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15. Oktober 2023

SYNTAINICS MBC gegen MLP Academics: Pokalaus nach einer Nervenschlacht

Die Pokalambitionen müssen in der diesjährigen Saison begraben werden. Die MLP Academics Heidelberg zogen am Sonntag nach einem neuerlichen Nervenkitzel und einer klaren Steigerung im Schlussviertel erneut den Kürzeren. Gastgeber SYNTAINICS MBC gewann vor 1.500 Zuschauern in der Stadthalle Weißenfels mit 98:94 (24:22, 26:17, 25:25, 23:30) und erreichte verdientermaßen das Viertelfinale des BBL-Pokals, weil die Sachsen-Anhaltiner über weite Strecken abgeklärter und effizienter agierten. Für unsere Jungs vom Neckar bleibt nichts anderes übrig, als nach dem erfolgreichen Pokalauftakt in Bayreuth (89:82) und vier recht knappen Pflichtspielniederlagen hintereinander den Fokus nach vorne zu richten und die sehnsüchtig erwarteten ersten Pluspunkte in der easyCredit Basketball Bundesliga am kommenden Samstag (20 Uhr) beim Aufsteiger Tigers Tübingen in der Paul-Horn Arena zu ergattern.

„Wir müssen erneut über Details reden“, sagte hinterher Heidelbergs bester Akteur Vincent Kesteloot, der sich über seine starke Vorstellung nicht wirklich freuen konnte, „wir sind alle traurig.“ Eine typische Reaktion des 28-jährigen Belgiers und Teamplayers, für den der Mannschaftserfolg über allem steht. Entscheidend war im gefürchteten „Wolfsbau“, dass die Gäste abgesehen von den ersten vier Minuten fast ständig einem Rückstand hinterherliefen.

Hoffnung keimt zweieinhalb Minuten vor Schluss auf

Bis auf zwei Spielsequenzen, als drei verwandelte Freiwürfe von Elias Lasisi das 32:32 (15.) und nach einem Drei-Punkt-Spiel von Mike McGuirls das 88:87 (38.) exakt 2:32 Minuten vor Schluss bedeuteten. Da keimte zurecht große Hoffnung auf, doch selbst in diesem kritischen Moment blieben die „Wölfe“ eiskalt und konterten die späte Heidelberger Aufholjagd mit einem Dreier des ehemaligen Academics-Profis Stephon Jelks und einer Eins-gegen-eins-Situation, die Charles Callison nervenstark in der Zone mit dem 93:87 abschloss. Isaiah Whaley (zum 93:89), Tim Coleman (zum 95:92 per Dreier) und schließlich Jeffrey Carroll (zum 96:94) brachten die Kurpfälzer jeweils auf Schlagdistanz, doch es lief ihnen die Zeit davon und Diante Baldwin machte mit seinen zwei verwandelten Freiwürfen zum 98:94 – eine Sekunde vor Schluss – den Deckel drauf, so dass selbst ein finaler, das Ziel verfehlender Dreier von „Jeff“ Carroll, der auf die Ringkante sprang, nicht mehr das Pokalaus hätte abwenden können.

Die Gründe für das knappe Scheitern sind schnell gefunden. In der ersten Hälfte und bis zur größten Punktedifferenz (64:48, 24.) lag es vornehmlich an der anfälligen Defensive. Die starken Individualisten des MBC, insbesondere Johnathan Stove, Diante Baldwin und Kostja Mushidi, hatten oft einen Tick zu viel Platz. Vor allem gegen die geschickten Backdoor-Cuts der Weißenfelser besaßen die MLP Academics kein wirksames Gegenmittel. Und, das muss man der Truppe von Headcoach Predrag Krunić bescheinigen, sie spielte ihre Systeme konsequent und auf hohem Niveau zu Ende und kam dadurch zu vergleichsweise einfachen Punkten. Als die euphorisierten Hausherren auf 16 Zähler davonzogen, stimmte alles. Ballbewegung, Extrapässe und viel Geduld sorgten für ein vermeintlich komfortables Polster.

Bis ganz zum Schluss nie aufgesteckt

Hervorzuheben gilt, dass die Gäste nie aufsteckten und ihr kämpferisches wie spielerisches Potenzial in die Waagschale warfen. Ein unsportliches Foul von Stove an Carroll (33.) sollte das Signal zum Aufbäumen gegen die drohende Niederlage sein. Aus einem 80:66 für den MBC wurde ein 80:76 – allein acht dieser zehn Punkte markierte in dieser Phase Carroll. Sehr erfreulich, dass Linkshänder Tim Coleman ein verheißungsvolles Comeback feierte. 16 Punkte, fünf Rebounds und drei Assists in 16:33 Minuten Spielzeit – gar keine Frage, die physische Spielweise des Amerikaners wird den Universitätsstädtern in den Partien gegen Tübingen, Hamburg, Bamberg und Würzburg enorm helfen.

Unverändert verbesserungswürdig sind die Quoten. In allen Teilbereichen trafen die „Wölfe“ besser als unsere MLP Academics: Zweier 68,6/58,3 Prozent, Dreier 39,3/24,2 und Freiwürfe 85/82,4 gingen bilanztechnisch an den SYNTAINICS MBC, die Parameter Rebounds (34/37) und Turnover (14/11) an die Gäste. Maßgeblich waren die Dreier, die Roten trafen nämlich drei mehr (11/8) als die Blauen.

Damit erreichten die Weißenfelser gemeinsam mit Vechta, Chemnitz, Ulm, Bonn, Bamberg, München und Berlin das Pokal-Viertelfinale, das am 9. und 10. Dezember ausgetragen wird. Das lukrative Top-Four-Turnier ist für den 17. und 18. Februar 2024 terminiert.

Dass sich die MLP Academics nicht mehr im Wettbewerb befinden, ist bedauerlich. Freilich steht die reguläre Saison in der BBL ohne Wenn und Aber im Mittelpunkt. Es gilt den gordischen Knoten zu lösen. Ganz bestimmt wird der erste Ligatriumph der Mannschaft jene Leichtigkeit und Zuverlässigkeit geben, die im Augenblick noch nicht konstant genug vorhanden ist. Es fehlt ja gar nicht viel, um sich selbst zu belohnen. Am Besten zeitnah in der Hölderlinstadt Tübingen …

Stimmen zum Spiel:

„Glückwunsch an den SYNTAINICS MBC. Sie waren das konstantere Team. Wir haben in der zweiten Halbzeit zu spät ins Spiel gefunden, als der Rückstand schon groß war. Für die Wende hat uns dann die Energie gefehlt. Der MBC hat aber auch sehr gut gespielt, speziell in der Offensive und in der Zone.“ – Joonas Iisalo, Headcoach der MLP Academics.

„Ich freue mich über unsere Leistung, den Sieg und den Einzug ins Pokal-Viertelfinale. Die Mannschaft hat die richtige Reaktion auf die Niederlage in Bonn gezeigt und von der ersten Sekunde an hervorragend gekämpft. Die Zuschauer haben uns klasse unterstützt und uns in kritischen Phasen des Spiels viel Rückhalt gegeben.“ – Predrag Krunić, Headcoach des SYNTAINICS MBC.

„Jeder ist enttäuscht und frustriert. Wir wollten dieses Spiel heute gewinnen und nach unserer Niederlagenserie zurückschlagen. Am Anfang waren wir nicht energisch und fokussiert genug. In der zweiten Halbzeit haben wir gekämpft, haben die 50:50-Bälle geholt und sind mehrmals von einem zweistelligen Rückstand zurückgekommen. Ich bin ein Teamplayer und versuche alles für das Team zu geben. Ich hätte heute lieber gewonnen als persönlich ein gutes Spiel zu machen.“ – Vincent Kesteloot, Topscorer der MLP Academics.

„Das war eine sehr enttäuschende Niederlage. Wir haben uns einen Sieg vorgenommen, als wir hierher gekommen sind. Wir haben nicht genug Energie gebracht und nicht genug Intensität auf dem Feld gelassen. Die 50:50-Bälle sind an den MBC gegangen, sie hatten zu viele zweite Chancen und haben zu viele Offensivrebounds bekommen. So kann man das Spiel nicht gewinnen. Daraus müssen wir lernen, nächste Woche ist ein wichtiges Spiel gegen Tübingen, da müssen wir eine ganz klare Antwort und ein anderes Gesicht zeigen, mehr Energie auf das Feld bringen und härter spielen.“ – Bennet Hundt, Playmaker der MLP Academics.

Für die MLP Academics Heidelberg spielten: Vincent Kesteloot 19, Jeffrey Carroll 17 (3 Dreier), Tim Coleman 16 (1), Mike McGuirl 12, Bennet Hundt 9 (1), Isaiah Whaley 7 (1), Paul Zipser 5 (1), Elias Lasisi 5, Marcel Keßen 3 (1), Niklas Würzner 1, Akeem Vargas.

SYNTAINICS MBC: Johnathan Stove 21 (4), Diante Baldwin 15, Kostja Mushidi 15 (3), Martin Breunig 15 (1), Charles Callison 9 (1), Stephon Jelks 8 (1), John Bryant 7, Chris-Ebou Ndow 6 (1), Ralph Honnou 2, Hendrik Warner (DNP), Moritz Heck (DNP), Stefan Bircevic (DNP).

Joachim „Jogi“ Klaehn

MLP Academics Heidelberg

Kommunikation und Medien

Fotos: Andreas Bez

Zuschauer:innen: 1500
MLP Academics Heidelberg – Basketball mit Zukunft