP Academics 107 Sekunden vor der Schlusssirene scheinbar aussichtslos mit acht Punkten zurück. Doch letztlich rettete eine Gala von Eric Washington die Hausherren ins Ziel. 14 Punkte erzielte der Playmaker am Stück, darunter den sogenannten Gamewinner und eingeflogenen Buzzer zum finalen 93:90, der das Team sowie die Fans ausflippen ließ und die Hessen in pure Verzweiflung stürzte.

Vorsicht vor dem „einzigartigen Stil“, sagt Iisalo

„Frankfurt spielt einen sehr einzigartigen Stil mit außergewöhnlichen Werfern und starken Spielern im Eins-gegen-Eins“, warnt Headcoach Joonas Iisalo vor einer Form von Hurra-Basketball, „wir müssen einen sehr guten Job machen, um ihr Tempo zu bremsen.“ Die Skyliners des langen holländischen Trainers Geert Hammink (2,13 Meter) setzen gewöhnlich in der Offensive auf sehr viel Bewegung, Passspiel und Ballübergaben. Aus dieser Herangehensweise versuchen sie, Würfe zu kreieren. „Jeder Spieler kann die volle Breite des Spielfelds nutzen“, sagt Iisalo. Frankfurt bevorzugt häufiger eine Small-Ball-Aufstellungsvariante um das amerikanische Trio Quantez Robertson, Marcus Lewis und Isaiah Washington.

Lewis und Washington waren seinerzeit im SNP dome nicht dabei. Lewis (30 Jahre, 1,96 Meter) kam im November vom polnischen Erstligisten Czarni Slupsk nach Frankfurt – und wäre beinahe bei den „Schwabenpfeilen“ von ratiopharm Ulm gelandet. Washington (24 Jahre, 1,85 Meter) stieß als Topscorer der slowakischen Liga vom dortigen Spitzenreiter Spisski Rytieri Anfang Januar zu den Skyliners und hat sich schnell und erfolgreich integriert. Washington ist mit 15,0 Punkten im Schnitt der Topscorer, gefolgt vom Litauer Laurynas Beliauskas (14,6).

Frankfurt mit Tempo und Selbstvertrauen

Vorsicht vor dem „einzigartigen Stil“ von Hammink, sagt Iisalo. (c) Julian Reckmann

Die Hammink-Fünf haben generell ihre Ausrichtung verändert, seitdem der litauische Center-Hüne Martinas Geben (2,08 Meter) seine Option zum vorzeitigen Vertragsausstieg zog und Ende November zu BAXI Manresa in die ACB nach Spanien wechselte. Insofern treffen die MLP Academics auf ein Frankfurter Team, das nur bedingt mit dem aus der Hinrunde vergleichbar ist. „Sie haben sich seitdem enorm verbessert“, meint Heidelbergs Sportlicher Leiter Alex Vogel, „das hat auch mit ihren Verstärkungen zu tun. Frankfurt versucht aus Steals und defensiven Rebounds immer wieder Tempo zu machen. Nach ihrem Comeback-Sieg werden wir vermutlich auf ein Team mit viel Selbstvertrauen treffen.“

Also heißt es, Stoppschilder raus – und somit den Bewegungsfluss der Gastgeber signifikant zu stören. Kommen die Skyliners ins Laufen, ist es derweil für jeden BBL-Kontrahenten schwer, selbst den Taktstock zu schwingen. Erst recht, wenn deren Publikumsliebling „Tez“ Robertson auf Betriebstemperatur kommt. Der 38-Jährige ist eine Legende. Seit 2009 agiert der Mann aus Cincinnati ununterbrochen für Frankfurt.

„Tez“ Robertson hat Pascal Roller überholt

Quantez Robertson scorte im letzten Heimspiel seinen 4.318 Karrierepunkt. (c) ZIBART.DE

Im Heimspiel scorte Robertson seinen 4.318. Karrierepunkt für den Hochhausklub und überholte damit keinen Geringeren als den gebürtigen Heidelberger Pascal Roller (heute 46), der es zwischen 1999 und 2011 – mit einjähriger Unterbrechung bei Angelico Biella/Italien – auf 4.312 Punkte gebracht hatte. Rollers Trikot mit der Nummer 11 hängt als einziges unterm Dach der ehemaligen Ballsporthalle, das von Robertson – die 23 – dürfte irgendwann hinzukommen.

Der vielseitige Shooting Guard ist ein Phänomen. Wie kein anderer versteht er es, das eigene Team und die Fans auf den steilen Tribünenflanken in Frankfurt-Höchst zu animieren. Es wird eine der größten Aufgaben für die MLP Academics sein, sich davon nicht beeindrucken zu lassen. „Wir müssen auswärts mit viel Energie agieren, den Rebound kontrollieren und eine sehr gute Defense spielen“, so die Marschroute von Joonas Iisalo.

Gemessen nach den Eindrücken gegen die physisch und hart auftretenden Würzburger ist das möglich. Das Bollwerk stand meist – und gleich mehrere Akteure wie etwa Vincent Kesteloot, Bryan Griffin, Tim Coleman und Max Ugrai können unter den Brettern Akzente setzen, die für die Skyliners zum Problem werden sollten. „Wir haben uns defensiv deutlich gesteigert und spielen in der Offensive sehr gute Würfe heraus“, sieht Alex Vogel einen Positivtrend. Man wolle in der Mainmetropole unbedingt „in dieser wichtigen Partie den dritten Sieg in Folge feiern“.

Viele Academics-Fans sind am Mittwochabend vor Ort

An Ermutigung und Daumendrücken wird es in Frankfurt nicht mangeln. Die MLP Academics haben fürs 90 Kilometer entfernte Derby zwei Fanbusse gechartert. Auch privat reisen Academics-Fans zu moderaten Eintrittspreisen an. „Ich bin glücklich zu hören, dass wir viele Fans aus Heidelberg dabei haben, die uns unterstützen“, freut sich Joonas Iisalo über mentale Rückenstärkung.

Sein Gegenüber, der ehemalige NBA-Profi und Frankfurter „Bank-Chef“ Geert Hammink (53), ordnet den Gegner wie folgt ein: „Heidelberg hat im letzten Spiel sehr gut gespielt. Sie sind sehr ausbalanciert, es wird nicht einfach. Die Fans sind sehr wichtig für uns, die Spieler bekommen es mit, wenn sie uns anfeuern. Wir hoffen, dass die Halle am Mittwoch wieder voll wird!“

Es steht einiges unter den tabellarischen wie geografischen „Nachbarn“ am 1. Februar auf dem Spiel. Und in heißer Atmosphäre ist bekanntlich ein kühler Kopf ausschlaggebend.

GOOD NEWS – Aufgrund der hohen Nachfrage haben die Academics einen zweiten Fanbus für das Auswärtsspiel gegen die FRAPORT Skyliners am Mittwoch, den 01.02. um 19:00 Uhr organisiert.
Die Busfahrt inkl. Ticket kostet für den Vollzahler 15 Euro, für Ermäßigte 10 Euro.

Zum Anmeldeformular.

 

Text: Joachim „Jogi“ Klaehn

MLP Academics Heidelberg

Kommunikation und Medien