Es geht ums Weiterkommen oder Ausscheiden – so sind die Gesetzmäßigkeiten im Pokalwettbewerb, der keinerlei Kompromisse kennt. Was verbindet die beiden Achtelfinal-Kontrahenten SYNTAINICS MBC und MLP Academics Heidelberg vor dem Duell am Sonntagnachmittag (15.30 Uhr/live bei Dyn ab 15.15 Uhr) in der Stadthalle Weißenfels? Ganz klar, der bisherige Saisonverlauf. Beide haben ihre Pokalpartien in der ersten Runde bei den FRAPORT Skyliners Frankfurt (81:73) und beim BBC Bayreuth (89:82) gewinnen können, aber eben jeweils die drei ersten Saisonspiele in der BBL verloren. Insofern ist ein Erfolgserlebnis am Wochenende doppelt wichtig. Für das eigene Selbstbewusstsein – und selbstredend für den weiteren Saisonverlauf. „Es gibt keinen Grund, sich mit negativen Gefühlen aufzuhalten. Wir würden im Moment gerne ein bis zwei Siege auf unserem Konto haben, aber das ist nicht der Fall, also können wir nur die Dinge in der Zukunft beeinflussen“, sagt Academics-Headcoach Joonas Iisalo über die Kapitel Berlin, Rostock und Oldenburg auf Nachfrage. Optimismus ist wichtig. Optimismus ist im Teamsport alles andere als ein Zeichen von Pflichtvergessenheit. Optimismus hilft beim Abrufen von Topleistungen.
Seit vielen Jahren ist hinlänglich bekannt, dass die MBC-„Wölfe“ in ihrem eigenen Revier ein äußerst unangenehmer, hartnäckiger Gegner sein können. Die 2002 erbaute Stadthalle mit einem Fassungsvermögen von 3.000 Zuschauern gilt in der Basketball-Szenerie als „Hexenkessel“. Das weiß Heidelbergs Sportlicher Leiter Alex Vogel haargenau. „Uns erwartet in Weißenfels eine schwierige Partie. Der MBC hat drei sehr aggressive und explosive Guards. Dazu große Qualität auf den deutschen Positionen. Mushidi kann Spiele im Alleingang gewinnen. Breunig und Bryant sind zwei unterschiedliche Bigs, die jeder Mannschaft weh tun können. Der MBC wird nach der deutlichen Niederlage in Bonn mit viel Energie ins Spiel gehen“, ordnet er den Status quo der Sachsen-Anhaltiner ein. Noch wesentlicher ist für Vogel indes, dass die Konstanz im Spiel „seiner“ MLP Academics diesmal über vier Viertel passt, die Distanzwürfe fallen und energischer im Zonenbereich und unmittelbar am Brett abgeschlossen wird. „Wir müssen die Intensität von Anfang an mindestens matchen und unsere Stärken am offensiven Brett ausspielen. Wichtig wird sein, viel in die Zone zu kommen, um uns daraus gute Abschlüsse herauszuspielen. Do-or-Die-Spiele sind immer besonders. Wir fahren nach Weißenfels, um ins Viertelfinale einzuziehen“, gibt der „Sportmanager“ die Marschroute aus.
Letzte Saison scheiterten die Jungs vom Neckar hauchdünn im Viertelfinale bei den EWE Baskets Oldenburg (83:85). Warum soll es also heuer nicht mit dem Erreichen des Top-Four-Turniers am 17. und 18. Februar 2024 klappen? Die beiden Pokaltriumphe des Vorgängerklubs USC Heidelberg datieren aus den Jahren 1977 und 1978. Das ist schon verdammt lange her – insofern dürstet es Mannschaft, Organisation, Umfeld und Fans umso mehr nach einem solchen saisonalen Highlight.
Doch vor den Preis haben die Basketball-Götter den Schweiß gesetzt. „Wir müssen die Dinge auf dem Platz besser machen. Ich vertraue darauf, dass wir auf lange Sicht mehr Würfe treffen werden. Wir haben gute Chancen, aber bisher haben wir nicht gut getroffen. Das wird sich in einer langen Saison von selbst ausgleichen“, ist Iisalo überzeugt davon, dass seine Schützlinge den Positivtrend einleiten werden. Ob das bereits beim MBC funktioniert? Der finnische Cheftrainer hofft auf das ersehnte Comeback von Tim Coleman. „Die Wahrscheinlichkeit, dass Tim spielen wird, ist recht groß“, sagt Joonas Iisalo über den kraftvollen amerikanischen Linkshänder, der den variablen Academics-Stil um eine weitere Facette zu bereichern vermag.
Unabhängig vom Mitwirken des Heidelberger Small Forwards weiß auch Iisalos Trainerkollege auf MBC-Seite über die Relevanz und Anforderungen in diesem knisternden Pokalfight. „Wir müssen uns in der Verteidigung steigern und bereit sein, die Heidelberger Stärken zu stoppen. Diese liegen in der Transition, im Rebounding und beim Dreier. Ich wünsche mir, dass uns unser Publikum so lautstark unterstützt wie zuletzt“, sagt MBC-Headcoach Predrag Krunic, der seinem „Wolfsrudel“ ein erheblich defensiveres Mindset verordnet hat als dies bei seinem letztjährigen Vorgänger Ingo Freyer der Fall gewesen war.
Der Kader des SYNTAINICS MBC wurde auf einigen Positionen verändert. Mit Charles Callison, Kostja Mushidi, Martin Breunig, „Big John“ Bryant, Ralph Honnou und dem ehemaligen Academics-Akteur Stephon Jelks (Saison 2019/2020 in der ProA) sind den Weißenfelsern immerhin sechs Profis erhalten geblieben. Mit Diante Baldwin (KK Borac Cacak), Jonathan Stove (BC Nokia), Courtney Ramey (University of Arizona), Stefan Bircevic (U-BT Cluj-Napoca), Chris-Ebou Ndow (Heroes Den Bosch) sowie den jungen Deutschen Tim Martinez (Hanau), Nico Wenzl (Trier) und Moritz Heck (Ehingen) kamen acht Neuzugänge hinzu. BBL-Rückkehrer Predrag Krunic (55), zuletzt in Russland und Japan tätig und davor in Bonn, Oldenburg, Bayreuth sowie 2015/16 schon einmal beim MBC an der Seitenlinie, versucht nunmehr eine schlagkräftige Formation zu finden, basierend auf knallharter Verteidigung und Teambasketball.
„Der MBC ist ein Team mit jeder Menge ,Firepower‘. Sie haben eine Menge Dinge in der Offensive, mit denen wir noch nicht konfrontiert worden sind. Sie haben Offensivkreation so ziemlich auf jeder Position, so dass wir einen großen Job in der individuellen Verteidigung benötigen“, meint Joonas Iisalo über die „Wölfe“, die ähnlich wie die Universitätsstädter längst noch nicht ihren besten Basketball gezeigt haben, sondern Anlaufschwierigkeiten und Eingewöhnungsprobleme beklagen. Bezeichnend: Der 36-jährige John Bryant, BBL-Routinier und MBC-Frohnatur, kann seit Saisonbeginn die besten Effizienzwerte vorweisen, dabei war er vornehmlich als Back-up von Center Martin Breunig eingeplant.
Für die Erstliga-Konkurrenten aus Sachsen-Anhalt und Baden-Württemberg steht einiges auf dem Spiel. Beide wollen unbedingt die Trendwende schaffen, ins Viertelfinale einziehen und diesen Schwung dann in den normalen Ligabetrieb mitnehmen. Die MLP Academics müssen im engen Stimmungstempel in der Beuditzstraße vor allem cool bleiben. „Der MBC hat eine sehr laute Fangemeinde. Es ist nie einfach, dort zu spielen“, konstatiert Iisalo. Der Pokalfight ist Nerven- und Herzenssache zugleich. Und wer mehr Resilienz an den Tag legt, darf am Ende jubeln und von weiteren Heldentaten im Kampf um den „Pott“ träumen.
Mitfiebern in der Geschäftsstelle:
Die MLP Academics laden Interessierte am Sonntag ab 15 Uhr zu einem Soft Opening & Public Viewing in die Geschäftsstelle (Heidelberger Weststadt, Bahnhofstraße 34/1) ein. Hier kann das BBL-Pokal-Achtelfinale gemeinsam und live bei Dyn (ab 15.15 Uhr) verfolgt werden. Für Getränke und Knabberzeug ist gesorgt. Fehlt nur noch ein Erfolg unserer Jungs im „Wolfsbau“ des MBC.
Joachim „Jogi“ Klaehn
MLP Academics Heidelberg
Kommunikation und Medien