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22. Oktober 2023

MLP Academics nach dem ersten Saisonsieg bei den Tigers Tübingen erleichtert

Die MLP Academics Heidelberg atmen erst einmal auf. Durch ein über weite Strecken ungefährdetes 94:84 (28:29, 25:12, 20:23, 21:20) bei Wiederaufsteiger Tigers Tübingen landeten unsere Jungs vom Neckar am 4. Spieltag der easyCredit Basketball Bundesliga den ersten Saisonsieg, der den Iisalo-Schützlingen Auftrieb vor dem Heimspiel-Dreierpack gegen die Veolia Towers Hamburg, die Bamberg Baskets und die Würzburg Baskets sowie dem Montagabend-Match (20. November) bei den HAKRO Merlins Crailsheim geben dürfte. Den „Monat der Wahrheit“ haben sie in der stimmungsvollen und pinkfarbenen Paul Horn-Arena vor 2.964 Zuschauern gut begonnen. Sie waren das insgesamt geschlossenere Team und ließen die schwäbischen Hausherren allenfalls in der Anfangsphase vom zweiten Erfolg träumen. „Der Druck ist jetzt erst einmal von unseren Schultern gefallen“, räumte Headcoach Joonas Iisalo in seinem Statement ehrlich ein.

Diesmal 48,2 Prozent Dreierquote!

Die Überlegenheit spiegelte sich im Statistikbogen wider. Endlich passte die bisher kritisierte Dreierquote. Ja, mit 48,2 Prozent (13/27) fiel sie sogar herausragend aus – und sechs der zehn eingesetzten Academics-Profis waren vom Perimeter aus erfolgreich. Hierbei taten sich Mike McGuirl, Tim Coleman und Bennet Hundt besonders hervor. Immer wenn es darauf ankam, streute das genannte Trio einen sicher verwandelten Distanzwurf ein. Sehr erfreulich aus Heidelberger Sicht, dass Playmaker Mike McGuirl eine starke Leistung zeigte. Nicht nur wegen seiner 17 Punkte, sondern mindestens genauso wegen neun Assists und sechs Rebounds, die der letztjährige MVP in Dänemark beisteuerte. Hätte sich McGuirl nicht einige allzu lässige Lobpässe erlaubt, der beste Effizienzwert des Academics-Akteurs wäre noch besser ausgefallen.

Ihm am nächsten kamen Tim Coleman (16 Punkte, fünf Rebounds sowie eine hundertprozentige Quote vom Dreier!) und Dribbel-Irrwisch Bennet Hundt, der in vergleichsweise kurzer Einsatzzeit (8:41 Minuten) elf Punkte markierte (mit ebenfalls hundert Prozent hinter der 6,25-Meter-Linie). Vincent Kesteloot nutzte erneut die sich bietenden Räume am Brett geschickt aus. Die von Hundt eingefädelten Alley-oops auf das belgische Sprungwunder gehörten mit zu den Highlights dieser Partie. Da Isaiah Whaley den Ring der MLP Academics energisch beschützte, sich neun Rebounds krallte und die Nah- und Mitteldistanzwürfe der Tigers erschwerte, brannte bis auf relativ wenige Phasen kaum etwas in der Box an.

Lediglich im ersten Viertel durfte der Tübinger Alleinunterhalter Jhivvan Jackson schalten und walten wie es ihm beliebte. Der „nur“ 1,80 Meter große Point Guard brannte ein Feuerwerk ab. 16 Zähler hatte er bereits nach zehn Minuten, 21 Zähler bis zur Halbzeit (41:53) auf seinem Konto. „Man kann nicht alleine gewinnen“, entgegnete hinterher Mike McGuirl treffend. In der Tat: Mit zunehmender Spieldauer verlor der Tigers-Superstar an Fokus, Konzentration und Schlagkraft.

Die Vorentscheidung fällt im zweiten Viertel

Vorentscheidend war unterdessen das zweite Viertel. Hier machten die Badener den Württembergern richtig Dampf und ließen lediglich 12 Pünktchen zu. Tübingens Headcoach Danny Jansson brüllte sich an der Seitenlinie und in den Auszeiten vor lauter Verzweiflung über die Lücken in der Pick-and-Roll-Verteidigung die Seele aus dem Leib. Es nutzte nichts – mit 12:25 ging der zweite Abschnitt an wild entschlossene Academics, die hier den Grundstein für den Auswärtssieg legten.

Das finnische Trainerduell zwischen Danny Jansson und Joonas Iisalo zog Henrik Dettmann an. Der inzwischen 65-jährige „Trainer-Professor“ aus Helsinki, der 2002 die DBB-Auswahl bei der WM in Indianapolis zur Bronzemedaille geführt hatte, ahnte schon zur Pause, dass diese BBL-Partie für die verletzungsbedingt dezimierten Gastgeber (ohne Aatu Kivimäki, Kriss Helmanis und Christoph Philipps) kaum zu drehen war. „Wenn du gewinnen willst, stell‘ einen finnischen Trainer ein“, sagte Dettmann ironisch und schmunzelnd. Am 21. Oktober konnte dies nur einer sein: Joonas Iisalo. Denn seiner Mannschaft gelang es auch in der zweiten Halbzeit, kurze, vorübergehende Schwächeanfälle (51:54, 23. und 69:73, 31.) prompt durch Willensstärke, Konsequenz und Abgeklärtheit zu kompensieren. Als Jeffrey Carroll, Mike McGuirl, Elias Lasisi und Bennet Hundt vier Dreier innerhalb von 150 Sekunden stakkatomäßig gelangen, war dadurch der allerletzte Hoffnungsfunke des Jansson-Teams erloschen. Die Abstände von bis zu 17 Punkten im dritten und 15 Punkten im vierten Viertel hatten die Hausherren zermürbt. Mit dem 84:94-Endstand waren sie noch gut bedient, gefühlt lag ein noch deutlicheres Ergebnis für Heidelberg im Bereich des Möglichen.

Dettmann sagte einst: „Siege sind wie Parfüm“

Sei’s drum: Zur Freude der 40 mitgereisten und lautstarken Academics-Fans mussten die Raubkatzen diesmal ohne Beutefang auskommen. Tabellarisch wurden dadurch die Tübinger von den Heidelbergern „überholt“, doch was heißt das schon in solch einer frühen Saisonphase, in der Maloche deutlich relevanter als Magie unter den Körben ist? „Siege sind wie Parfüm“, umschrieb der damalige Bundestrainer Henrik Dettmann bei der EM 2003 metaphorisch die Faszination von Erfolgen auf dem Basketball-Parkett. Einige Tage später zogen seinerzeit Nowitzki und Co. in der Qualifikationsrunde fürs Viertelfinale gegen Italien (84:86) hauchdünn den Kürzeren. EM-Aus und Olympia-Aus standen damit fest – die „Dettmänner“ hatten den Blues …

Was heißt das also? Die Academics-Jungs sollen und dürfen „diesen Sieg genießen“, wie Joonas Iisalo die Lage sensibel einschätzte, „vor allem nach den ersten Spielen.“ Es wäre dufte, wenn sie gegen Hamburg, Bamberg, Würzburg und Crailsheim sofort nachlegen würden. Angesprochen auf fünf Gewinnchancen, inklusive des Gastspiels bei den Tigers, antwortete Tim Coleman gestern kurz und bündig bei Dyn: „Ja, das ist möglich … (Kunstpause) … warum nicht!?“

Am späten Abend des 20. November wissen Mannschaft, Organisation und Fans der Heidelberger Riesen wesentlich mehr.

Stimmen zum Spiel:

„Das war ein großer Sieg für uns. Der Druck ist jetzt erst einmal von den unseren Schultern gefallen. Ich freue mich sehr für meine Mannschaft, dass sie sich heute Abend belohnen konnten. Wir haben in den ersten Spielen auch einen großen Aufwand betrieben, konnten aber keinen Sieg einfahren. Die Jungs sollen diesen Sieg genießen, vor allem nach den ersten Spielen. Dazu haben wir auswärts gewonnen, was in dieser Liga sehr schwer ist.“ – Joonas Iisalo, Headcoach der MLP Academics Heidelberg.

„Glückwunsch an Joonas und sein Team für diesen Sieg. Das zweite Viertel war mit das schlechteste, was ich je gesehen habe. Es hat einfach nichts geklappt, vor allem in der Transition haben wir viele Fehler gemacht. Kein Spieler hat funktioniert. Ich habe auch keine Erklärung dafür, was da passiert ist. Wir sind gut in das Spiel gekommen und haben eine Führung erarbeitet, die Reaktion im zweiten Abschnitt war aber furchtbar. Im dritten Viertel konnten wir in der Defense etwas zulegen und sind wieder herangekommen. Im letzten Viertel haben wir die Dreier nicht verteidigt und immer weitere Fehler gemacht. Und am Ende verlieren wir so ein Spiel doch nur mit zehn Punkten. Das ist schon komisch.“- Danny Jansson, Headcoach der Tigers Tübingen.

„Nichts fühlt sich besser an als der erste Sieg. Es war hart, weil wir 0:3 waren. Das war der erste Sieg und es wird der erste von vielen sein. Wir wussten, worin sie gut sind und wir wussten, dass Jackson viel punktet. Er ist ein sehr guter Spieler und hatte viele Punkte, aber man kann nicht alleine gewinnen. Heute waren wir gut vorbereitet und hatten auf alles eine Antwort.“ – Mike McGuirl, Playmaker der MLP Academics.

„Wir hatten die ganze Saison über gute und schlechte Phasen, heute auch, aber wir haben heute die ganze Zeit gekämpft. Wir spielen als Team und sind heute positiv geblieben. Auch wenn wir wussten, dass Tübingen Läufe generieren wird, sind wir unserem Spiel treu geblieben und haben konstant intensiv gespielt.“ – Jeffrey Carroll, Forward der MLP Academics.

„Es ist immer gut den ersten Sieg einzufahren, wir hoffen, dass wir darauf aufbauen können. Manchmal fällt der Dreier, manchmal nicht. Wir versuchen Lösungen zu finden, wenn der Dreier mal nicht fällt und attackieren den Korb mehr.“ – Tim Coleman, Forward der MLP Academics.

Für die MLP Academics Heidelberg spielten: Mike McGuirl 17 (3 Dreier), Tim Coleman 16 (3), Vincent Kesteloot 15, Bennet Hundt 11 (3), Jeffrey Carroll 10 (2), Marcel Keßen 7 (1), Isaiah Whaley 6, Elias Lasisi 5 (1), Paul Zipser 4, Akeem Vargas 3, Niklas Würzner (DNP).

Tigers Tübingen: Jhivvan Jackson 26 (3 Dreier), Erol Ersek 11 (2), Mateo Šerić 11 (2), Jimmy Boeheim 10 (1), Kaodirichi Akobundu-Ehiogu 8, Timo Lanmüller 7 (2), Zaccheus Dark-Kelly 5 (1), Javon Ferguson-Masters 4, Daniel Keppeler 2, Gianni Otto, Till-Joscha Jönke.

Joachim „Jogi“ Klaehn
MLP Academics Heidelberg
Kommunikation und Medien

Zuschauer:innen: 2964
MLP Academics Heidelberg – Basketball mit Zukunft