Gut begonnen, ziemlich nachgelassen und am Ende wieder großartige Moral bewiesen: So lässt sich die Vorstellung unserer MLP Academics Heidelberg im Testspiel gegen die MHP RIESEN Ludwigsburg zusammenfassen. Auf der Anzeigetafel stand nach 40 Minuten unter Wettkampfbedingungen ein 94:101 (27:26, 20:27, 19:25, 28:25). Vor 265 Fans im Olympiastützpunkt Rhein-Neckar spiegelte das die Kräfteverhältnisse eines intensiven und wechselhaften Duells der badisch-schwäbischen Bundesliga-Rivalen wider. Die Korbjagd machte jedenfalls Lust auf mehr und die Ende September mit Spannung erwartete BBL-Saison.
„Das sind genau die Spiele, die wir in der Preseason brauchen“, bilanzierte Headcoach Joonas Iisalo den schwungvollen Härtetest, „wir wollen gegen gute Teams antreten. Ludwigsburg hat sehr aggressiv verteidigt und zu Beginn des dritten Viertels waren wir down. Zufrieden bin ich mit unserer Mentalität und den letzten 15 Minuten meiner Mannschaft.“
Bis auf Kapitän Akeem Vargas (Rippenprellung) und Samuel Schally (Training bei BIS Baskets Speyer) traten die MLP Academics in voller Besetzung an. Von Beginn an entwickelte sich eine sehr physische Partie, die zunächst unser Team dominierte. Flott lag man mit 6:0 (2. Minute) und 13:7 (4.) vorne. Geprägt von harter Defense und vielen guten Distanzwürfen – insgesamt flutschten 17 Dreier allein in der ersten Hälfte durch die Reuse – sahen die Zuschauer ein High-Speed-Game auf beiden Seiten. Bei den Academics überzeugten zunächst Tim Coleman und Jeffrey Carroll am meisten, flankiert vom ruhig und korbsicher agierenden Marcel Keßen. Joonas Iisalo gab jedem Profi die Chance, sich vor heimischer Kulisse in der Trainingsstätte OSP zu präsentieren. Bis auf „Rookie“ Evan Rietsch.
Bei den Gästen aus der Barockstadt zeigten die beiden Amerikaner Deion Hammond (vorher Leiden Basketball) und Jayvon Graves (Limoges CSP) eine klasse Leistung und avancierten mit jeweils 21 Zählern zu den besten Punktesammlern. Unsere „Jungs vom Neckar“ blieben lange Zeit auf Augenhöhe. Erst vor dem Halbzeitpfiff konnte sich Ludwigsburg einen kleinen Vorsprung (53:47) verschaffen.
Während die Schwaben direkt nach dem Wechsel an diese starke Phase anzuknüpfen vermochten, brachen unsere Academics leider konditionell ein. Beim 49:69 (25.) schien alles auf eine klare Angelegenheit hinzudeuten, der Unterschied im Energielevel war unübersehbar. Gerade zu einem Zeitpunkt, der wenig Hoffnung auf ein achtbares Ergebnis ließ, rappelten sich die Schützlinge von Joonas Iisalo auf. Diese Resilienz führte dazu, dass sich unser Team aufopferungsvoll über 76:83 (34.) und nach einem Dreier von Bennet Hundt auf 82:85 (36.) herankämpfte. Plötzlich agierten die MHP RIESEN nicht mehr so griffig und konsequent und hätten das Spiel sogar fast noch aus den Händen gegeben, hätte ein Dreierversuch von Elias Lasisi beim Stand von 91:95 – 22 Sekunden vor Schluss – ins Ziel gefunden. Schließlich retteten sich die Gäste, trotz nun frenetischer Unterstützung der Academics-Fans im OSP-Oberrang, bis zum 94:101-Endstand über die Ziellinie.
Gerade die Steigerung von Mike McGuirl in den Vierteln drei und vier sollte dem neuen Guard Mut und Selbstvertrauen geben. „Es ist die erste Saison für Mike in einer härteren Liga“, so Iisalo verständnisvoll und zugleich happy, „es ist ein Prozess mit ihm. Mike ist sehr hungrig zu lernen und ab der 25. Minute hat er prima gespielt.“ Spiegelbildlich zur Leistung der gesamten Mannschaft, bei der hundertprozentig die Mentalität stimmte.
Wie aussagekräftig letztlich solche Spiele sind, darüber lässt sich naturgemäß trefflich streiten. Tatsache ist: Es bedarf eben der knallharten Wettbewerbssituation, die für unsere MLP Academics am 9./10. September beim hochkarätig besetzten Turnier in der französischen Kleinstadt Luxeuil-les-Bains adäquat fortgesetzt wird. Dort sind Cholet Basket, JDA Dijon Basket und SIG Straßburg am Start. Drei französische Traditionsvereine der Ligue Nationale de Basket (LNB Pro A), die jeweils über hohe Qualität auf dem Parkett verfügen. „Wir wollen Wettbewerb, um die nächsten Steps in unserer Entwicklung machen zu können“, konstatierte Joonas Iisalo.
Recht hat unser finnischer Trainer. Nach dem Aufgalopp im Pokal beim BBC Bayreuth geht es in der BBL nämlich gleich mächtig zur Sache. ALBA Berlin, Rostock Seawolves und EWE Baskets Oldenburg heißen die drei Auftaktgegner. Diesbezüglich können Erfahrungen wie gegen die ambitionierten MHP RIESEN sehr, sehr hilfreich sein.
Für die MLP Academics Heidelberg spielten: Jeffrey Carroll 9 Punkte (2 Dreier), Mike McGuirl 16 (1), Paul Zipser 9 (2), Tim Coleman 17 (3), Isaiah Whaley 10 (1), Vincent Kesteloot 10 (2), Elias Lasisi, Marcel Keßen 13 (1), Bennet Hundt 7 (1), Niklas Würzner 3 (1), Evan Rietsch (DNP).
MHP RIESEN Ludwigsburg: Desure Buie 13 (2), Jayvon Graves 21 (5), Deion Hammond 21 (4), Jacob Patrick 3 (1), Johannes Patrick 3 (1), Elijah Childs 7, Jaren Lewis 13 (1), Yorman Polas Bartolo 4, Ben Vander Plas 6 (2), Jonathan Bähre 6 (1), Eddy Edigin 4, Dominykas Pleta (DNP).
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Joachim „Jogi“ Klaehn
MLP Academics Heidelberg
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Fotos: Lukas Adler