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5. November 2023

MLP Academics finden beim 90:109 gegen Bamberg kein probates Mittel

Da kam richtig, richtig viel zusammen. Die MLP Academics Heidelberg unterlagen am Sonntagnachmittag mit 90:109 (20:27, 22:25, 27:32, 21:25) gegen die Bamberg Baskets und vergaben damit die Chance zur prompten Rehabilitierung nach dem enttäuschenden 73:88 vor einer Woche gegen die Veolia Towers Hamburg. Trotz hervorragender Stimmung und einem mit 4.410 Zuschauern ausverkauften SNP dome gelang es den Gastgebern nicht, der Mannschaft aus „Freak City“ Paroli zu bieten. Was die Gesamtsituation in der momentanen frühen Saisonphase in der easyCredit Basketball Bundesliga nicht gerade einfacher macht. Unsere Jungs vom Neckar müssen den Blick leider erst einmal nach unten richten. Über alles andere als vom anvisierten Klassenerhalt zu reden, verbietet sich nach den bisherigen Resultaten von selbst.

Rekordkulisse im SNP dome

Das Positivste vorneweg: Die 4.410 Besucher bildeten die bis dato größte Kulisse im SNP dome und wird dadurch ermöglicht, dass die Kapazität im Stimmungstempel vor den Toren der Universitätsstadt nochmals um 280 Plätze erhöht wurde.

Ansonsten freilich hielten sich die guten Nachrichten leider in Grenzen. Vincent Kesteloot (leichte Fußverletzung) musste bedauerlicherweise passen. Eine Kämpfernatur wie der Belgier hätte den Academics gegen die starken Bamberger wohl sehr geholfen. Hinzu gesellte sich eine weitere Hiobsbotschaft, denn Lokalmatador Paul Zipser, der bereits angeschlagen in diese Partie gegangen war, verletzte sich und konnte nach dem ersten Viertel und exakt 5:17 Minuten auf dem Feld nicht mehr eingesetzt werden. Diese personellen Rückschläge taten der Mannschaft weh.

Aus Sicht der Bamberg Baskets verlief das „Krisenduell in Heidelberg“, wie es auf der offiziellen BBL-Webseite stand, nahezu optimal. Denn im Grunde genommen kontrollierte der neunfache Ex-Meister die Partie vom Sprungball weg. Jeder Akteur der Gäste agierte höchst fokussiert und sehr effizient. Die Scorer Zach Copeland (23), Trey Woodbury (23), Adrian Nelson (20) und Filip Stanic (14) ragten aus einem insgesamt kompakten Baskets-Kollektiv etwas heraus. In der Verfassung vom Sonntag in Heidelberg sind die Oberfranken ein Playoff-Kandidat.

Joonas Iisalo: „Einige Widrigkeiten“

„Wir gehen auf und abseits des Feldes durch einige Widrigkeiten“, sagte Headcoach Joonas Iisalo sehr gefasst, „mit diesen Schwierigkeiten müssen wir klarkommen und gegen den Strom ankämpfen.“ Resilienz wird gerade in einer schwierigen Phase nötig sein. Denn es ist offensichtlich, dass die Mannschaft als Ganzes und auch einzelne Akteure nicht so funktionieren, wie sich das die Organisation der MLP Academics, aber auch die Fans im dritten Erstliga-Jahr hintereinander vom Saisonstart weg gerne gewünscht hätten. Vier Heimspiele sind es bisher. Während die Niederlagen gegen Berlin und Oldenburg zu verschmerzen waren, hatten sich Heidelbergs Korbjäger gegen Hamburg und Bamberg ernsthaft etwas ausgerechnet. Also bleibt nichts anderes übrig, als auf das nächste Match am Samstag (20 Uhr) gegen die Würzburg Baskets zu setzen, um endlich den ersehnten ersten Heimerfolg unter Dach und Fach zu bringen und wieder bessere Zeiten genießen zu dürfen.

Bamberg hat immer die passende Antwort parat

Bereits im ersten Viertel hatten die IIsalo-Schützlinge das Nachsehen. Das 20:27 (1. Viertel) deutete bereits an, dass es einer außergewöhnlichen Leistung bedarf, um das Team aus „Bambärch“ zu gefährden. Der Rückstand sollte sich vergrößern – das 32:47 (16.) und vor allem das 59:81 (29.) ließen wenig Hoffnung zu, dem Spiel noch eine Wende geben zu können. Außerdem: Immer wenn die Academics einen Lauf hatten, beispielsweise von einem 59:81 auf ein 69:81, sollten die Bamberger die entsprechend passende Antwort parat haben. Siehe der Mittellinien-„Wahnsinnsdreier“ von Zach Copeland zum 69:84 (3. Viertel), der einen neuerlichen Nackenschlag bedeutete und durchaus symptomatisch für dieses Duell war.

Erfreulich, dass das Heimteam nie aufsteckte. Fehlende Einsatzbereitschaft konnte man Vargas und Co. nicht absprechen. Dennoch machte sich eine Mischung aus Kampf und Verkrampfung breit, die mehr als Resultats-Annäherungen wie beim 73:84 (31.) und 76:88 (33.) unmöglich machte. Da vermochten selbst die Saisonbestmarken von Elias Lasisi (26 Punkte) und Isaiah Whaley (20) sowie der prägende Stil von Bennet Hundt, der neben seinem Playmaking 17 Zähler beisteuerte, für keinen Umschwung zu sorgen. Am Ende brachten die Baskets mit ihrer enormen Physis, Entschlossenheit und Trefferquote (54 Prozent aus dem Feld, 55 Prozent von der Dreierlinie) zur Freude ihrer Fans sicher das Spiel nach Hause.

Das Team muss besser funktionieren

Natürlich bleiben nach dem 90:109 viele Fragen offen. Was ist mit den Verletzten Vincent Kesteloot und Paul Zipser? Wie kann und muss das Team besser harmonieren? Wie werden die Defensivprobleme möglichst bald gelöst? Akeem Vargas hat es im Business-Club-Talk anklingen lassen: „Wir kriegen die Pick-and-Roll-Situationen nicht verteidigt. Es liegt nicht am Willen, sondern an unserer fehlenden Qualität in der Verteidigung.“ Ein Teammeeting vergangenen Montag soll sehr konstruktiv gewesen sein …

Ohne Wenn und Aber: An all dem gilt es zwingend weiter anzusetzen, um aus dem Tief herauszukommen. Um sich über jeden gewonnenen Ball gemeinschaftlich zu freuen und sich Selbstvertrauen für das eigene Offensivspiel zurückzuholen. Ansätze waren auch gegen Bamberg vorhanden. Unsere Academics hängten sich rein, warfen sich nach dem orangefarbenen Spielgerät, gewannen das Reboundduell sogar mit 40/35 für sich. Andererseits zeigt die Turnover-Bilanz (18/11) schonungslos auf, dass sie besser auf den Ball aufpassen müssen. 109 kassierte Punkte zu Hause und 18 Turnover sind zu viel! Die Profis wissen dies allzu gut.

Höchste Zeit, bei diesen wichtigen Aspekten eine Änderung herbeizuführen. „Es kommt, es kommt“, sagte Bennet Hundt beim Hinausgehen – nach einem wirklich schwierigen Basketballnachmittag.

Stimmen zum Spiel:

„Gratulation nach Bamberg zum Sieg. Sie haben offensiv auf einem sehr hohen Level gespielt. Es hat sich angefühlt, als würden sie jeden Wurf treffen, obwohl sie bisher nicht so gut getroffen haben. Wir gehen gerade auf und abseits des Feldes durch einige Widrigkeiten. Mit diesen Schwierigkeiten müssen wir klarkommen und gegen den Strom ankämpfen. Heute hatten wir eine sehr gute Einstellung, jeder hat Wille gezeigt. Leider ist unser Level aktuell noch nicht da, wo wir sein wollen. Ich möchte mich heute nochmal bei den Fans für ihre unfassbare Unterstützung bedanken. Auch wenn wir mit 20 Punkten hinten lagen, haben sie uns angefeuert. Das ist schön zu sehen! Früher oder später werden wir die Probleme, die wir aktuell haben, lösen.“ – Joonas Iisalo, Headcoach der MLP Academics.

„Wir haben das Spiel und das Tempo von Beginn an ganz gut kontrolliert. Ich bin nicht so super zufrieden mit unserer Verteidigung. Wir hatten wirklich sehr gute Sequenzen, dann aber auch wieder Momente, in denen wir den Fokus verloren haben. Eine Mannschaft wie Heidelberg zu spielen, die in den ersten acht Sekunden eines Angriffs derartig viele Dreier wirft, ist nicht einfach. Sie haben zu viele Rebounds geholt und so auch Punkte aus zweiten Chancen bekommen. Insgesamt aber haben wir das Spiel gut kontrolliert, den Ball gut gepasst und auch zwischen Inside-Spiel und Würfen von außen gut variiert. Ein Dank geht auch an unsere Fans, die hier für richtig Stimmung gesorgt haben.“ – Oren Amiel, Headcoach der Bamberg Baskets.

„Ich denke, wir sind sehr aggressiv gestartet, die Energie war da. Wir haben hier einen Schritt nach vorne gemacht, defensiv haben wir aber zu viele Fehler gemacht und konnten teilweise nicht vor unseren Leuten bleiben. Wenn wir die Defensive nicht in den Griff bekommen, werden wir in dieser Liga keinen Erfolg haben. Offensiv 90 Punkte zu erzielen ist gut, wenn man aber 109 Punkte oder wie meist 100 Punkte kassiert, wird man kein Spiel gewinnen. Bamberg hat aggressiver gespielt und den Ball besser geworfen als in den Spielen davor. Das liegt aber teilweise auch an uns, weil wir ihnen offene Würfe erlaubt haben. Gegen uns ist es für andere Teams gerade sehr einfach zu punkten, das müssen wir ändern.“ – Elias Lasisi, Point Guard der MLP Academics.

„Die Enttäuschung ist natürlich sehr, sehr groß. Wir warten alle sehnsüchtig auf den Heimsieg. Ich finde, wir hatten eine sehr gute Trainingswoche. Wir wollten heute giftiger spielen, das hat man glaube ich auch gesehen. Was wir besser machen müssen, ist die Pick-and-Roll-Defense. Egal wer am Ball ist, hier haben wir gerade Probleme. Es ist schön zu sehen, dass der Support in Heidelberg auch in schwierigen Zeiten so groß ist. Man muss sagen, dass wir gerade sehr schwierige Zeiten haben. Wir haben eine hohe Niederlagenserie und waren heute die deutlich schlechtere Mannschaft. Die Halle war dennoch da und es war unfassbar laut. Mir als Heidelberger, aber auch der ganzen Mannschaft bedeutet das sehr viel. Jetzt müssen wir schauen, dass wir es schaffen, einen Sieg zu holen und den Fans etwas zurückgeben können. Der Knoten muss platzen und das wird er auch.“ – Akeem Vargas, Kapitän der MLP Academics.

„Selbstverständlich sind wir enttäuscht vom Endergebnis. Wir freuen uns aber darüber, dass uns so viele Fans heute unterstützt haben. Wir haben uns absolut reingehängt, es hat aber nicht gereicht. Wir arbeiten jeden Tag hart und werden unsere Köpfe nicht hängen lassen. Nächste Woche geht es weiter, die Ergebnisse werden kommen.“ – Isaiah Whaley, Center der MLP Academics.

Für die MLP Academics Heidelberg spielten: Elias Lasisi 26 (6 Dreier), Isaiah Whaley 20, Bennet Hundt 17 (3), Marcel Keßen 10 (2), Tim Coleman 10, Niklas Würzner 5 (1), Mike McGuirl 2, Jeffrey Carroll, Akeem Vargas, Paul Zipser, Samuel Schally (DNP).

Bamberg Baskets: Zach Copeland 23 (5), Trey Woodbury 23 (3), Adrian Nelson 20 (2), Filip Stanic 14, Justin Gray 9 (1), Malik Johnson 8, Kevin Wohlrath 5 (1), Ej Onu 5, Karsten Tadda 2, Lukas Herzog, Abdulah Kameric.

Joachim „Jogi“ Klaehn
MLP Academics Heidelberg
Kommunikation und Medien

Zuschauer:innen: 4410
MLP Academics Heidelberg – Basketball mit Zukunft