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9. November 2023

MLP Academics gegen Würzburg Baskets: Die Gier auf den ersten Heimsieg

Berlin, Oldenburg, Hamburg und zuletzt Bamberg haben die Punkte aus dem „Wohnzimmer“ der MLP Academics Heidelberg entführt. Nun gastieren am Samstag (20 Uhr/live ab 19.45 Uhr bei Dyn) die Würzburg Baskets im SNP dome und die Gier nach dem ersten Sieg im fünften Heimspiel könnte für unsere Jungs vom Neckar nicht größer sein. Trotz aller Achterbahnfahrten der Gefühle in der bisherigen Saison der easyCredit Basketball Bundesliga glauben die Universitätsstädter fest daran, den Einschaltknopf zum Erfolg gegen die Mainfranken zu finden. „Wenn eine Mannschaft Probleme hat, gibt es immer viele Gründe. Wenn es nur einen Grund gäbe, wäre es leicht zu beheben“, sagt Headcoach Joonas Iisalo im Vorfeld des für Heidelberg richtungsweisenden Duells, „jetzt sind wir in vielerlei Hinsicht mit Widrigkeiten konfrontiert. Es ist sehr wichtig, dass wir den Kopf oben behalten und jeden Tag hart arbeiten. Wir müssen uns der Herausforderung stellen. Ich denke, die meisten Jungs tun das.“

Lust und Last liegen derzeit nah beieinander

Kapitän Akeem Vargas hat es gegenüber der regional ausgerichteten Rhein-Neckar-Zeitung vor wenigen Tagen noch einen Tick kritischer ausgedrückt. „Wir sind in einem Loch. Es geht nur darum, sich rauszubuddeln. Einige Jungs waren bereit, die Ärmel hochzukrempeln – einige weniger. Wir müssen schauen, alle ins Boot zu holen“, appellierte Vargas ans gesamte Team, an einem Strang zu ziehen. Bedauerlicherweise ist es derzeit so, dass Stimulanz und Hypothek, Kampf und Krampf, Lust und Last bei den Academics sehr nah beieinander liegen. Und da hilft am 7. Spieltag nur eins: Ein gutes Ergebnis, egal wie! Ein Pünktchen mehr nach 40 Minuten auf der digitalen Anzeigetafel zu haben – nichts anderes zählt in schwierigen Zeiten, die das Team bekanntlich auch letzte Saison mehrfach zu überstehen hatte.

Die allgemeine Zustandsbeschreibung des Sportlichen Leiters Alex Vogel fällt ähnlich wie die des Cheftrainers aus. „Wir müssen in dieser Phase jetzt noch enger zusammenrücken. Wir haben derzeit große Probleme in der Defensive, machen in diesem Bereich zu viele Fehler. Der Gegner bekommt immer wieder einfach Punkte und damit dann auch Selbstvertrauen für die schwierigeren Würfe“, so Vogels Analyse vor Teil drei des Heimspiel-Dreierpacks, „Würzburg hat – wie bereits in der vergangenen Saison – die mit Abstand meisten Aktionen der Liga aus Isolations. Hierbei müssen wir in der 1:1-Verteidigung gegen ihre Guards Livingston, Perry und Washington sehr aufmerksam sein und einen guten Job machen.“

Der Einsatz von Kesteloot und Zipser ist fraglich

Sorgenfalten auf der Stirn haben die Mannschaftsverantwortlichen vor allem aus zweierlei Gründen. Zum einen ist der belgische Allrounder Vincent Kesteloot am Fuß verletzt, zum anderen ist der gebürtige Heidelberger und Ex-NBA-Akteur Paul Zipser angeschlagen und hat mit Knieproblemen zu kämpfen. Wie sieht also die Personalsituation aus? Joonas Iisalo kann auf Nachfrage diesbezüglich nur im Ungefähren bleiben: „Im Moment ist der Einsatz bei beiden für das Spiel fraglich.“

Ohne das genannte Duo wären die taktischen Variationsmöglichkeiten wie beim enttäuschend verlaufenden 90:109 gegen die kompakten Bamberger erneut eingeschränkt. Kesteloot und Zipser füllen vor allem als Power Forwards Position vier aus. Insofern klafft hier eine Lücke auf, sollten sie am Samstagabend tatsächlich nicht eingesetzt werden können. „Wir versuchen, positiv zu bleiben und Lösungen zu finden“, sagt Iisalo, der auf eine adäquate Performance seiner Profitruppe und insbesondere von den zwei Importspielern Mike McGuirl und Jeffrey Carroll setzt.

Das Wiedersehen mit Max Ugrai

Im Aufeinandertreffen mit den Würzburg Baskets kommt es zum Wiedersehen mit Center Max Ugrai (28 Jahre, 2,04 Meter), der zuvor zwei Jahre lang in Heidelberg überzeugt hatte und sich schließlich in der Sommerpause für eine Rückkehr zu seinem Heimatklub entschied. Dort hat Ugrai einen Kontrakt bis 2025 unterschrieben. „Würzburg hat Größe, Athleten und Talent. Sie sind gut gecoacht. Ein sehr schwieriger Gegner. Trotzdem schön, Max zu sehen“, sagt Iisalo über eine Korbjagd, bei der für die Hausherren etwas mehr als für die Gäste auf dem Spiel steht.

Der Verein aus der Dirk-Nowitzki-Stadt hatte in der vergangenen Spielzeit, ähnlich wie die MLP Academics, denkbar knapp die Playoffs verpasst. Der slowenische Trainerfuchs Sasa Filipovski (49) ist an Bord geblieben, ansonsten hat sich im Spielerkader wie in den meisten BBL-Teams einiges verändert. Für die Würzburger, dies ist eine unübersehbare Parallele zu den MLP Academics, besteht die Kunst der Personalzusammenstellung darin, aufgrund eingeschränkter finanzieller Möglichkeiten einfallsreich zu sein beziehungsweise gar zu improvisieren. Acht Profis verließen die Rot-Weißen, sieben größtenteils erfahrene BBL-Akteure kamen neu hinzu. Neben Max Ugrai sind Otis Livingston II (medi, inzwischen BBC Bayreuth), Isaiah Washington (FRAPORT SKYLINERS Frankfurt), Javon Bess (BG Göttingen) und Owen Klassen (EWE Baskets Oldenburg) zu nennen, die allesamt als etablierte Kräfte im Oberhaus betrachtet werden dürfen. Hinzu kommen das amerikanische „Reboundtier“ und der letztjährige ProA-Scorer Zachary Seljaas vom Aufsteiger Tigers Tübingen, der einen ähnlichen Karrieresprung hinlegen soll wie der nach Italien abgewanderte Stanley Whittaker (Dinamo Basket Sassari), sowie der aus Ungarns Nordosten transferierte Guard und Small Forward Darius Perry vom Basketball-Emporkömmling Hübner BS Nyíregyháza.

Würzburg, so hat der Klub aus der Residenzstadt sein Saisonziel klar umrissen, möchte möglichst wiederum um einen Playoff-Platz fighten. Gefährdet ist am Wochenende bei den Baskets der Einsatz von Isaiah Washington. Der 25-jährige Amerikaner war unmittelbar vor dem Last-Minute-Thriller gegen die Niners Chemnitz (68:70) im Training mit dem linken Knöchel heftig umgeknickt.

In den bisherigen vier Erstliga-Duellen seit dem Heidelberger Aufstieg 2021 ist die Bilanz der Kontrahenten ausgeglichen: Die Academics siegten mit 93:82 und 76:71 zu Hause, die Baskets in ihrer „Turnhölle“ namens tectake Arena souverän mit 90:71 und 97:77.

Joonas Iisalo: „Einzelarbeit mit den Jungs“

Das alles ist unterdessen am Samstagabend im Stimmungstempel SNP dome Makulatur. Joonas Iisalo und sein Trainerteam haben jedenfalls unbeirrt-hartnäckig im Training an den einzelnen Elementen der Korbjagd weitergetüftelt. „Als Trainer kann man sich immer mehr Filme ansehen. Man kann immer mehr Einzelgespräche führen und Einzelarbeit mit den Jungs machen, um sie in Schwung zu bringen. Man kann immer noch mehr Lösungen finden“, beschreibt der Headcoach der Academics sein komplexes Aufgabenfeld, wenn es mal nicht wie gewünscht läuft.

Es ist für ihn keine Frage, dass die inspirierende „Wohnzimmer-Atmosphäre“ maßgeblich sein kann. Diesmal sollen – endlich, endlich – die Pluspunkte in Heidelberg bleiben und nicht wie von Berlin, Oldenburg, Hamburg und Bamberg „gestohlen“ werden.

Hinweis für Samstagabend:

Vor dem Sprungball um 20 Uhr möchten wir die Zuschauer darauf hinweisen, rechtzeitig zu kommen und möglichst öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen. Es gibt noch Tickets an der Abendkasse, die wie gewohnt um 18.30 Uhr am SNP dome öffnen wird. Darunter auch Tickets für Ermäßigte ab 5 Euro.

Joachim „Jogi“ Klaehn
MLP Academics Heidelberg
Kommunikation und Medien