Es ist eine kurze Woche für die MLP Academics Heidelberg – zwischen dem 87:109 am vergangenen Sonntag bei RASTA Vechta und dem Heimspiel an diesem Freitagabend (18.30 Uhr/live bei Dyn ab 18.15 Uhr) im SNP dome gegen den Tabellenelften Basketball Löwen Braunschweig, den die Kurpfälzer am 14. Januar in der Volkswagen Halle mit 84:83 mit einer Rumpftruppe bezwungen hatten. Seit diesem Coup und dem Einstand nach Maß für Headcoach Ingo Freyer, der am Mittwoch seinen 53. Geburtstag feierte, sind die Ergebnisse in der easyCredit Basketball Bundesliga gegensätzlich ausgefallen. Unsere MLP Academics kassierten gegen den MBC SYNTAINICS, Tabellenführer Chemnitz und Überraschungsteam Vechta drei Niederlagen, während die Löwen drei Erfolge gegen Crailsheim, Bamberg und Würzburg verbuchten. Jedoch: Seit dem Academics-Aufstieg 2021 in die BBL jubelten die Nordbadener wesentlich häufiger als die Niedersachsen. In bis dato sechs Duellen inklusive eines 85:84 nach Verlängerung Mitte Oktober 2022 im Pokal-Achtelfinale behielten die Universitätsstädter fünf Mal die Oberhand. Ein Kontrahent, der Heidelberg einfach liegt? Und zugleich ein gutes Omen?
Das hoffen alle aus der hiesigen mitfiebernden Basketball-Community. Jeder Triumph wäre derzeit gleich doppelt wertvoll – fürs Tableau, aber eben auch für die Psyche, die Selbstsicherheit und eine Jetzt-erst-Haltung, die die Jungs vom Neckar im knüppelharten Abstiegskampf benötigen. Genau das bringt Lokalmatador Niklas „Niki“ Würzner zum Ausdruck, wenn er leidenschaftlich sagt: „Wir müssen einfach unser Herz auf dem Platz lassen. Wir müssen alles geben, bis wir nicht mehr können. Wir müssen mit Aggressivität spielen, Selbstvertrauen haben und das umsetzen, was der Trainer von uns haben möchte. Wenn wir das alles schaffen, dann haben wir sehr gute Chancen, unseren ersten Heimsieg einzufahren. Für uns zählt aktuell jeder Sieg in unserer Situation, aber gerade zu Hause ist ein Erfolgserlebnis etwas, was die Moral der Mannschaft wieder auf ein anderes Level heben kann.“
Die Botschaft des 30-jährigen Dauerbrenners Würzner kommt vor dem 11. Heimauftritt wie ein flammender Appell rüber. Noch sind es 15 Spiele bis zum Ende der regulären Saison, noch lässt sich eine verkorkste Saison reparieren, noch lässt sich das rettende Ufer mit Siebenmeilenstiefeln erreichen …
„Wir wollen das Spiel gegen Braunschweig gewinnen und zeigen, dass wir den nächsten Schritt machen“, meint Cheftrainer Ingo Freyer zuversichtlich, „im Hinspiel haben wir gesehen, dass es geht. Wir haben natürlich alle eine gute Erinnerung daran.“
In der Tat: Im Löwen-Revier gelang den MLP Academics nach Vincent Kesteloots frühem und tragischem Saisonaus (6. Minute) ein sportliches „Wunder“: Abu Kigab, Marcel Keßen, Isaiah Whaley, Akeem Vargas, Bennet Hundt und Niklas Würzner brachten ein zum Schluss enges Match heroisch über die Ziellinie. Würzners Retrospektive: „Man hat im Hinspiel gesehen, wie wir das Spiel gewinnen können gegen Braunschweig. Wir haben mit viel Aggressivität gespielt, den Ballführer unter Druck gesetzt, viele Ballverluste forciert, waren sehr konzentriert, obwohl wir nur mit sechs Jungs gespielt haben. Aber diese sechs Spieler waren einfach alle zu 100 Prozent da, haben alles gegeben – und genau das Gleiche müssen wir am Freitag auch tun.“
Im SNP dome werden die Hausherren in jedem Fall mit einer anderen und breiteren Formation auflaufen. Das Mitwirken von Neuzugang Elijah Childs, zu seinem Einstand in Vechta mit 23 Punkten und zehn Rebounds der effizienteste Academics-Profi, von Elias Lasisi und „Josh“ Gray gibt Ingo Freyer mehr personelle wie taktische Optionen, um auf die körperlich robusten Braunschweiger situativ zu reagieren und sie entscheidend aus dem Rhythmus zu bringen. Wie die langen Kerle um Kapitän Martin Peterka massiv zu beeindrucken sind und auf wen die Einheimischen besonders Acht geben sollten, streicht Alex Vogel unmissverständlich heraus. Der Sportliche Leiter vor dem brisanten Ball-Abend: „Seit unserem Sieg bei den Löwen haben sie alle drei Spiele gewonnen. Dennoch wissen wir, wie dieses Team zu schlagen ist. Mit 40 Minuten Energie und Kampf. Das haben wir dort sofort in der ersten defensiven Sequenz gezeigt. Nur so geht es. Braunschweig ist lang und athletisch, hat große Qualitäten in der Defensive. Darüber haben sie mit TJ Crockett, Ahmaad Rorie und Ferdinand Zylka drei Spieler, die von den Guard-Positionen ein Spiel an sich reißen können.“
Die drei Genannten scoren mit am besten, zwischen 13,2 und 9,4 Punkten – neben „Jumper“ Jilson Bango (11,2 Punkte) aus Angola, der sich durchschnittlich 7,4 Rebounds schnappt sowie mit 1,6 Blocks dem Gegner Respekt in der Box einflößt. Die Truppe des spanischen Headcoaches Jesús Ramírez ist zu einer ausgeglichenen und kompakten Einheit geworden. Das bekamen am letzten Spieltag die Würzburg Baskets mit dem Ex-Heidelberger Max Ugrai beim 89:100 in der Löwenstadt zu spüren, so dass der Klub von Weltmeister, NBA-Star und Alleingesellschafter Dennis Schröder und Geschäftsführer Nils Mittmann weiter um die Playoff-Plätze kämpft.
Laut Ingo Freyer haben die MLP Academics akribisch im Training am Feintuning und zusätzlich viel mit hilfreichen Videosequenzen gearbeitet. Unaufgeregt und authentisch sagt Ingo Freyer: „Mir macht es Spaß, die Mannschaft zu trainieren. Jeder Spieler hat jeden Tag die Möglichkeit, sich zu beweisen und für positive Veränderungen zu sorgen.“
Apropos: DBB-Bundestrainer Gordon Herbert hat seinen erweiterten Kader mit 17 Cracks für die EM-Qualifikationsspiele am 22. Februar in Ludwigsburg gegen Montenegro sowie am 25. Februar in Botevgrad gegen Bulgarien nominiert. Dazu gehört auch Academics-Playmaker Bennet Hundt, der damit für seine Leistungen im Trikot der Heidelberger belohnt wird. Es geht um Quali für die EuroBasket 2025, die in Zypern, Polen, Lettland und Finnland stattfinden wird. In der Ludwigsburger MHP Arena tritt die bis auf Justus Hollatz und David Krämer komplett veränderte DBB-Auswahl erstmals nach dem im Finale von Manila errungenen WM-Titel gegen Serbien (83:77) auf. Weltmeister Deutschland, angeführt von Braunschweigs Geldgeber und Unterstützer Dennis Schröder – der 10. September 2023 bleibt unvergesslich. Ein Tag für die Basketball-Geschichtsbücher …
Hinweis für Freitagabend:
Vor dem Sprungball um 18.30 Uhr möchten wir die Zuschauer darauf hinweisen, rechtzeitig zu kommen und möglichst öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen. Bis Mittwochnachmittag waren 3.100 Tickets verkauft. Es gibt also noch welche an der Abendkasse, die wie gewohnt um 17 Uhr am SNP dome öffnen wird. Darunter auch Eintrittskarten für Ermäßigte ab 5 Euro.
Joachim „Jogi“ Klaehn
MLP Academics Heidelberg
Kommunikation und Medien