Aufklappen
12. Februar 2021

Spitzenspiel im Duell der Systeme

Es war allen Beteiligten bewusst, dass die drei Auswärtsspiele in Serie eine große Herausforderung darstellen würden. Das angepeilte, unausgesprochene Ziel hierbei war, zwei aus den drei Partien siegreich zu gestalten, was auch beinahe geklappt hätte. Leider ging die Partie gegen die Kirchheim Knights bekanntlich denkbar knapp mit 91:90 an die Gastgeber. Umso wichtiger war dann der Sieg im letzten Spiel gegen die Tigers, zumal am Sonntag mit den Rostock Seawolves ein echter Brocken ins Haus steht. Verfolgen könnt ihr diesen Basketball-Leckerbissen wie gewohnt auf www.sportdeutschland.tv

Schmerzhafte Erinnerungen

Am 9. Dezember waren noch 3:45 Minuten zu spielen, als Shy Ely den Spielstand in der Rostocker Stadthalle in seiner unnachahmlichen Art per Korbleger auf das, so dachten sich wohl viele, vorentscheidende 86:78 für die Heidelberger stellte. Zuvor hatte vor allem Niki Würzner eine überragende Partie geboten und den Topscorer der Riesen von der Ostsee nahezu ausgeschaltet.

Doch weit gefehlt. Eine Verkettung unerklärlicher Fehler, nur teilweise durch die Abgezocktheit der Rostocker erzwungen, ließ die Führung dahinschmelzen und den Gastgeber an den Turnaround glauben. Mehrere unsportliche Fouls nach Ballverlusten nutzten die Seawolves, die in dieser Phase ebenfalls offensiv noch einiges liegen ließen, am Ende zu einem lautstark gefeierten 91:88 Sieg. Frenki sprach anschließend im Zug von der schwersten „sportlichen Niederlage“ seines Lebens.

Zurück zur Gegenwart: die Tiefe des „Allstar-Kaders“ wurde im Vorbericht des Hinspiels zu Genüge betont. Jede Position ist mindestens doppelt besetzt und die jeweiligen Backups wären bei 90% anderen Team wohl Starter. Der Tabellenführer, der vom ehemaligen Bundestrainer und mehrfachen deutschen Meister Dirk Bauermann trainiert wird, musste jedoch jüngst etwas Federn lassen. Nachdem man eine Siegesserie von sieben Siegen in Folge hinlegte, schwankte die Leistung der Mannschaft um Ex-Heidelberger Mitch Jost zuletzt. Hauptgrund hierfür sicherlich ein enormes Verletzungspech. So fielen die beiden (wohl) besten Spieler Ronalds Zakis und Behnam Yakhchali gleich mehrere Wochen aus, was Sportdirektor Jens Hakanovitz zum Anlass nahm, mit Keith Wright (Ersatz für Zakis), Jarelle Reischel (ein ehemaliger BBL Spieler) und zuletzt auch den Scharfschützen Tyler Nelson gleich drei Spieler nachzuverpflichten.

Niklas Würzner setzte Yakhchali im Hinspiel mächtig zu und spielte eine erstligareife Verteidigung. Diese Energie braucht es vom gesamten Team, soll es mit dem Sieg was werden

Aufstiegshelden und BBL Veteranen

Auf den deutschen Positionen verfügen die Seawolves über reichlich Qualität. So kommen Brad Loesing, Sid Marlon Theis, Jarelle Reischel und Till Gloger zusammen auf über 400 Einsätze in der easycredit BBL. Sie bilden gemeinsam mit Michael Jost (Kapitän) das deutsche Grundgerüst. Auch Point Guard Chris Carter hat bereits erstklassig gespielt und in der vergangenen Saison den Chemnitzern maßgeblich zum Aufstieg verholfen. Bestimmt hätten die Sachsen nichts gegen eine Vertragsverlängerung des sympathischen US Amerikaners, der mittlerweile passabel deutsch spricht, gehabt. Das Angebot der Seawolves schien jedoch verlockender.

Diese Personalstrategie, zumal kolportiert wird, dass die beiden genannten verletzten Spieler Zakis und Yakhchali wieder einsatzfähig sein sollen, verdeutlicht die Ambitionen der Korbjäger von der Ostsee. Der Aufstieg soll es sein. Das ist auch der Anspruch eines Dirk Bauermann, der sich hierfür extra den ehenmaligen Headcoach der Gladiators aus Trier Christian Held an seine Seite geholt hat. Dieser musste nach der ein oder anderen Spielsperre gegen Bauermann für diesen einspringen und bewies, dass er mehr als nur ein Co-Trainer sein kann. So auch beim Heimsieg zuletzt gegen die Kirchheim Knights.

Kontrollierte und effiziente Offense

Wer Dirk Bauermann in der Vergangenheit verfolgt hat, erkennt seine Handschrift: Kontrolle über das Spiel. Selten wird man seine Mannschaften schnell, unstrukturiert oder gar wild spielen sehen. Zwar kommen die Gäste auf fast 90 Punkte pro Spiel, was aber maßgeblich daran liegt, dass sie die beste Dreier- und die beste Freiwurfquote der ganzen Liga haben. Außerdem produzieren sie die wenigsten Ballverluste. Die Folge sind 1,1 Punkte im Schnitt pro Angriff. Der geneigte Leser ahnt: ebenso Bestwert in der Liga.

Es wird wohl darauf ankommen, wer seinen Spielstil besser durchsetzen beziehungsweise dem anderen aufzwängen kann. Kommen die Academics mit ihren schnellen Guards ins Laufen und treffen sie Schützen hochprozentig, kann die Revanche gelingen. Hierzu muss jedoch auch die Verteidigung deutlich aggressiver zu Werke gehen als zuletzt